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Bayerische Israelitische Gemeindezeitung
Nr. 4
überragender Persönlichkeiten, welche sich ebensogut in selbständiger wie in abhängiger Stellung befinden können. Immerhin gewährt auch diese theoretische Einteilung gewissen Einblick, zumal in Kombination mit Einzelberufen.
Wie aus folgender Übersicht erhellt, nehmen bei den Juden
die S e l b ft L n d i g e n weitaus den breitesten Raum ein; bei Hinzurechnung der ihnen sozial nahestehenden mithelfenden Familienangehörigen steigt die Quote des selbständigen Elements sogar auf nahezu drei Viertel sämtlicher jüdischen Erwerbstätigen:
m Selbst
Berussabteilung
absolut
ändige
Prozenten
absolut
stellte
Prozenten
Arb
absolut
Prozenten |
Mithe
Familienc
absolut
Ifenbe
mgehörige
Prozenten
Hausar
absolut
»gestellte
Prozenten
Land- und Forstwirsschaft ... 238
Handwerk und Industrie ... 2 064
Handel und Verkehr. 9 314
Verwaltung, freie Berufe ... 644
Häusliche Dienste, Lohnarbeit wechselnder Art. 5
30.7 ' 54
51,2 1262
65.7 3 293
57,4 455
75,1 142
l;2 43
6.9 31,3 23,2 40,5
19.9
10,7
61
504
91
24
29
47
7,9
12.5
0,6
2.1
4.0
11,7
423
201
1 488
7
54.5 —
5,0 —
10.5 —
1.0 —
— 308
76,4
Zusammen. || 12 801
60,3 S 5 249
24,7
757
3,6 |
2 118
10,0 I 308
1,4
Die Selbständigen-Quote der Juden erscheint damit gegenüber der Gesamtbevölkerung weit überhöht, obgleich speziell in Bayern mit seinen breiten Mittelschichten in Landwirtschaft, Gewerbe und Handel die Selbständigen bzw. Selbständigen und Mithelfenden verhältnismäßig stark vertreten sind:
Stellung im Beruf
Von 100 der bayerischen Erwerbstätigen in Land- und ! Handwerk > Handel Forstwirtschaft! und Industrie I und Verkehr treffen auf
Selbständige.
25,6
16,2
32,1
Angestellte.
0,7
9.9
35,4
Arbeiter.
19,5
71,7
18,9
Mithelfende Familienangehörige . ||
54,2
2,2
13,6.
Die jüdischen Selbständigen umfassen 1,5 Prozent sämtlicher Selbständigen in Bayern, bei den Selbständigen in Handel und Verkehr steigt ihr Anteil auf 7,6 Prozent. Dort sind es vor allem die vielverzweigten Berufe des eigentlichen Waren- und Produktenhandels, des Bank- und Versicherungswesens, welche von Juden bevorzugt werden. In diesen erhöht sich die jüdische Quote auf rund 10 Prozent:
Jüdische Selbständige
in Prozenten
Berufsart
absolut
der bayerischen Selbständigen vorbezeich-
neter Berufe
Waren- und Produktenhandel
8 040
10,2
Bank- und Börfenwesen.... Vermittlung, VerwalMng, Be
195
11,0
ratung .7 . . .
638
9.7
Einen besonders breiten Raum nimmt das Judentum ferner in der Rechtöberatung ein. Von 2559 selbständigen Rechtsberatern (Rechtsanwälten, Notaren, Steuersachverftändigen usw.) waren 333 — 13,0 Prozent — Juden.
Wae die Industrie anlangt, so ist diese stark mit Juden in selbständiger Stellung durchsetzt, wobei wohl mehr kaufmännische
als technische Leitung in Frage kommt. Die meisten Juden finden sich in der Schneiderei und Kleiderherftellung (Konfektion) — 292 — und in der Eisen-, Stahl- und Metallwarenherstellung — 143. Eine besondere, durch den mosaischen Ritus bedingte, Gruppe bilden die jüdischen Selbständigen in der Fleischerei: 248. Damit im Zusammenhang steht auch die von Juden selbständig ausgeübte Gast- und Schankwirtschaft, welche in 94 Fällen gegeben ist.
Unter den freien Berufen treten neben den Rechtsberatern noch die jüdischen Arzte und Zahnärzte (in offener Krankenpflege) - 477; 4,0 Prozent der bayerischen Gesamtzahl — und bildenden Künstler — 93 — hervor.
Bei den jüdischen Angestellten handelt es sich ganz überwiegend um kaufmännische Angestellte in Laden und Kontor. Auf den Waren- und Produktenhandel treffen 2765, auf das Bank- und Börsenwesen 281, auf Herstellung von Eisen-, Stahl- und Metallwaren 123.
Von den jüdischen gewerblichen Arbeitern entfallen 82 auf die Schneiderei und Kleiderherftellung, die übrigen verteilen sich in Keinen Mengen auf die verschiedenartigsten Industriezweige.
Die jüdischen mithelfenden Familienangehörigen finden sich gleich den Selbständigen und Angestellten in erster Linie im Waren- und Produktenhandel — 1418 —, ferner sind zu nennen: Landwirtschaft 423, Fleischerei 104, Gast- und Schankwirtschaft 36, Bäckerei 29, Schneiderei 28.
Die Mehrzahl der mithelfenden Familienangehörigen besteht, wie auch sonst, aus Frauen - 1404 welche somit bereits 31,9 Prozent sämtlicher weiblicher Erwerbstätigen bei den Juden auömachen; 818 von ihnen sind im Waren- und Produktenhandel, 346 in der Landwirtschaft, 87 in der Fleischerei beschäftigt. Im übrigen bewegt sich die eigentliche Erwerbs- arbeit der jüdischen Frauen ähnlich wie bei den Männern in Selbständigen- und Angestelltenberufen. Die Zahl der weiblichen Selbständigen betrug 1287, davon im Waren- und Produktenhandel 707, in der Landwirtschaft 92, in der Schneiderei und Kleiderherftellung 71, in der Gast-und Schankwirtschaft 56, in Vermittlung, Verwaltung, Beratung 46. In Angeftellten-Berufen waren 1475 jüdische Frauen tätig, davon im Waren- und Produktenhandel 539, in Kontoren von Indu-