Nr . 101 , 20 . XII . 1932 JÜDISCHE RUNDSCHAU Seite 495 Aus den Gemeinden Der Dortmunder Skandal Von Max Berl und Irvin Fisher , Dortmund . Der jüdischen Öffentlichkeit des In - und Auslandes ist der Dortmunder Skandal durch die Presse bekannt geworden ( s , ״J . R . “ , Nr . 86 ) , und immer größere Kreise rücken von diesem unjüdischen Vorgehen entschieden ab . Nur die Dort - munder Liberalen und ihre Repräsentanten fügen zu den alten Verleumdungen noch neue hinzu . Da , vor allem der Vorstand der Dortmunder Synagogengemeinde , die bekannt gewordene , von ihm abgefaßte Eingabe an den Oberpräsidenten der Pro - vinz Westfalen nicht mehr abstreiten ka״n , versucht er seine Haltung durch eine völlige Entstellung der vorausgegangenen Tatsachen zu rechtfertigen . Das zwingt uns , noch einmal in aller Ocffentlichkeit , wenn auch kurz , auf die Vorgänge der letzten drei Jahre einzugehen . Die heute noch gültigen Satzungen der Synagogengemeinde Dortmund enthalten das Mehrheitswahlrecht ( unter Ausschluß der Frau ) , Abhängigkeit des Wahlrechts von der Steuer - leistung und dreijährige Karenzzeit für In - und Ausländer . Unser Kampf ging dahin , diese veralteten Satzungen durch demokratischere abzulösen , und wir traten daher für Proportio - nalwahlrecht , unabhängig vom Zensus , aktives und passives Frauenwahlrecht und Beseitigung der Karenzzeit ein . Da uns in Verhandlungen vor der * Wahl des Jahres 192 ) keine genügenden Zusicherungen gegeben wurden , lehnten wir da - mals eine Wahlbeteiligung ab und erhoben gegen die Wahl Einspruch , weil die Wahlliste Unrichtigkeiten aufwies . Auf Grund der bestehenden Satzungen wurde jedoch dieser Protest abgelehnt , aber die Behörden schlossen sich insofern unserem Einspruch an , als sie die Gemeinde zur Abänderung ihrer Satzungen aufforderten . Diesem sichtlich unangenehmen Er - suchen kamen Vorstand und Repräsentantenkollegium nur sehr zögernd nach , so daß die Regierung sogar feste Termine zur Einreichung des neuen Satzungsentwurfes vorschrieb . Als auch diese Maßnahme , trotz abgegebener Versprechen des Vorstandes , zu keinem Erfolge führte , sah sich die Regierung veranlaßt , die bereits angedrohte Nichtgenehmigung des Haus - haltsplanes in Kraft zu setzen . Eine weitere Verschärfung wurde vermieden , da in den kritischen Tagen der Regierung endlich der neue Satzungsentwurf zur Genehmigung ein - gereicht wurde . Auch dieser Entwurf enthält eine Reihe Un - billigkeiten , wie Pluralwahlrecht für Vorstand , weitestgehendes Vetorecht des Vorstandes , Ausschließung von Frauen aus dem Vorstand , Ernennung von vor 3 Jahren gewählten Stellvertre - tern zu Vollvertretern und ganz besonders die Verschlechterung der Satzung durch Neueinführung einer Ausländerkarenz von 5 Jahren soll , und offensichtlich dazu dienen , die augenblick - ! ich bestehenden Machtverhältnisse , entgegen dem wirklichen Kräfteverhältnis in der Gemeinde , für Tange Zeit zu stabili - sieren . Wir legten daher auch gegen diesen Entwurf bei der Regierung Protest ein , wobei wir wieder die Feststellung machen konnten , daß die Regierung , besser als Vorstand und Repräsentanz , sofort die Rechtlichkeit unserer Forderungen erkannte und eine Abänderung der strittigen Punkte wünschte . Als Antwort sandte der Vorstand die berüchtigte Eingabe . Es ist bezeichnend , daß die Verantwortlichen der Dort - munder Gemeinde nach Bekanntwerden ihrer Eingabe es nicht für nötig befunden haben , Ton oder Sinn abzuschwächen und keiner , auch der nicht direkt Beteiligten , ein Wort des Be - dauerns für angebracht hielt . Das Wichtigste war ihnen die Abwehrtaktik , die sich auf zwei Punkte erstreckte : 1 . Herab - Setzung des Gegners , der solch eine Eingabe zu entdecken und dann auch noch zu veröffentlichen wagte , und 2 . Dar - Stellung der eigenen Haltung als gerechte Entrüstung über die dauernde Provokation . Beide Punkte spielten die Haupt - rolle , als die ostjiidischen Vertreter die Behandlung der ganzen Frage in öffentlicher Sitzung forderten . In einer geheimen Sitzung wurde gegen höhere zionistische Beamte der mutmaß - liehe Verdacht einer unbefugten Einmischung bei den zustän - digen Regierungsstellen ausgesprochen . Und in öffentlicher Sitzung _ wurden geheimnisvoll , in eindeutiger Charalcterisie - rung , die Unterzeichneten verdächtigt , sich auf betrügerische Weise bei der Stadtverwaltung Einsicht in die Gemeindeakten verschafft zu haben . Da beide Beschuldigungen den Stempel der Verzweiflungslüge auf der Stirn tragen , dürfte selbst den liberalen Freunden des Vorstandes der Glaube daran sehr schwer geworden sein . Auch beim zweiten Punkt ihrer Ab - wehr passierte den liberalen Herren das Mißgeschick einer Fehlspekulation . Sie wollten aus unseren Eingaben und miind - liehen Besprechungen bei den Behörden die Berechtigung ihrer Eingabe nachweisen . Wie man sich allerdings dasjenige vorstcllt , was die Ungeheuerlichkeiten des Vorstandes ent - schuldigen könnte , ist uns noch bis heute schleierhaft . Jeden - falls waren wir guten Gewissens und damit einverstanden , daß unsere Eingaben öffentlich verlesen werden , worauf man dann bemerkenswerterweise verzichtete . In der öffentlichen Repräsentantenversammlung , die nach langem Zögern gewährt wurde , betonte der Vorstand , daß nach all den Jahren der vornehmen Zurückhaltung , die er auf unsere unerhörten An - griffe bei der Regierung geübt hatte , die Eingabe als berech - tigte Entrüstung aufzufassen wäre . Es würde zu weit führen , jede in dieser Sitzung geäußerte Entstellung der Tatsachen hier aufzuzeigen . Die , ,vornehme Zurückhaltung “ bestand aber darin , daß bereits im März 1931 gegen drei Stimmen bei einer Enthaltung Vorstand und Repräsentanz den Beschluß faßten , der Staatsregierung die zionistischen Kreise als Stören - friede hinzustellen , und weiter darin , daß am 24 . März 1931 der Vorstand an die Regierung ein Schriftstück sandte , in dem er von den ״völkisch eingestellten Zionisten spricht , die ihr Deutschtum verleugnen , während der überwiegende Teil der Gemeinde sich treu mit ihrem Deutschtum verbunden fühle “ , worauf in diesem Blatt schon hingewiesen wurde , usw . Das Bedauerlichste bleibt , daß unter den liberalen Mit - gliedern unserer Gemeinde und auch bei den liberalen Reprä - sentanten das Gefühl vorherrscht , daß jedes Wort der Ein - abe zu Recht bestehe , und daß ihnen selbst nach so langer edenkzeit , wo ihnen der Zorn der ersten Erregung nicht mehr als urteilstrübend zugebilligt werden kann , das ein - fachste Verständnis für jüdisches Gemeinschaftsbewußtsein ab - geht . Die Repräsentantenversammlung sprach mit einer Stimm - enthaltung gegen die Stimmen der ostjüdischen Vertreter daher dem Vorstand für diese Eingabe ihr Vertrauen aus und z ' vang damit die ostjüdischen Vertreter , von einer weiteren Mitarbeit abzusehen . Eine besondere Verschärfung wurde durch die Erklärung der ״Liberalen Vereinigung״ hervor - gerufen , die sich dazu verstieg , die Eingabe ihres Gemeinde - Vorstandes mit all ihren Folgen als bewußte Wahlpropaganda unsererseits auszulegen . Der Widerhall , den bisher die Dortmunder Angelegenheit in der jüdischen Welt gefunden hat , beweist die Bedeutung , die über den Rahmen eines Lokalstreites hinausgeht . Als ein - ziger Lichtblick in der Trostlosigkeit der unjüdischen Haltung bei den deutschen Liberalen erscheinen uns heute die Ansätze , die in liberalen Kreisen anderer Länder vorhanden sind . So wurde uns mitgeteilt , daß man bei den Liberalen Hollands die Haltung des hiesigen Vorstands scharf verurteilt und diese Art von jüdischer Gemeindepolitik als rückständig und den allgemeinen jüdischen Interessen abträglich empfindet , ja sogar als Gefährdung der begonnenen holländischen liberalen Arbeit ansieht . Vielleicht irren wir uns , und selbst die liberalen Juden in Deutschland verschließen sich nicht der Erkenntnis ihrer ausländischen , diesmal westlichen Gesinnungsgenossen , und lernen , daß die Verwaltung einer jüdischen Gemeinde auch jüdische Pflichten und jüdisches Verantwortungsbewußtsein nach sich zieht . BerlinerRepräsentanten - Versammlung ( Sitzung vom 15 . d . M . — S . auch erste Seite . ) Bei Beginn der Sitzung begründet Vorstandsmitglied Adolf Schoyer den Steuer - Entwurf : Dieser zerfällt iti zwei Teile . Im ersten Teil wird eine Aenderung des Statuts dahin beantragt , daß als Maßstab für die Besteuerung neben der Reichseinkommen - auch die Vermögenssteuer herangezogen , jedoch nur eine der beiden Steuern dem einzelnen Pflichtigen — und zwar die der Gemeinde günstigere — auferlegt werden kann . Im zweiten Teil wird Festsetzung der Steuerquote aut 13 » /o ( bisher 11 0 / 0 ) der Reichseinkommensteuer 1931 ( unter Freistellung von Einkommensteuern bis 75 RM . ) bzw . 30 « ö der ' Reichsvermögenss * euer voTgcschlagen . Die Steuereingänge 1932 werden etwa 4,3 Mill . RM . betragen und sind für 1933 aut 3,6 Mill . RM . zu schätzen . Alle tragbaren Einsparungen sind vollzogen , doch sind zahlreiche Ausgaben zwangsläufig , aut sozialem Gebiete sogar gestiegen . Das Defizit für 1932 beträgt eine Million RM . und muß noch vor Jah - resschluß und Beginn des neuen Etatjahres gedeckt sein . Trotz der Not muß , soll die Gemeinde sich nicht selbst aufgeben , die Steuerquote erhöht werden , zumal selbst 13 0/0 noch hinter dem Steuersatz aller anderen jüdischen Gemeinden in Deutsch - land Zurückbleiben . In der Vermögenssteuer ist eine neue , die breiten Massen kaum belastende Steuerquelle zu erschließen , die vor allem einkommenloses Vermögen treffen soll . Die Mehrein - gange auf Grund der Vorlage schätzt Schoyer auf 800 000 RM . für die Einkommen - und auf 200 000 RM . für die Vermögens - Steuer . Abschließend bittet Schoyer die Repräsentanten , der Verwaltung im Kampfe gegen Austritt aus Steuer - scheu zu helfen , und erwähnt , daß unter dem Eindruck der jüdischen Not auch manche den Weg zurück schon wieder ge - runden haben . Landgerichtsrat Rau ( Volkspartei ) hält eine unbegrenzte Festlegung aut die Vermögenssteuer im Statut für bedenklich und beantragt die vorläufige Beschränkung auf 1932 , zumal der Etat für das Steuerjahr längst verabschiedet sei . Verwaltungsdirektor Dr . Breslauer begründet die weit - gehende Fassung der Vorlage . Dr . Fleischer ( Liberal ) will zwecks schleuniger Regelung dem Zusatzantrage Rau nicht widersprechen . Der erste Teil wird mit dem Zusatzanfrage einstimmig angenommen . Zu Teil 2 kündigt Alfred B e rg e r als Sprecher der Volks - partei Stimmenthaltung an . Die Volkspartei verkenne nicht die Notwendigkeit großer Opfer für die Gemeinde , be - grüße auch den Mut des Vorstandes , den Etat im Interesse der Aermsten und der Sozialeinrichtungen zu überschreiten , sie mache aber ihre Zustimmung zu Teil 2 der Deckungsvar - Jage von der Sicher ung einiger Gr un d f 0 r de ru n - gen abhängig , die keineswegs Parteiforderungen seien : Er - richtung der nötigen Volksschulklassen zu Ostern ; angesichts der Schulnot der Staatenlosen und der hierdurch bedingten kulturellen Gefahren ; ausreichende Fürsorge für ostjüdische Einrichtungen und die Schule des Jüdischen Schulvcreins ; Sub - vention für den Bedeutsames leistenden ״Bar Kochba “ u . ä . m . Die Volkspartei will zugleich ihre Mißstimmung gegen den olitischen und personellen Kurs der Mehrheit 1 m Vorstande undtun , zumal die Vorlage erst gestern eingegangen und ihre Durchpeitschung doch mit den früheren Vorwürfen der Libe - raten gegen das Finanzregime Kareski unvereinbar sei . Die Liberalen hätten jetzt sogar interfraktionelle Besprechungen abgelehnt . Der Finanzdezernent Wilhelm Graetz bedauert diese Haltung der Volkspartei . Um Beunruhigung der Gemeinde und jeden Ansatz zum Steuerfluchtaustritt zu verhüten , sei ein ein - mittiges Votum geboten . Hans Goslar wünscht eine große Aktion zur Rückgewinnung fernstehender und aus häufig nich - tigern Anlaß ausgetretener Juden für die Gemeinde . Der Ge - meindevorsitzende K 1 e e m a n n kündigt Vorschläge im Sinne Goslars an . W o y tl a ( Üb . ) stimmt dem zu und appelliert an die Volkspartei , daraus die Folgerungen durch Annahme der Steuervorlage zu ziehen , zumal Etat und neue Ausgaben ein - stimmig beschlossen seien . Dr . Oskar Cohn ( Poale Zion ) stimmt der Vorlage zu , betont aber , daß hierin keine Zustim - mung zum allgemeinen Kurse des Vorstandes liege , den er nach wie vor bekämpfe . Berger verteidigt seine Stellungnahme nochmals mit der Sorge um die . jüdische Schule als Fundament jüdischer Zukunft . ln der Abstimmung wird Teil 2 der Vorlage mit den Stirn - men von Liberalen , Dr . Wiener ( Mittelpariei ) und Dr . Cohn ( Poale Zion ) bei Stimmenthaltung der Volks - partei angenommen . Eine lange erregte Debatte knüpft sich an die Vorlage des Vorstandes , nach der das unter Führung des übe - ralen Kultusausschusses im Preußischen Landesverband ge - schaffene ״Liberale Einheitsgebetbuch “ in der Synagoge ״F r i e - denstempel “ ( Halensee ) eingeführt werden soll . Die Vor - läge wird schließlich gegen Volks - und Mittelpartei bei Stimm - enthaltung von Dr . Cohn angenommen . Eine Vorlage auf Bevorschussung der nächst - jährigen Subvention für die Akademie für die Wissenschaft des Judentums wird einstimmig ange - nommen . Hierbei teilt der Gemeindevorstand durch Dr . Sand - ler mit , daß die akute Not aller jüdisch - wissenschaftlichen in - stitute , vor allem der Rabbinerbildungsanstalten , den Vorstand zu einer Sonderaktion veranlaßt habe , die in diesen Tagen die größten Existenzsorgen für die nächste Zukunft lindern werde . Dr . Wiener ( Mittelp . ) interpelliert ausführlich über die bei den Festgottesdiensten gemachten Erfahrungen und wünscht Abtragung äußeren Prunks , Verinnerlichung , Demokratisierung der Synagogenehren und Einstellung auf die Bedürfnisse der Jugend und auf die soziologische Umschichtung der Juden in Berlin zwecks Heranziehung wertvoller Kräfte . Wiener for - dert Vertiefung jüdischen Wissens und hebräischer Sprach - kenntnisse . Dr . Mayer ( Üb . ) schließt sich 1 m wesentlichen Wie - ners Wünschen an . Professor Brodetsky trat am 14 . Dezember eine Propa - gandareise an , die ihn durch eine Anzahl mittel - und osteuro - päischer Länder führen wird . Er wird in Warschau , Czernowitz , Kischinew , Bukarest , Budapest , Wien in öffentlichen Kund - gebungen sprechen und Beratungen abhalten , dann auf seiner Rückreise Berlin , Brüssel und Antwerpen besuchen , Eine Spinoza « Ausstellung der Jüdischen Gemeinde Am 15 , Dezember fand die Eröffnung der Spinoza - Ausstellung der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde statt . Die Ausstellung , die vom Bibliotheksdirektor Dr . Josef Meisl und dem Bibliothekar Dr . Rabinowicz arrangiert wurde , gibt ein Bild vom Leben und Denken Baruch Spinozas . Zur Er - offtiung hatten sich der gesamte Vorstand und fast alle Re - präsentanten der Gemeinde eingefunden . Die staatlichen Museen waren durch Prof . Kurth , die Universität durch Professor Hoecker , die jüdischen Vereinigungen und Institute durch ihre führenden Mitglieder vertreten . Vorstandsmitglied Dr . Aron Sandler begrüßte die Er - schienenen und führte dann u . a . aus : ״Es handelt sich um einen Versuch , das Leben und das Schaffen des jüdischen Philosophen Spinoza durch Vorführung von Buch - und Bildmaterial und von Urkunden dem Publikum lebendig vor Augen zu stellen . Die Ausstellung ist die einzige Spinoza - Ausstellung in Deutschland , die gelegentlich der Wiederkehr des 300 . Geburts - tages des Philosophen veranstaltet wird . “ Dr . Sandler gab einen Umriß der Ausstellung und fuhr dann fort : ״Da das Material in einer Art zusammengestellt ist , wie dies unseres Wissens bis - her noch nicht geschehen ist , so liegt ein wissenschaftliches In - tcresse vor . die " Zusammenstellung als solche literarisch festzu - halten . Von der Herstellung eines Katalogs haben wir aus Er - sparnisgründen abgesehen , jedoch wird alsbald für Interessen - ten , insbesondere für Bibliotheken , eine kurze Zusammenfassung des gezeigten Materials publiziert werden . Die Materialien für die Ausstellung sind in sorgfältiger und mühevoller Arbeit von dem Leiter der Gemeindebibliothek , Dr . Meist , und dem Bibliothekar , Dr . Rawidowicz , beschafft und bearbeitet worden . Ich spreche im Namen des Gemeindevorstandes und der Bibliothekskommission den genannten Herren hierfür unse - ren Dank und unsere Anerkennung aus . Die Materialien stammen zu einem Teil aus dem Eigen bestände der Gemeinde - bibliothek und des Jüdischen Museums der Gemeinde . Die schwere ■ Aufgabe , die seltenen Stücke herbeizuschaffen , wurde uns durch das Entgegenkommen und die freundliche Unter - Stützung von seiten der Besitzer der Dokumente erleichtert . Hierfür spreche ich namens des Gemeindevorstandes und der Bibliothekskonimission den Bibliotheken des In - und Auslandes , die uns unterstützt haben , in Berlin vor allem der Preußischen . Staatsbibliothek , der Universitätsbibliothek und dem Kupfer - stichkabinctt , sowie mehreren Privatpersonen , denen wir wert - volle Leihgaben verdanken , unseren Dank aus . Mit fach - männischer Beratung hat uns vor allem der Spinozaforscher und - Sammler Herr Dr . Carl Gebhardt in Frankfurt a . M . , dem wir außerdem wertvolle Leihgaben verdanken , unterstützt . “ Nach Dr . Sandlers Ansprache fand eine Führung du־׳ch die Ausstellungsräume statt . Eine außerordentlich große Reihe von Bibliotheken , wissenschaftlichen Instituten und Museen des In - und Auslands — alphabetisch geordnet , von Amsterdam bis Weimar — durch Leihgaben haben an dieser Ausstellung Anteil , ln der Ausstellung sind zahlreiche Urkunden , zum Teil im Ori - ginal , zum Teil in der Photographie , zu sehen , so u . a . die Uf - künde des gegen Spinoza gesprochenen Banns ( aus dem Archiv der portugiesisch - jüdischen Gemeinde Amsterdams ) , die Urkunde über das Verbot des Philosonliisch - Politischen Traktats , Doku - mente über wirtschaftliche Transaktionen Spinozas , der eine Zeitlang zusammen mit seinem Bruder ein Wechselgeschäft be - trieben hat , das berühmte Siegel Spinozas , Dokumente über seinen Nachlaß , Spinoza - Briefe in Originalhandschrift und fak - similiert , Originalhandschriften von Werken Spinozas , Bilder aus Spinozas Amsterdamer Zeit , darunter Spinozas Elternhaus , sehr viele Spinoza - Bildnisse ( unter ihnen auch die falschen ) , Bilder von Spinozas Freunden und Zeitgenossen , Spinoza - Ausgaben in allen Sprachen , darunter die mit falschem Autor - und Verleger « namen veranstaltete Erstausgabe des Traktats ; Goethes , Scho - penhauers , Leibniz ’ Handexemplare von Spinozabikhern mit Randbemerkungen der Besitzer , eine umfassende Sammlung Spinoza - Biographien , Spinoza - Romane , eine große Sammlung von Literatur über Spinoza in allen Sprachen , angefangen vom 17 . Jahrhundert , eine Handschrift von Charlotte v . Stein nach dem Diktat Goethes : ״Studien nach Spinoza “ , eine Sammlung ״Spinoza und das Judentum “ , eine Sammlung ״Spinoza in Deutschland “ , Spinoza - Ausgaben in Hebräisch und Jiddk־׳h , schließlich die auf Grund des Nachlaß - Verzeichnisses von Fk . Rawidowicz rekonstruierte Bibliothek Soi - nozas in denselben Ausgaben , wie sie im Spinoza - Haus׳ * zu Rijnsburg aufbewahrt werden . Die Ausstellung enthält Schriften und Urkunden von großem Wert , darunter mehrere Unika . Der Sinn der Makkabi - Bewegung Von Lord Melchett . Der zweite Lord Mehhett , Sohn von Sir Alfred Mond , wird dieser Torfe in Berlin Gast des Makkabi - Wrltverbnndes and der Z . V . f . D . sein . Der Mnhhnbi - Weltverhnnd stellt uns aus diesem An • laß einen Aufsatz Lord Mrlchetts zur V erjüqnng , dem die nach - stehenden Abs ! hnitte entnommen , sind . Der llauptteil des Artikels , der eine he ( feister te Schildernng der Mnkknbiah in Tel - Awitu ffibt , wurde weqrjehmen , da wir srtion mehrmals ausführliche Beschreihan • rjen dieses Sportfestes veriitfentlieht haben . Red . Der Ideengehalt der M a k k a b i b e w e g u n g ist sehr alt , und es scheint mir , daß er vor allem drei Dinge enthält : natürlicher Widerstand gegen Unterdrückung , physische und moralische Disziplin , Entwicklung von Mut zur Verwirklichung unserer Ideale . Kein Volk , das so wie die Juden gelitten hat , kann ohne Schaden für seinen Charakter bleiben , auch wenn es zur glei h n Zeit eine geistige Reinigung erfahren hat . Eine der gewöhnlich « sten und oftmals begründetsten Beschuldigungen unserer Feinde ist , daß es den Juden an Mut fehlt . Daß ein kleines Volk , die kleinste Rasse der Erde , in zweitausend Jahren der Verbannung und der Verfolgung die Kraft verloren hat , zurückzuschlagen , ist kein Wunder . Auf dem Makkabi , und auf dem Makkabi allein ruht die Verantwortung , diese Seite des jüdischen a - rakters zu ändern . Physische und seelische Bereitschaft geben einem Menschen die Macht , seinem Widersacher entgegenzu - treten . Sie geben ihm das Vertrauen zu sich selbst und die Geistesgegenwart , seine Erregung zu meistern und seine Kalt - blütigkcit zu erproben . Das geistige , seelische und physische Gleichgewicht ist von vitaler Bedeutung für ein Volk . Es ist die Arbeit der Makkabi - bewegung , der jüdischen Jugend diese Eigenschaften eindring - lieh und immer wieder anzuerziehen . Der Makkabi hat zur Auf - gäbe , jungen jüdischen Männern und Mädchen das Ideal eines vollkommenen Körpers nicht nur der Aestheiik wegen aufzu - zeigen , sondern vor allem die klassische Selbstbeherrschung durch Einsicht und Moral anzuerziehen , was allein durch sport - liehen Wettkampf und edle Leibesübungen erreicht werden kenn . So gesehen treten wir in eine neue Aera jüdischen Lebens ein . Die Makkabim haben in diesem Jahre zum erstenmal in der Geschichte , soweit mir bekannt ist , ein Weltsportfest in Tel - Awiw abgehalten . Ich war am ersten Tage anwesend , und es bot sich mir das anregendste und wunderbarste Schauspiel seiner Art dar , das ich je sah . Lasset uns unsere Energien zusammenfassen , den errun - genen Erfolg zu sichern und auszubauen , wurzelnd in den drei . ■ - ■ י ■ י י י״ " 6 |