haus, Versammlungsort, bet haknesset, bedeutet. Darum sei hier wiederholt der leichtfertigen Behauptung widersprochen, als ob der junge Herzl assimilatorisch erzogen worden sei, dass er viel­mehr ein weitaus erhabeneren Jugendeindruok vom Judentum er­halten hatte, als unsereins. Die Gemeinschaft Israels, in deren Mitte er die hebräischen Gebete um die wiederkehrende Glorie Jeruschalajims geflüstert hat, wurzelte noch im fetten Erdreich des Ghettos, war aber auch im Sonnenschein der politischen Frei­heit und in der brüderlichen Mitarbeit an dem mächtig empor- kommenden Staate zur seltenen staatsmännischen Reife gediehen. Das Bild des Prachtbaues, des Haupttempels in der Tabakgasse zeigt uns den herrlichen Hintergrund der Szene der Einführung Benjamin Seew ben Jakob Herzl in den Bund Abrahams und drei­zehn Jahre später als selbstverantwortliohes Mitglied seines ewigen Volkes. Es ist nicht ohne Nutzen für sein Volk, dass er in einer streng disziplinierten Betergemeinde erzogen worden ist. Ein we­nig beachtetes kleines Protokoll im Archiv der Pester Gemeinde über Tempelsitzverkäufe vom Herbst 1872, also um die Zeit der Barmizwa Herzls, verrät uns genau den Tempelsitz, auf wel­chem der Held des Tages, der schöne Dory, klopfenden Herzens stand, seinen ersten Anruf zur Thora erwartend. 39. Reihe, Nr. 61 (Das offizielle Stammbuch der Gemeinde weiss nichts davon). Die schöne Mama, die glückstrahlende, sass in der Frauenabteilung 1. Stock, 13. Reihe, Nr. 1.

Der erste Eindruck den der junge Simi (Simon Max Südfeld- Nordau) von jüdischem Leben erhalten hat, war weniger maje­stätisch, aber von desto innigerer, schwärmerischer Frömmigkeit. Es war das älteste noch heute bestehende Bethaus polnisch-sephar- dischen Ritus.

Die polnisch-sephardische Synagoge, wo Nordau als Kind gebetet hat. (Budapest, Kiraly ucca 6 .)

2