(Mitteilungen Des Jfraelitifriien Lehrervereins für Wem

Schriftleitung: Max Adler, München

1929 München, 15. Oktober Nr. 9

Moses Marx zum 70. Geburlslag

Wenn nicht unsere Vereinsakten die Tatsache bestätigen würden, daß Freund Marx am 3. November d. I. seinen 70. Geburtstag begeht, würden wohl wir und alle Kollegen nicht glauben, daß der mit so jugendlichem Aussehen und seltener Rüstigkeit begna­dete Jubilar schon die Schwelle des 8. Jahrzehntes erreicht hätte.

Es ist uns ein freudiger und lieber Anlaß ihm mit unseren herzlichen Glückwünschen bei dieser Gelegenheit den Dank für seine treue und hingebende Tätigkeit, die er in den langen Jahren seiner Vereinszugehörigkeit entfaltet hat, zum Ausdruck zu bringen.

Marx gehört zu den Gründungsmitgliedern unseres Vereines. Kaum 20jährig trat er, begeistert für die Ideale seines Standes und Berufes und überzeugt von der Notwendigkeit einer starken Organisation, dem neugegründeten Vereine bei und hat in dieser langen Zeit in nie ermüdenter Arbeitsfreude seine Kraft und seine Fähigkeit stets in den Dienst unserer Sache gestellt. Das große Ver­trauen, das man ihm entgegenbrachte, führte bereits im Jahre 1908 zu seiner Aufnahme in die Verwaltung, der er bis 1922 als Mit­glied und von da ab als Ehrenmitglied angehörte. Seine Begei­sterung für alles, was Schule und Lehrerstand bewegt, sein rei­ches Wissen, verbunden mit rhetorischer Begabung, seine ruhige und vornehme Art haben ihm die Achtung aller Kollegen, ganz beson­ders aber die' Wertschätzung derjenigen, die in der Verwaltung mit ihm zusammenarbeiteten, verschafft. Der Jubilar ist bald nach dem Seminaraustritt in den Volksschuldienst getreten und hat sich in allen Gemeinden, in denen er tätig war, den Ruf als besonders tüch­tigen Schulmann erworben. Er hat auch außerhalb der engeren Berufsaufgabe alsVolkslehrer" in des Wortes bester Bedeutung gewirkt und sich als Berater und Betreuer seiner Gemeinden Liebe und Freundschaft gesichert.

So wird der 3. November nicht nur in unserem Kreise gefeiert werden, sondern er wird auch ein Festtag für seine zahlreichen Schüler und früheren Gemeindemitglieder werden.

Wir wünschen, daß er noch recht lange Jahre der unsere bleibe und seinen wertvollen Rat und seine hilfsbereite Tat auch weiter­hin dem Vereine leihen möge.

M. Rosenfeld. M. Adler.

Aber noch ein anderes Jubiläum wird im November in den jü­dischen Lehrerhäusern Bayerns gefeiert werden. Am 10. Novem­ber begeht nämlich unser Vorsitzender- Rosenfeld seinen 50. Geburts­tag. Wenn einer in unserem Vereine sich Dank und Anerkennung für treue und hingebende Tätigkeit für das Ganze wie für jedes Ein- zelmitglied in besonderem Maße verdient hat, so ist es Freund Rosenfeld. Der Verein war gut beraten, als er ihn als Nachfolger des unvergeßlichen Dingfelder an die Spitze berief. Rosenfeld hat zwar den Vereinsoorsitz erst kurze Zeit inne; aber er hat schon bewiesen, daß er ganz besondere Führerqualitäten besitzt, die vereint mit unermüdlicher Schaffensfreude und edler Begeisterung wohl im Stande sind, das Werk Dingfelders im Sinne des Meisters fortzuführen. So haben mit mir wohl alle unsere Mitglieder den innigen Wunsch, daß es Rosenfeld vergönnt sein möge, recht viele Jahre den Vorsitz unseres Vereines zu führen. M. A.

Nuszug aus hem Bericht der Vereinsleitung über das Jahr 1928/29

erstattet von M. R o s e n f e l d (München)

- Fortsetzung

Von besonderem Interesse ist der Altersaufbau der aktiven Kollegen.

Es stehen im Alter

von 2030 Jahren von 3040 Jahren von 4050 Jahren von 5060 Jahren von 6070 Jahren über 70 Jahre

13 Mitglieder 22 Mitglieder 29 Mitglieder 33 Mitglieder 21 Mitglieder 1 Mitglied

Dem Bayerischen Lehreroerein gehören 99 unserer Mitglieder an, der Achawa 45; die Anstellungsprüfung haben 117 Kollegen abgelegt.

139 Mitglieder sind in verschiedenen Krankenkassen versichert.

Wichtige Aufschlüsse gibt uns noch ein kurzer Vergleich mit frü­heren Jahren.

Im Jahre 1904 hatten wir in München 3 Mitglieder, worunter sich ein von auswärts dorthin verzogener Pensionist befand, heute zählt die Münchener Bezirkskonferenz einschließlich eines im Ruhe­stände lebenden Kollegen, 13 Mitglieder; ähnlich verhält es sich mit Nürnberg, wo wir im Jahre 1904 ebenfalls nur 3 Mitglieder hatten, während sich jetzt 12 Vereinsangehörige dort befinden. Die Zahl der aktiven Mitglieder, die in München, Nürnberg, Fürth und Würzburg mit Höchberg tätig find, beziffert sich auf 41. Dagegen sind im rechtsrheinischen Bayern seit 25 Jahren etwa 79 Lehrerstellen in Kleingemeinden eingegangen, ferner ungefähr 26 Stellen in der Pfalz, so daß sich ein Gesamtverlust von 105 Stellen in kleineren Gemeinden ergibt, der freilich nur teil­weise durch die Vermehrung der Lehrerposten in den Großge- .meinden ausgeglichen wird.

Im Berichtsjahre sind dem Vereine 9 Mitglieder bei- bzw. wie­der beigetreten; ausgetreten find 1 ordentliches und 2 Gewerk­schaftsmitglieder, ausgeschieden 3 Kollegen infolge Übertritt in außerbayerische Gemeinden.

Nach langjähriger und verdienstvoller Tätigkeit sind die Kolle­gen Rosenblatt (Memmingen), Blatt (Obbach), Eldod (Höchberg), Ellinger (Fürth), Levi (Burgpreppach) und Steinfeld (Augsburg) in den dauernden Ruhestand getreten.

Zu Oberlehrern bzw. zur Oberlehrerin wurden befördert Mandel­baum, Hellmann und Frl. Unna (Würzburg) und Wähler (Hörftein).

Zur Aufklärung der Öffentlichkeit muß ich in diesem Zusam­menhänge bemerken, daß für den Religionslehrer im allge­meinen keine derartige Beförderungsmöglichkeit besteht. Ein von uns gestellter Antrag, nach dem Vorbilde von Württemberg die Verleihung des TitelsReligionshauptlehrer" bzw.Religions­oberlehrer" zu genehmigen, selbstverständlich nach entsprechender Dienstzeit und Dienstleistung, fand trotz wärmster Befürwortung durch das Präsidium des Verbandes nicht die Zustimmung der zuständige Stelle. Fortsetzung folgt

25jähriges Jubiläum des Direklors Steinhäuser in Höchberg

Am 4. Oktober begeht Herr Direktor Steinhäuser sein 25. Amtsjubiläum, als Lehrer und nachmaliger Direktor an der Israe­litischen Präparanden- und Bürgerschule in Höchberg. Dieser Anlaß vereinte am 29. September Kuratorium, Lehrer und Schüler zu einer schlichten Feier in den Räumen der Schule; eine größere Ver­anstaltung hatte sich der Jubilar bescheidenerweise verbeten. Im Namen des Kuratoriums würdigten der Vorsitzende Herr Samuel P f e u f f e r und Herr Friedrich P f e u f f e r, im Namen des Leh­rerkollegiums Herr Präparandenlehrer I. Erlebacher und für die Schülerschaft Präparand I. Cysner die verdienstvolle Tätigkeit des Jubilars als Lehrer und Schulleiter und zollten ihm innige Worte des Dankes. Herr Direktor Steinhäuser kam 1904 als Lehrer an die Präparandenschule Höchberg und übernahm 1913 die verantwortungsvolle Leitung der Schule. Er führte ein stän­diges Ringen gegen die erdrückende finanzielle Notlage, die die Schule dem Untergange preiszugeben drohte stets beseelt von dem Gedanken, daß das Erbe des verewigten Gründers Rabbi Elosor Ottensoser der jüdischen Welt erhalten bleiben müsse.

Es ist ihm gelungen dieses zu verwirklichen; die von ihm geleitete Schule zeigt ein erfteuliches Wachstum und ist heute mit 12 Leh­rern und etwa 80 Schülern die einzige jüdische Präparandenschule Deutschlands. Der Jubilar verstand es in den 25 Jahren seiner Tätigkeit durch rastlose und liebevolle Hingabe an seinen Pflichten­kreis sich die Sympathie von Lehrern und Schülern, das Ver­trauen des Kuratoriums, Wertschätzung und Anerkennung der Be­hörden zu erwerben, wovon die ihm dargebrachten Ovationen be­redtes Zeugnis ablegten. Von musikalischen und deklamatorischen Darbietungen der Schüler umrahmt nahm die Feier einen erhe-