Nr. 5

Bayerische Israelitische Gemeindezeitung

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Hilfsverein der Deutschen Juden. Unsere Arbeit hat sich im Jahre 1926 in demselben Rahmen bewegt wie in den vergangenen. Unsere Zentrale in Berlin wie die Zweigkomitees in Hamburg und Bre­men, unsere Vertrauensmänner in Stentsch, Eydtkuhnen, Königs­berg, Leipzig, Osnabrück, Bentheim und an anderen Orten be­treuten die Auswanderer und Rückwanderer und standen ihnen, wo es erforderlich wurde, mit Rat und Tat zur Seite. Die Für­sorgestelle des Hilfsvereins der Deutschen Juden aus dem Schlesi­schen Bahnhof in Berlin passierten 33 837 Auswanderer, davon 21441 Israeliten. Unser hiesiges Zentralbureau wurde von 1080 Auswanderern persönlich aufgesucht, welche unsere Intervention in Anspruch, nahmen. Unser Korrespondenzblatt für jüdische Auswan­derungsangelegenheiten gab Auskunft über die Verhältnisse in den Einwanderungsländern, welche die Emigranten interessieren. Die von uns zur Erziehung überommenen Pogromwaisen aus der Ukraine, welche in Ahlem, in Kassel und in Berlin ausgebildet werden, machten erfreuliche Fortschritte.

Für die osteuropäischen Studenten an deutschen Universitäten und technischen Hochschulen, von denen ein großer Teil auch nicht die zur bescheidensten Lebensführung erforderlichen Mittel besitzt, haben wir uns wiederum nach Möglichkeit interessiert.

Wie bekannt, ist unter den Juden Rußlands eine mächtige Be­wegung zur Verbesserung ihres traurigen Loses in Gang gekom­men. Sie finden dabei die wohlwollende und tatkräftige Unter­stützung der Sowjetregierung. Insbesondere handelt es sich zu­

nächst um die Überführung aus den überfüllten Städten auf das Land, um die Anlegung von Bauernkolonien. In dieser Richtung arbeiten mehrere russische Gesellschaften, ferner das American Joint Distribution Committee und die Jewish Colonisation (JCA), alle Hand in Hand mit den Behörden.

Die Überleitung von Handwerkern in industrielle Tätigkeit ist des weiteren geplant. Ein dringendes Bedürfnis besteht für An­legung von Schulen und Fortbildungsanstalten, für sanitäre Ein­richtungen und vieles andere.

Wir betrachten es als Ehrenpflicht der deutschen Juden, sich an dieser Aufbauarbeit zu beteiligen. Dies ist nur durch Aufbringung großer Mittel ins Werk zu setzen.

Wir bitten unsere verehrlichen Mitglieder, uns außer dem Jahresbeitrags für 1927 eine einmalige möglichst erhebliche Spende zu bewilligen.

Die Förderung des russischen Aufbauwerkes wird ein Ruhmes­blatt für die westlichen Juden werden. Helfen Sie gütigst dazu,, daß auf diesem Blatte auch die deutsche Judenheit in einer ihrer Bedeutung entsprechenden Weise zur Einzeichnung gelangt!

Schochtim-Verband Bayern". Die H. H. Mitglieder, welche noch im Rückstände mit demFragebogen" sind, werden dringendst ge­beten, denselben ausgefüllt an Kurzweil (Treuchtlingen) einzusen-

AMTLICHER ANZEIGER

Hummer 5 Beilage der Bayrischen Israelitischen Berneindezeitung 23. Mai 1927

vekanntmachungen des Verbundes vaveriscner Israelitischer Gemeinden

Bekanntmachung

über die Besetzung der Ausschüsse. Schiedsgerichte und Disziplinar­gerichte des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden In Ergänzung und Berichtigung der Bekanntmachung des Ver­bandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden in Nr. 4, 1927, der Zei­tung, die Besetzung der Ausschüsse, Schiedsgerichte und Disziplinar­gerichte des Verbandes betreffend, geben wir bekannt:

1. Revisionsausschuß:

Der Ausschuß hat folgende Besetzung:

Vorsitzender: IR. Dr. Dreifuß (München).

Ersatzmann: RA. Dr. Herzstein (Bayreuth).

Beisitzer:

Aufseesser (Nürnberg).

Ersatzmann: RA. Dr. Oettinger (Regensburg).

Sanitätsrat Dr. Baron (München).

Ersatzmann: Weil (München).

Heß (Würzburg).

Ersatzmann: Lehmann (Neustadt a. d. A.).

Horn (München).

Ersatzmann: Wechsler (München).

2. Religiöser Hauptausschuß neologer Richtung:

Ersatzmann für Hauptlehrer Krämer (Speyer) ist Oberlehrer Michel (Pirmasens).

München, den 10. Mai 1927.

Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden i. V.:

Dr. Straus

Bekanntmachung

über soziale und kulturelle Wohlfahrtsrente

Die Frist für die Stellung von Anträgen auf Gewährung einer sozialen oder kulturellen Wohlfahrtsrente ist bis zum 31. Mai 19 2 7 verlängert worden.

Damit ist denjenigen Gemeinden, Anstalten und Vereinen, die die rechtzeitige Einreichung der Anträge unterlassen haben, noch Ge­legenheit zur Antragstellung geboten.

Die Anträge sind an die dafür errichteten Ausschüsse bei den Re­gierungen, Kammern des Innern, einzureichen.

Wir empfehlen, die Anträge über den Verband zu leiten, damit sie von uns überprüft und soweit erforderlich ergänzt oder berichtigt werden können.

Antragsformblätter nebst Anleitung zum Ausfüllen der Anträge rönnen von unserer Geschäftsstelle bezogen werden.

München, den 10. Mai 1927.

Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden

i. V.:

Dr. Straus

Bekanntmachung

über die Kultusumlagen der Lohnsteuerpflichtigen

Bisher war es für die Gemeinden nicht möglich, die von den ein­zelnen Lohnsteuerpflichtigen geleisteten Steuerbeträge von den Fi­nanzämtern zu erfahren, da diese eine Ausscheidung der von den Ar­beitgebern einbehaltenen Steuern auf die einzelnen Pflichtigen nicht Vornahmen.

Aus diesem Grunde mußten der Berechnung der Kultusumlagen der Lohnsteuerpflichtigen vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus festgesetzte Pauschbeträge zugrunde gelegt werden.