BEZUGSBEDINGUNGEN Oesterreich monatlich S 1.50, vierteljährig S 4.20, ganzjährig S 16.—; Polen monatlich Zloty 2.—. viei teljährig Zloty 6.~ ; Tschechoslowakei monaiHch Kc. 6.-, vierteljahrig Kc. 15 —; Jugoslawien monatlich Dinar 14.—, vierteljährig Dinar 40.—; Rumänien monatlich Lei 40.— vierteljährig Lei 120.—.
R E V U E
HERAUSGEBER: ROBERT STRICKER
BEZUGSBEDINGUNGEN: Deutschland monatlich Mark 1.— vierteljährig Mark 3.—; Bulgarien monat- lieh Lewa 20.—, v(ertel(ährig Lewa 60.—; Italien monatlich Lire 5.—, vierteljährig Lire 14.—: Schweiz und die übrigen Länder: monatlich Schwei/er Francs 1.50. vierteljahrig Schweizer Francs 4.50.
Redaktion und Verwaltung: Wien, IX. t Universitätsstraße 6—8 Telephons A25-2-82 — Erscheint reden Freitag
Jahrgang 3
Freitag, den 19. April 1929
Nr. 83
Billroths Stellung zur Judenfrage.
Seite 7.
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Alle im redaktionellen Teil befindlichen entgeltlichen Notizen sind durch ein beigefügtes E bezeichnet.
Aus dem Inhalt :
Robert Stricker: Das Netz reißt. Ferdinand Gregorovlus: Das Judenghetto ftn päpstlichen Rom. o. r.: Ein Denkmal für Theodor Herzl. Habimah und Zionismus. Aus der Wiener Judengemeinde. Der Judenhaß in Rußland. Der Kronzeuge von tisza-Eszlar. Die Ritualmordhetze. Aus dem Dschungel nach Europa. Aus Palastina.
Aus der Jüdischen Turn- und Sportbewegung.
Austritte aus dem Judentum.
Schalom Asch: Die Mutter. ,
Schailom Alechem: KpmpdlJinten. ~
. . ..Pdflstilaia, wie wir es-'S^eii.;.
Persönliche Rechenschaftsberichte
Ansprache Dr. Leopold Plaschkes', — Drei Palästänabetrachttinsen des Dr. Israel Waldmann.
— Robert Strickers Darstellung und Bekenntnis.
Die große Versammlung, zu der Samstag, den 13. April in dem Festsaal des Hotel Continental mehr als tausend Gäste erschienen waren, um die Referate über die erste Palästinareise des Verbandes der demokratischen Zionisten zu hören, wurde von Dr. L. Plaschkes eröffnet. Dr. Plaschkes führte, zunächst die Grundsätze des demokratischen Verbandes aus, die in der Reinhaltung des zionistischen Gedankens und des kämpferischen Charakters der reinen Idee vom Jndenstaat gipfeln. Anschließend an die Erklärung, daß die Reisegesellschaft, mehr als 50 Personen, die größte Gruppe sei; die nach der Balfour-Deklaration nach Palästina gekommen wäre,, dankte er den Ausführerin- nen des Reisegedankens und dem Reisemarschall sowie Frau Dr. Berta Taubes, Herrn Dr. David Tau b es und Frau Paula Stricker dafür, daß sie allen Widerständen der offiziellen Seiten zum'Trotz, mit unüberwindlicher Aufopferung, Energie und Treue und mit unerschütterlichem Optimismus die unvergeßliche Palästinafahrt inszeniert und durchgeführt haben, und überreichte ihnen als Dank des Verbandes die Zertifikate über die Pflanzung von je 35 Bäumen im Chajes-Wald auf ihre Namen.
t „In Robert Stricker," . führte Dr. Plaschkes ■ weiter aus,, „sind neue Energiequellen aufge- . brechen. Unter unerhörten Ehrungen ging der • Besuch Palästinas vor sich,. In Palästina weiß man, wer Robert Stricker ist. Man weiß aus seiner dreißigjährigen zionistischen. Wirksamkeit, daß er stets für die Unversehrtheit des zionistischen Ideals, für die Sicherung dessen gekämpft hat, was von Theodor Herzl geschaffen wurde."
Unter starken Beifallsbezeigungen wurde Dr, Plaschkes' Mitteilung, daß der Verband . der .demokratischen Zionisten als Dank Robert Stricker ins Goldene Buch des N. F, habe eintragen lassen, vnp de« versammelten Gästen aufgenommen.;Nachdem Dr. Gaschkes noch die Jugend zur Werbung für den demokratischen Gedanken im Zionismus aufrief, der wieder zum zentralen Erlebnis werden müsse, erteilte er Di'. Israel Waldmann das Wort.
Dr. Waldmann schickte seinem Referat vor- aus.daß er. keine Kritik, keine statistischen Daten, keine Werturteile geben, sondern sich auf die reinste, ehrlichste und persönlichste Wiedergabe seiner Eindrücke beschränken wolle. Dieser Stand-.
punkt sei umso notwendiger, als seine^heurige ^alä- stinäreise bereits seine dritte sei. Diesmal konnte er Palästina dynamisch sehen, aus der momentanen, vom gesteigerten Interesse des Augenblicks befruchteten Impression heraus beobachten, wie sich Sprache, Land und : Menschenärt geändert haben.
19,14! Ein Land ohne Häuser, ohne Juden, ohne Kinder, ein verödetes Land, Tel-Awiw — ein Dorf»
1921, im Jalir der. Weltkrise, die palästinensische Krise: die Glialuzim ohne > Arbeit, blutige Kämpfe mit den Arabern um das Recht auf Arbeit, keine Hoffnung auf Entwicklung trotz der Keren Hajessod-Gründung, der Zionismus ohne Geld, die Schulen gesperrt, deprimierende Perspektiven — Rückwanderung!
1929! Das erste Bild: J e r u s a 1 e m ! Im Gegensatz zur Stagnation der früheren Jahre hat hier eine lebhafte Bautätigkeit eingesetzt. Ein Heer jüdischer Arbeiter schafft. Auf dein einst öden Skopusberg steht stolz die Hebräische Universität mit ihrem Symbol, der Nationalbibliothek.
Auf dem höchsten Punkt des Landes steht das Symbol des Volks des Buches.
Einzig ist die Wiederbelebung der hebräischen Sprache. Vom kleinsten Kind bis zum Greis hinauf, vom Marktweib bis zum Chauffeur hört man in Jerusalem nur Hebräisch, während das Jiddische, Russische und Polnische verschwindet. Hebräisch hat die Straße erobert.
Aus dem Dorf Tel-Awiv ist eine Stadt. geworden — 47.000 jüdische Menschen, 2600 Villen, 15.000 schnl Pflichtige Kinder und — ein Symptom für die ungeheuren geistigen Bedürfnisse — ein jährlicher Bucherumsatz von 10,000 Pfund für hebräische Werke aller Art,
MitfWarmer Begeisterung, den sachlichen Ton unbewußt verlassend, erzählt Dr. Waldmann vom
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'jüdischen Kind in Tel-Awiv. Er berichtet , vom Purimfest, an dem 2000 Kinder in verschiedenen Gruppen aufmarschierten, von der Schönheit des palästinensischen Kindes und davon, daß a 1 l e Kinder in Kindergärten untergebracht sind; von der Ausstellung der Säuglinge, von den sinnigen Wagerlaufschriften und vor allem von der Liebe und Freude an den Kindern, die man »nicht unsere Söhne, sondern unsere Aufbauer nennen soll". An dem großen Agadati-Purimball nahmen 5000 Masken teil (30.000 Menschen zog der Carneval nach Tel-Awiv) und im Land des Weines wurde das Fest spezifisch jüdisch-palästinensisch: alkoholfrei! gefeiert.
Haifa hat sich zu einer jüdischen Stadt entwickelt. Gebäude aus Stein und Zement, der vollausgebaute Karmel, zeugen von jüdischer Arbeit. 16.000 Juden geben der Stadt ihr Gepräge. Der einst versumpfte, gefährliche Emek, ein herrliches Landschaftsbild zwischen zwei Bergketten, mit den* H'ermon im Rücken und dem Libanon in naher Ferne,, von jüdischen Händen bebaut,-"durch? den Nationalfonds aus arabischen Händen befreit, atmet Kultur und Freiheit und gibt Perspektiven in bezug auf sozialen Fortschritt.
Den. allgemeinen, allerdings persönlichen Eindruck faßte der Referent dahin zusammen, daß das Land sich in einem Zustand von Arbeitsfreudigkeit und Hoffnung befindet. Ueberajl pulsie'rt die Ueberzeugung vom weiteren Aufstieg, zumal das jüdische Palästina, nicht wie früher, auf auswärtige Subsidien sich einstellt, sondern mit Erfolg versucht, aus sich selbst heraus neue Hilfsquellen zu schaffen. Die Pflanzungen wachsen, die Einkünfte wachsen. Tel-Awiv leidet an Wohnungsnot, die Baubewegung setzt ein, Tel-Awiw behauptet, der Mittelpunkt des , wirtschaftlichen und kulturellen Lebens im vorderen Orient zu sein. Es gibt keine Rückwanderung mehr, denn die 13.000 schulpflichtigen Kinder, Arbeiter- und Bürgerkinder, die 2000 Kinder in Haifa kennen keine Galuth-Erinnerung mehr; sie werden eine neue jüdische Kultur schaffen, In den-Nachbarländern spricht" man mit aus Neid und : Bewunderung; gemischten Worten von der gegenwärtigen Messe in Tel-Awiv. Auch hier gibt es natürlich einen Klassenkampf, aber wo es um allgemeine Aufbau- interessen geht, ruhen die Konflikte zwischen Arbeitern und Kapitalisten. Nicht nur das Werdende