Sette • 491 JÜDISCHE RUNDSCHAU Nr . 101 , 20 . XII . 1932 Ausgabe dieser Touristen - Visen Mißstände herausgebildet haben , die von weitsichtiger zionistischer Politik be - kämpft werden müßten , wogegen es den Anschein hat , als ob manche hohe zionistische Würdenträger nicht ganz unschuldig an diesen Dingen wären . Die Jewish Agency , die vor der Regierung verantwortlich ist , hat das größte Interesse daran , daß die Einwanderung von ihr kontrol - liert bleibt . Die Spekulation in Palästina aber , vor allem das Hinauftreiben der Bodenpreise , die Konkurrenz der unzähligen Agenten und Subagenten , die Unvorsichtigkeit gewisser Engagements usw . bringen nicht nur Gefahren für die beteiligten Einzelpersonen mit sich , sondern für das ganze palästinensische Leben . Man könnte ja auf dem Standpunkt stehen und hört diese Meinung zu - weilen , den Zionismus brauche es nicht zu kümmern , wenn Leute unvorsichtig und unwirtschaftlich Geld in Palästina anlegen ; ein Zusammenbruch solcher Unter¬ nehmungen bedeute nur privates Mißgeschick , biete aber einem Dritten die Möglichkeit , für billigen Preis das Unternehmen zu erwerben und dann wirklich rentabel zu machen . In einem kleinen Land wie Palästina sind aber die Maschen des Wirtschaftsnetzes viel engere und jede wirtschaftliche Erschütterung greift auf die Allgemeinheit über . Wenn es in solchem Fall zu Stockungen und Arbeitslosigkeit kommt , so darf man nicht davon reden , daß hier eben eine Krise ein getreten sei , wie sie andere Länder auch haben , denn Palästina ist nach zionistischer Vorstellung ein Ein wände - rungsland , und wenn die Einwanderung ins Stocken gerät und eine schwere Depression um sich greift , dann können solche Entwicklungen für den Zionismus in viel höherem Maße folgenschwer werden . Die Stimme der Jewish Agency ist leider überhaupt nicht vernehm - bar . Noch liegen keine ausführlichen Berichte über den Besuch der Präsidenten Sokolow und Motzkin vor , der sicher Anlaß zu grundlegender Stellungnahme der in Palästina versammelten Exekutive gegeben hat ; aber wir fürchten , daß die Gelegenheit nicht zu einer eindrucks - vollen Kundgebung benützt wurde , die — sich über die üblichen Phrasen erhebend — die ״Wahrheit über Erez - Israel “ verkündet und an den Realitätssinn des Volkes appelliert . Neben solcher moralischer Einwirkung — Zwangsmittel besitzt sie nicht — hätte die Agency noch die überaus wichtige Aufgabe , durch eine sehr vor - sichtige und zurückhaltende Finanzpoli - tik für kommende Schwierigkeiten vorzusorgeti . Denn es kann sein , daß im nächsten oder übernächsten Jahr überaus verantwortungsvolle organisatorische Aufgaben auf die Exekutive fallen werden . Wir glauben sogar , daß trotz der ungeheuren finanziellen Bedrängnis , die durch die geringen Einnahmen des Keren Hajessod und durch das Versagen Amerikas verursacht ist , die Exe - kutive die Aufgabe hätte , mit der Anlage einer Re - serve zu beginnen , zumindest aber ihren Kredit für die Zukunft offen zu halten . Statt dessen hörten wir , daß Maßnahmen getroffen werden , die jede finanzielle Bewegungsfreiheit für 1934 und zum Teil schon 1935 verstopfen . Und diese Finanz - und Wirtschaftspolitik der Exekutive wird verdeckt von dem Nebel einer Pro - paganda , die von der durch einwanderndes Kapital ver - ursachten Blüte Palästinas als von einer sicheren Zu - kunftsbasis spricht . Wie in ihrer Wirtschaftspolitik , so scheint uns auch in ihrer Politik die Exekutive zu wenig weitsichtig und elastisch zu sein . Auch auf diesem Gebiet hört man ein Schlagwort : England hat seinen Kurs zugunsten der Zionisten geändert , der neue High Commissioner ist ausgesprochen zionistenfreundlich . Auch diese Fest - Stellung ist ebenso richtig wie die von der Wirtschafts - blüte Palästinas , aber auch sie darf nicht aus ihrem Zusammenhang losgerissen werden und zu einer Formel erstarren , die von Mund zu Mund geht . England hat , schon weil andere , brennendere englische Sorgen sich dazwischen schoben , den Kurs des Passfield - Regimc ab - gebrochen , und der neue High Commissioner hat durch seine kluge und ruhige Haltung viel zur Entgiftung der Atmosphäre beigetragen . Aber man darf nicht ver - gessen , daß das erste Jahr Wauchopes gewissermaßen ein Studienjahr war , wo außer der laufenden Routine keine neuen Maßnahmen eingeleitet wurden . Der High Commissioner hat aber das Ziel , in seiner Amtszeit grundlegende Reformen durchzuführen : Behebung der Fellachennot , Steuerreform , lokale Selbstverwaltung , Er - ziehungsvcrwaltung , vielleicht Verfassungsreform , jeden - falls Versuch eines arabisch - jüdischen Ausgleichs . Die zionistische ( ) Öffentlichkeit neigt zu der Meinung , daß jetzt der Moment gekommen ist , alle jüdischen Forde - rungen aufzurollen , da ein so guter High Commissioner nicht mehr kommen wird . Gewiß könnte man unter Wauchopes Regime viel erreichen ; aber nach unserer Meinung darf man die Freundschaft des High Com - missioners nicht als Dogma hinnehmen . Wir haben schon bei vielen englischen Freunden die Erfahrung gemacht , daß sie durch eine ihnen unverständliche In - transigenz der jüdischen Haltung allmählich in ihren Sympathien für die Juden wankend wurden . Wenn es zu wirklich entscheidenden Fragen kommt , dann wird es zu einem guten Teil von der jüdischen Haltung ab - hängen , ob der High Commissioner unser Freund bleibt oder nicht . Darum wäre nichts verfehlter , als den poli - tischen Vertretern des Zionismus in kurzsichtiger Weise die Hände zu binden . Heute sehen wir bereits , daß der Druck der öffentlichen Meinung sich auswirkt . Der der Linken angehörende politische Dezernent der Palästina - Exekutive nimmt in manchen Fragen eine ebenso starre und negative Haltung ein wie seine innerpolitischen Gegner , die ihn gern als Kompromißler darstellen möcli - ten . Weiß er nicht , wie bedenklich dieses Verhalten sein kann ? Auch die Erkenntnis des Zusammenhangs aller Pa - lästinafragen mit der arabischen Realität läßt noch viel zu wünschen übrig . Wir stehen hier wieder vor jenem verhängnisvollen Konnex von Politik und Propaganda , aus dem ein Ausweg nur dann möglich wäre , wenn man sich von Vorurteilen befreit und die Realität prüft wie sie ist . Da wir im nächsten Jahr einen Kongreß haben , besteht das denkbar stärkste Interesse , die einzelnen Komplexe der zionistischen Arbeit schon jetzt aus ihrer Verflechtung mit propagandistischen Sehlagworten los - zulösen und in ihrer sachlichen Realität zu erkennen . Warnung vor drohendem Chaos Die Zuit & nde in Palästina Von Mosche Smilansky , Rechoboth . In der letzten Nummer der Kolonisten - Zeitsclirift ״Bou - s t e n a i “ veröffentlicht Mosche Smilansky einen Alarmruf , worin er die gegenwärtige chaotische Lage in Palästina infolge der ungeregelten Einwanderung schildert . Ls scheint mir , schreibt er , daß wir vor einer neuen Auflage der Vierten Alijah mit allen ihren verhängnisvollen Folgen stehen . Die Kennzeichen der Alijah sind heute folgende : Anhäufung der Gelder in den Banken ohne die Möglichkeit , sie in sicheren und rentablen Unternehmungen anzulegen ; fieberhafter Häuserbau ; Steigen der Mietspreise ; Konzentrie - ritng vieler Arbeiter im Baugewerbe und Vermehrung der kleinen hauptsächlich für diese Arbeiter bestimmten Kauf - Eiden . Und um all dies herum der Schrecken und Teufels - tanz einer schmählichenSpekulation in Grund - stücken und schmutzigen Geschäften aller Arten von Agen - ten . Dies ist das in die Augen springende Bild der Alijah in den Städten . Und im Dorf ? Dieselbe Sache in etwas veränderter Fassung : Konzentrierung in den bestehenden Ko - lonien , Beschränkung auf den einen einzigen Erwerbszweig , Steigerung des Bodenpreises zum hellen Wahnsinn , auf das Dreifache jedes wirtschaftlich gerechtfertigten Preises . Und auch hier um all dies herum der Schrecken der Spekulation und das Treiben der Agenten . Freilich gibt es auch einige Lichtblicke in den Städten und im Dorf . Neben den vielen Häusern in den Städten , die ihren Erwerb von ihrer Umgebung nehmen wollen , werden auch einige Fabriken gebaut , die ihrer Umgebung Erwerb geben wollen . Auch in den Dörfern gibt es einzelne Versuche , die nutzbare Fläche zu erweitern , auf diese Weise die Preissteigerung herabzudrücken und auch die Kulturen etwas zu variieren . Aber diese wenigen Lichter f ehen in einem Meer von Finsternis unter . Woher sollen die liefen , auf die die Häuserbauer hoffen , gezahlt werden , wenn nicht neue Produktionszweige im Lande geschaffen werden , von denen die Mieter leben können ? Es ist fast unvermeidlich , dab eine Stockung im Häuserbau eintreten wird und dann werden tausende Arbeiter und hunderte Beamte und Kaufleute , die mit dem Baugewerbe verbunden sind , ar - beitslos werden . Sogar Beute in den Tagen der ״Blüte “ gibt es schon viele hunderte Familien , die auf keine Weise eine Erwerbsmöglichkeit finden können . Viele Beamte , die keine Stellung haben , viele selbständige Mittelständler und Landwirte , die infolge der schweren Zmsenlast verarmt sind , viele Einwanderer , die fälschlich glaubten , man könne in Palästina mit einigen hundert Pfund eine Existenz gründen und bereits die Hälfte ihres mitgebrachten Geldes aufgegessen haben . Wenn man irgendeine Stelle in Stadt oder Dorf aus - schreibt , melden sich Hunderte von Bewerbern und kämpfen mit allen Mitteln einer gegen den anderen , um die Stelle zu bekommen . Wenn das aber jetzt schon so Ist , wie wird es erst sein , sobald die ersten Zeichen eines Nieder - ganges eintreten ? Und der Niedergang muß ja kommen , wenn wir nicht alle unsere Kräfte aufbieten , um Präventivmittel anzuwenden . Der Verfasser führt dann aus , daß diesmal wahrscheinlich kein so plötzliches Versiegen des Einwande - rerstromes eintreten wird wie 1025 , einfach aus dem Grunde , weil die Verhältnisse in den Galuthländern sich so verschlechtert haben , daß die Juden zur Auswanderung ge - zwungen sind . Man soll sich aber mit dieser Feststellung nicht begnügen . Trotz der fortgesetzten Einwanderung wird schließ - lieh die Krise kommen , und wir fürchten , daß sie um so schwerer sein wird , je später sie kommt • Es ist die Frage aufzuwerfen , wer für die gegenwärtigen Zustände eigentlich verantwortlich ist . Verantwortlich kann nur eine Instanz gemacht werden , und zwar die Jewish Agency . Mag sie heute noch so unzulänglich sein , wir haben keine andere Instanz . Es kommt also darauf an , diese unsere höchste Behörde zu refor - mieren und sie für die neue Aufgabe geeignet zu machen . Um die Jewish Agency müssen sich alle unsere wirtschaftlichen Institute konzentrieren und sie mit prak - tischem Geist und Erfahrung erfüllen . Dann werden wir eine Instanz haben , die auch im Jischuw Autorität genießt und die der Zügellosigkeit und Unordnung im Lande und insbesondere auf dem Gebiete der Einwanderung Herr werden kann . Arbeitsnnrnhen ln Ness Ziona Jerusalem , 14 . Dezember . ( J . T . A . ) ln der Kolonie Ness Zion ah kam es zu einem Zusammenstoß zwi - sehen jüdischen und arabischen Arbeitern , der seinen Ausgangspunkt darin hatte , daß ein jüdischer Orangenzüchter in der Kolonie nur arabische auswärtige Ar - beiter beschäftigte und die jüdischen Arbeiter boykottierte . Die jüdischen Arbeiter stellten Streikposten vor den Eingang zu dem betreffenden Orangenhain , die die zur Arbeit kommen - den Araber überredeten , die Arbeit in diesem Haine nicht auf - zunehmen . Der Besitzer des Hains aber rief die sich bereits entfernenden arabischen Arbeiter zurück und befahl ihnen , die Arbeit aufzunehmen und sich durch die jüdischen Arbeiter in keiner Weise stören zu lassen . Bei dem Eintritt der arabischen Arbeiter in den Hain ereignete sich nun ein Zusammenstoß , bei dem tünf Juden und vier Araber leicht ver - letzt wurden . Die herbeigerufene Polizei verhaf - tete neun Mitglieder der jüdischen Streik - posten und mehrere Araber . Acht jüdische Arbeiter wurden zu je einem Monat Gefängnis verurteilt , Von den mitverhafteten Arabern wurde keiner verurteilt . Die Felsenburg Masada . In einem vom Erlanger Universi - tätsbund veranstalteten Vortragsabend im Kiinstlerhaus inNürn - berg sprach der Archäologe Geheimer Professor Schulten , der Entdecker von Tartessos und Erforscher van Numantia ( Spanien ) über seine diesjährige Expedition zum Toten Meer und der Felsenburg Masada , in der sich die letzte Szene des jüdischen Kampfes gegen die Römer abspielte . Schulten hat mit seinem Mitarbeiter General Laminerer während seines Aufenthaltes in Masada genaue Karten und Rekonstruktionen der Vcrteidigungs - und Belagerungswerke hergestellt . Die Rau - ten sind in dieser abgelegenen Gegend noch alle wunderbar erhalten und geben ein anschauliches Bild der römischen Be - lagerung , wie es sich sonst nirgends mehr bietet , Die ru $ sisch ~ paläsiine11si $ chen Wirtschaftsbeziehungen Die Beteiligung der Russen an der Aus - Stellung von T cl - Awiw hat nach einem Bericht der Moskauer Handelskammer die Nachfrage nach russischen Waren in Palästina gehoben . Der Bericht beschäftigt sich im Anschluß an diese Feststellung sehr eingehend mit der Frage , ob die Handelsbeziehungen zwischen Palästina und Rußland ausgestaltet werden können . Diese Beziehungen haben sich wertmäßig In den letzten Jahren folgendermaßen entwickelt ; J « hr Umsatz wert des russisch - palästinensischen Handels 1923 23 000 PC 1924 27 000 P £ 1925 75 000 P £ 1926 21 000 P C 1927 33 000 PC 1928 29 000 PC 1929 83 000 PC 1930 75 000 PC 1931 140000 PC Die Entwicklung zeigt also in den Jahren 1926 — 1923 einen sehr starken Einschnitt . Sie ging nicht der allgemeinen palästinensischen Außenhandelsentwicklung parallel . Auf dcut - sehe Mark berechnet hat die Einfuhr nach Palästina pro Kopf der Bevölkerung betragen : 1926 1927 1923 1929 1930 1931 172 M . 156 M . 169 M . 174 M . 162 M . 125 M . Auf der Ausfuhrseite beliefen sich die entsprechenden Ziffern auf 35 M . , 50 M . , 38 M . , 39 M . , 46 M . und 34 M . Der Außenhandelsumsatz Palästinas ( also Einfuhr und Ausfuhr zu - sammen ) ist auf den Kopf der Bevölkerung berechnet in den Jahren 1926 — 1930 ziemlich konstant geblieben , im Jahre 1931 ist er stark abgesunken , was aber lediglich auf den durch den allgemeinen Preisverfall bedingten Rückgang der Werte zurückzuführen ist . Trotzdem ist schon 1931 der Handel mit Rußland erheblich angestiegen und nach der oben zitierten Bemerkung der Moskauer Handelskammer dürfte er im Jahre 1932 nach der Ausstellung in Tel - Awiw noch weiter gc - stiegen sein . Es scheint den Russen viel daran zu liegen , die Handels - bcziehungen zu Palästina auch organisatorisch zu verbessern . Der Bericht der Handelskammer klagt darüber , daß das Fehlen diplomatischer und wirtschaftlicher Vertretungen der UdSSR , in Palästina ein arges Hindernis in der Entwicklung der Beziehungen sei . Palästinensische Firmen , die Ware ln Rußland kaufen wollen , müßten sich an die Handelsvertretung der Russen in Stambui wenden , wenn sie Beziehungen an - knüpfen oder grundlegende Informationen erhalten wollen . Das wird als ein sehr unerfreulicher Zustand bezeichnet . Außerdem seien aber mit aus diesem Grande palästinensische Importeure und Verbraucher nicht dazu imstande , schnell und ausreichend Muster für die Waren zu erhalten , die sie aus Rußland zu beziehen wünschen . Der Hinweis ist in mehr als einer Hinsicht interessant . Wenn man sich die Liste der Länder ansieht , nach denen Rußland im Jahre 1931 Ware exportiert hat , so findet man , daß " der russische Export nur nach einem Lande kleiner gewesen ist , als nach Palästina , nämlich nach der Schweiz . Er hat nur 44 000 Rubel betragen , das heißt also , wenn man die Goldwerte einsetzt , ungefähr 4500 £ . Gemessen an dein rassischen Gesamtexport , der noch 1931 , also bei stark ge - fallenen Warenpreisen , einen Wert von 811 Mül . Rubel hatte , sind das winzige Ziffern . Aber auch der Handel mit Palästina , der um gerechnet 1,3 Mill . Rubel betrug , spielt in diesem Ge - samtexport noch keine nennenswerte Rolle . Wenn die Russen sich jetzt trotzdem ״offiziös “ dafür einsetzen , daß sie Wirt - schaftlich in irgendeiner Form in Palästina vertreten sein wollen , so hat das zum Teil natürlich den Grund , daß sie den Aufstieg der palästinensischen Wirtschaft auch für sich fruktifizieren wollen . Neben diesem unmittelbaren Motiv spielen hier aber wohl auch noch größere Gesichtspunkte hinein . Die Russen haben erkannt , daß die palästinensischen Hafenstädte für die Versorgung des gesamten Nahen Ostens immer mehr Bedeutung erlangen . Es liegt ihnen daher daran , in Palästina nicht nur wegen seines eigenen Marktes , sondern auch wegen seines Hinterlandes vertreten zu sein . Ob die Russen daneben noch durch die Anbahnung engerer Handelsbeziehungen zu Palästina auch die Schaffung politischer Kanäle für möglich halten , kann in diesem Rahmen nicht erörtert werden . Die russische Ausfuhr nach Palästina hat sich bisher prak - tisch auf zwei Artikel beschränkt , nämlich auf Zucker und auf Hol z . Das Holz wurde in der Hauptsache in verarbeiteter Form , in Form von Orangenkisten , nach Palästina exportiert . Im Jahre 1931 hat man in Palästina damit begonnen , die Kisten aus importiertem Holz in größerem Umfange selbst herzu - stellen . Der Bericht der Moskauer Handelskammer nimmt von diesen Tendenzen nachdrücklich Notiz und erklärt , daß die Russen bereit seien , auch die unverarbeiteten Hölzer in jeder gewünschten Qualität und Menge zu liefern . Palästina würde durch den Bezug des russischen Holzes ״denkbar billig “ seinen Bedarf decken können . Weiterhin wird ein - dringlich der Bezug anderer ’ rassischer Materialien empfohlen , vor allem von Getreide und Saaten . Auch Erzeugnisse des russischen Fischfangs und der Konservenindustrie werden angeboten , ferner russisches Bier und russische Mine - rarwässer , wobei darauf hingewiesen wird , daß eine Reihe russischer Mineralquellen ja einem Teile der palästinensischen Bevölkerung aus eigener Erfahrung wohl bekannt sei . Beson - ders interessant ist ein Passus in dem Bericht , in dem es heißt : falls Palästina den Wunsch haben sollte , sich in gewissem Grade von der Einfuhr ausländischer Waren unabhängig zu machen und seine eigene Industrie und Landwirtschaft dem - entsprechend zu entwickeln , so könne Rußland ihm hierbei sehr weitgehend helfen , besonders durch die Lieferung von modern dürchkonstruierten landwirtschaftlichen Ma - sch inen , die bereits in der Türkei und Griechenland Ver - Wendung fänden . Es käme aber alles darauf an , daß die Wünsche der palästinensischen Wirtschaftskreise den Russen laufend bekannt gegeben würden , und hierzu sei es notwendig , daß die UdSSR , eine dauernde Vertretung in Palästina unter - hielten . Ob nun diese russischen Pläne in absehbarer Zeit durch - geführt werden oder nicht : es ist auf jeden Fall bezeichnend , daß die Russen sich neuerdings so sehr für den palästinen - sischen Markt interessieren . Man kann hierin wo " hl einen Beweis dafür erblicken , daß die Bedeutung Palästinas als wirtschaftliches Vorderland des Nahen Ostens von den Russen ziemlich hoch eingeseftätzt wird . Es wäre natürlich die Frage zu stellen , wieweit die Russen ihrerseits dazu bereit sind , größere palästinensische Käufe russischer Waren durch Bezug von Orangen und anderen palästinensischen Landeserzeug - nissen auch tatkräftig anzuregen . M . Isaac Naiditsch , ein intimer Freund Zlatopolskys , bildete ein Komitee zur Ehrung des Andenkens Zlato - p o l s k y s durch Eintragung seines Namens in das Goldene Buch des Jüdischen Nationalfonds und zur Schaffung einer Zlatopolskys Namen tragenden Schule in Palästina ! |