Bayerische

Kachrichtenblatt der Israelitischen Kultusgemeinöen in München unö Augsburg unö öes Verbundes Hagerischer Israelitischer Gemeinden

erscheint am 1 . unö is.jeden Monats. . Verlag: V. heller/ München, LezugSprelS für nicht eingewieseue Sezieher: Reichsmark 4-So für das tzerzog-Mar-Straße 4, Kernruf 93099 / Postscheckkonto München Nr. ;-S7. Arche. Anzeigenpreis: Oie 4 gespöttene Millimeter-Zeile 40 Reichspfeouig Schristleitung: Är. Lugen Vchmtöt, Rechtsanwalt in München, Karlstraße 6 . Kamilienonzeigen, Stellengesuche und ühnliche Angebote 15 ReichSpsenulg

München, 15. Januar Är.L

Inhalt: Gegenwartsfragen der jüdischen Wohlfahrtsarbeit Die Zeiger: Bekanntmachungen des Verbandes Bayerischer Israelitischer

Wohlfahrtsarbeit des Verbandes Die Jugendfürsorge des Verbau- Gemeinden: Bekanntmachung über Unterbringung alter, pflegebe-

des Gotthold Ephraim Lessing Aus dem Verbände Lehrer- dürftiger Personen in Familien Personalia Zeitung Aus der Gemeinde München Vereine Amtlicher An-

Sondernummer

Wohlfahrisarbeil

Segenwartstragen der jüdischen lvohltahrtsarbett

Dr. Friedrich Ollendorff

(Zentralwohlfahrtsftelle der deutschen Juden, Berlin)

Referat, gehalten auf der Tagung des Verbandes zu Bamberg

Lasten Sie mich beginnen mit dem Ausdruck herzlichen Dan­kes, daß Sie mich aufgefordert haben, hier kurz zu sprechen und an Ihren Beratungen teilzunehmen. Es war für mich außer­ordentlich lehrreich, einmal Einblick in die innere Arbeitsweise Ihres Verbandes zu erhalten. Vor allem aber war es mir ein herzliches und dringendes Bedürfnis, hier nach Bayern zu Ihrem Verband zu kommen, um dadurch dankbar zum Ausdruck zu brin­gen, wie wertvolle Förderung wir für unsere Arbeiten in der Zentralwohlfahrtsstelle durch Ihren Verband und seine Woht- fahrtsabteilung empfangen haben. Ich möchte dabei zunächst her­vorheben, daß Ihr Verband als einer der frühesten und mit am stärksten für die leitenden Ideen der Wohlfahrtspflege der deut­schen Juden eingetreten ist: Er hat sehr bald die Notwendigkeit einer Gemeinschaftsarbeit der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland, unbeschadet der freien Entwicklung der Arbeiten in den verschiedenen Landesteilen und auf den verschiedenen Sonder- gebieten, erkannt und ist auch für die Einfügung dieser organi­sierten Wohlfahrtsarbeit in die zukünftige Reichsorganisation besonders tatkräftig eingetreten; dabei stand ihm nicht das Or­ganisatorische, sondern, was noch bedeutungsvoller ist, immer die Arbeit selbst im Vordergrund. Die zweite Stufe der aktiven Förderung jüdischer Wohlfahrtspflege war dann, daß Sie in Bayern Ihre eigene Wohlfahrtsarbeit in besonderer, für die Gesamtorganifation in Deutschland bedeutsamer Weise ausgebaut haben. Wir danken Ihnen dafür und fteuen uns, daß diese Ver­bindung mit unserer Arbeit nicht nur etwas Vergangenes und Gegenwärtiges ist, sondern daß sie wie wir zuversichtlich hof­fen vor allem auch durch die Zusammenarbeit mit Herrn Iu- stizrat Dr. Straus, der unserem geschäftsführenden Vorstand angehört, in Zukunft weiter ausgebaut und vertieft werden wird.

Ich darf Ihnen nun in aller Kürze drei Hauptgesichtspunkte

unserer Arbeit darstellen: Einiges sei gesagt über die Form, sodann über den Inhalt und über den G e i ft der Arbeit. Was die organisatorische Form anlangt, so steht die Zentral- wohlfahrtSstelle der deutschen Juden jetzt am Ende einer zehn­jährigen Bestehensperiode. In dieser Zeit konnte die Organi­sation in Deutschland fast vollständig durchgeführt werden. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich Ihnen u. a. auch darstellen, wie die Organisation in Preußen aufgebaut ist. Sie ist dort etwas anders durchgebildet als in den übrigen Landesverbänden. Es muß hier indes genügen, auf die Provinzialwohlfahrtsverbände und den Wohlfahrtsausschuß des Preußischen Landesverbandes hinzuweisen. Die organisatorischen Arbeiten sind nunmehr in den verschiedenen Ländern annähernd zu Ende geführt; nur in Thüringen ist der Ausbau noch im Gange; in Schleswig-Holstein und Pommern steht die Begründung von Provinzialwohlfahrts- verbänden vor dem Abschluß. Neben diesem Ausbau im Reiche darf ich die Festigung der Zentralwohlfahrtsstelle selbst kurz her­vorheben, die besonders auch dadurch erfolgt ist, daß die Ge­schäftsstellen der sozialen Ausschüsse des Allgemeinen deutsche» Räbbinerverbandes und des LehrerverbandeS, ferner des Reichs- ausschnffeS der jüdischen Iugendverbände mit unserer Geschäfts­stelle in den letzten Monaten vereinigt worden sind; das hat sehr viel zur Vereinfachung beigetragen. Sodann sei der engen Zu­sammenarbeit mit dem Jüdischen Frauenbund besonders Erwäh­nung getan. Auch auf die Organifationsform der Arbeitsgemein­schaften, die für die Gebiete der Gefährdetensürsorge, der Tuber­kulosenfürsorge und der Erholungsfürsorge bestehen, kann ich heute nur kurz eingehen. So wichtig nun dieser dargelegte Oberbau ist, so liegt doch für die Arbeit ftaS entscheidende Gewicht bei den Landes- und Provinzialwohlfahrtöverbänden und besonders bei den örtlichen Wohlfahrtsftellen. In ihnen allen ist der Grund-