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Mitteilungen des Israelitischen Lehrervereins für Bayern

Nr. 9

benden Verlauf, der den Teilnehmern wohl unauslöschlich im Ge­dächtnis bleiben wird. Gerührt dankte der Jubilar für die ihm er­wiesenen Ehrungen, nicht ohne in seiner Bescheidenheit den Erfolg seiner Tätigkeit auf die eifrige Mitarbeit der Verwaltung und des Lehrerkollegiums abzuwälzen. Möge es ihm vergönnt fein noch recht lange an der Heranbildung der Jugend zu ihrem idealen Be­rufe mitzuwirken, nV*

Bericht über die Feier des 50jährigen Ortsjubiläums des Lehrers Samuel Strauß in Windsheim (Wittelfranken)

Ein Festtag besonderer Art war der 7. September für die israe­litische Gemeinde Windsheim. Den frohen Anlaß gab das seltene Ereignis des fünfzigjährigen Ortsjubiläums des im Dienste der Schule, der Gemeinde und der jüdischen Religionsgemeinschaft grau gewordenen Lehrers Samuel Strauß, der mit 54 Dienstjahren wohl der älteste, aktive Schulmann Bayerns fein dürfte.

In treuer Verehrung und Dankbarkeit gedachten an diesem Ju­beltage die Gemeindemitglieder und die große Zahl seiner ehe­maligen Schüler, selbst in weitester Ferne, ihres ehrwürdigen Leh­rers, der seiner Gemeinde stets Führer war und heute noch ihr gei­stiger Vater ist.

Im herrlich geschmückten Gotteshause im Rahmen des festlich gestalteten Sabbatgottesdienstes feierte Herr Distriktsrabbiner Dr. Behrens in sinnreicher Predigt die Verdienste des greisen, aber an Geist noch jungen Jubilars, und verlieh ihm in Anerkennung seiner segensreichen Lebensarbeit den Chowertitel. Im Anschluß an den Gottesdienst stellte sich die ganze Gemeinde zur Beglück­wünschung in der Wohnung des Gefeierten ein. Dort waren bereits Hunderte von schriftlichen und telegraphischen Glückwunschschreiben von ehemaligen Schülern, von Freunden und Verehrern, auch aus zahlreichen nichtjüdischen Kreisen, eingetroffen. Herr Kultusvor­stand Waldmann, der sich in vorbildlicher Weise der Veranstaltung des Festes gewidmet hatte, überreichte im Namen der Gemeinde unter herzlichen Dankesworten als Ehrengeschenk einen Klubsessel nebst einem künstlerischen Ehrendiplom im goldnen Rahmen. Als Zeichen seiner Wertschätzung auch in der Stadtgemeinde spendete die Stadtverwaltung einen wertvollen Rauchtisch. In Anerkennung seines fruchtbaren Wirkens erhielt der Jubilar vom Präsidenten des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden neben einem eh­renden Glückwunschschreiben einen goldenen Jubiläumsbecher. Ge­schenke aller Art und duftende Blumenspenden füllten die Wohnung. Von den eingelaufenen vielen Schreiben, die Zeugnis ablegten von der Wertschätzung der Lebensarbeit des Mannes, von der Achtung, die er sich als Beamter, wie auch als Mensch und Staatsbürger erworben halle, seien besonders erwähnt die der Leitung des Israe­litischen Lehrervereins in Bayern, des Bezirksamtes, des Regie­rungsschulrates, des evangelischen Kirchenamtes, sowie der Bür­germeister und Geistlichen der Stadt. Die Krönung des Festes bil­dete ein von der Gemeinde veranstalteter geselliger Abend, an welchem Herr Kultusvorstand Waldmann die Festrede hielt und Schüler in poetischer Form ihrem Lehrer huldigten.

Die ihm befreundeten Kollegen benachbarter Gemeinden ver­einigten sich mit ihren Damen am darauf folgenden Tage zu einer intimen Feierstunde in der Wohnung des von ihnen verehrten Kollegen, dem Senior der bayerischen, aktiven Lehrerschaft.

Möge sich an dem Jubilare erfüllen das Wort des Pfalmisten: 1'N' Dnjy-n o^an mtynpnw ny Noch im Greisenalter tragen sie Früchte, bleiben markvoll und immer frisch.

Ein langer und glücklicher Lebensabend möge dem Jubilare be- schieden sein. Blumenthal.

Dereinsmitleilungen

1. Nach langem, schweren Leiden starb am 1. September in Aschaffenburg die Witwe unseres früh Heimgegangenen Kollegen Weigersheimer von Schweinfurt. Wir werden der Dahingeschiede- nen ein treues Andenken bewahren.

2. Neuaufnahmen: Im Berichtsmonat traten unserem Vereine die Kollegen: Kohn (Fürth i. B,), Schuster (Ellingen), Seliger (Lichtenfels) und Stein (Haßfurt) bei.

3. Am 29. September konnte der Direktor der Präparanden- und Talmud-Thora-Schule in Höchberg, Kollege S. Steinhäuser auf eine 25jährige, segensreiche Tätigkeit an dieser Anstalt zurückblicken. Über

die von Kuratorium und Lehrerkollegium veranstaltete Feier wird an anderer Stelle dieses Blattes eingehend berichtet. Die Vereins­leitung hat dem Jubilar ihre Glückwünsche schriftlich zum Aus­druck gebracht.

Seinen 70. Geburtstag beging vor kurzem Kantor a. D. Manes von Nürnberg.

Am 22. Oktober wird Oberlehrer Gutmann (Öttingen) in das 7. und am 3. November Oberlehrer a. D. Moses Marx (Nürnberg) in das 8. Jahrzehnt ihres Lebens eintreten. Den beiden Jubilaren sei auch an dieser Stelle aufs herzlichste gratuliert.

Wie den Kollegen aus der jüdischen Presse bekannt sein dürfte, beging Herr Waisenhausdirektor Peritz von Königsberg i. Pr. an­fangs September unter Teilnahme weitester Kreise sein 40jähriges Amtsjubiläum. Dem hochverdienten Kollegen, der seit Jahren im Vorstande des Reichsverbandes der jüdischen Lehrervereine tätig ist und sich besonders um die soziale Hebung unseres Standes be­müht, haben auch wir unsere Glückwünsche ausgesprochen.

Das seltene Fest der goldenen Hochzeit begeht am 23. Oktober unser Kollege Jsak Lautinann aus Nürnberg in Frankfurt a. M. Herzlich Masel tamo dem lieben Jubelpaare!

4. Am 1. Oktober trat Kollege Liffgens, bisher in Rothenburg o. d. T., seine neue Stelle in Memmingen an.

Kollege Rosenstein in Schopsloch wird am 1. November in den dauernden Ruhestand versetzt.

5. In letzter Zeit sind die Volksschullehrerstellen in Buttenwiesen und die Religionslehrerstelle in Altenmuhr zur Bewerbung aus­geschrieben.

6. Zufolge unserer Anregung hat der Vorstand der Gesell­schaft zur Förderung der Wissenschaft des Juden­tums beschlossen, den Lehrerverbänden generell einen ermäßigten Beitrag von 6 RM. per anno zu bewilligen. Voraussetzung hier­für ist, daß die Bestellung auf die von der Gesellschaft herausge­gebene Zeitschrift durch den Verein erfolgt. Nach den getroffenen Vereinbarungen können Sammelbestellungen durch die Bezirks^ Vereinigungen vorgenommen werden. Wir geben den Obmännern der Bezirkskonferenzen anheim, von dieser vorteilhaften Gelegen­heit ausgiebigen Gebrauch zu machen. (Anschrift: Berlin-Schöne­berg, Belziger Straße 46, Aufgang 2/II.

7. Auf besonders dringlichen Wunsch unseres Kassiers ersuchen wir die Kollegen die noch rückständigen Beiträge umgehend ein­zuzahlen.

München, den 15. Oktober 1929.

Mit kollegialen Grüßen!

M. Rosenfeld. M. Adler.

Neujahrwunsch-Enthebungslisie 2

Marx (Nürnberg), Levite (Gunzenhausen), Fulder (Treuchtlin- gen), Gutmann (Öttingen), Kißinger (Würzburg), Eisemann (Würz­burg), Ottensoser (Würzburg), Wähler (Hörstein), Berendt (Veits- hochheim), Wechsler (Aschbach), Strauß (Windsheim), Blumenthal (Unsleben), Schwarzenberger (Bödigheim), Gutmann (Fürth), Sulz­bacher (Hanau), Schottland (Frankenthal), Steinhäuser (Höchberg), Neumann (Feuchtwangen), Gutmann (Schnaittach), Bein (Nürn­berg), Fränkel (Erlangen), Weichselbaum (Adelsberg).

Einzahlungen im September 1929

Von: Wähler (Neustadt) RM^ 10., Levite (Gunzenhausen) 16., Strauß (Frankfurt) 20., Anfänger (Würzburg) 7.50, Fulder (Treuchtlingen) 3., Kissinger (Würzburg) 15., Bierschild (Prichl- senstadt) 30., Gutmann (Öttingen) 30., Samuel (Homburg)

20., Wähler (Hörstein) 17_, , Vlumenthal (Unsleben) 17.,

Schwarzenberger (Bödigheim) 12., Brückheimer (Marktbreit) 15., Gutmann (Fürth) 17., Eldod (Höchberg) 7.50, Erlebacher (Höch­berg) 15., Hönlein (Höchberg) 15,, Roberg (Höchberg) 15., Stolberg (Höchberg) 15.> Heß (Nürnberg) 15..

Scheck amt Nürnberg 6479.

Neumann (Feuchtwangen), Adler (München) 15., H. Glaser (München) 10., Kissinger Jul. (München) 15., Dr. Klugmann (München) 15., Ladmann (München) 10., Müller (München) 15..

Würzburg, 1. Oktober 1929.

M. Hellmann.

Für den Inhalt der ,,Mitteilungen" verantwortlich: Max Adler, München.