Vagerische

Kachrichtenblatt üer Israelitischen Kultusgemeinüen in München/ Augsburg/ Hamberg unü öes Verbanöes Hagerischer Israelitischer Gemeinden

Israelitische Gemeinöezeitung

Erscheint am u unü 15. jeüen Monats. Verlag: S. Heller, München, pllnganserstraste ö 4 , ßernruf 73664 unü 73663/ Postscheck München 3987» Schristleitung: Sr. Luüwig ßeuchtwanger, München, Grillparzerstraste 58

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VI. Jahrgang München, 15. Mal 1930 He. to

Inhalt: 100 Jahre Israelitischer Frauenverein München, 18301930 Deutschland" in derEncyclopaedia Judaica" Aus der Ge­meinde München Aus den Kultusgemeinden der Pfalz Aus

dem Verbände Vereine Lehrerzeitung Von den Hochschulen Personalia.

lOO lahre Israelitischer Srauenverein München, 1830-1930

Von Jenny Baerwali/

In der Erwägung, daß nur durch gemeinsames Zu­sammenwirken wesentliche und wirksame Hilfe geleistet werden kann, wurde der Antrag zur Begründung eines Vereins gestellt, der sich zur Aufgabe machte, unbemittel­ten Frauen der hiesigen jüdischen Gemeinde in Krankheit und Wochenbetten Unterstützung an Geld und unentgelt­liche ärztliche Behandlung rasch angedeihen zu lassen, diese sonst, wenn nötig, mit Wäsche und den nötigen Utensilien zu versehen und für Krankenpflege zu sorgen."

Mit dieser Bestimmung wurde am 21. April 1830 (28. Nis­san 5590) der Israelitische Frauenverein gegründet; am 28. Mai 1830 erhielt er die Sanktion der kgl. Polizeidirektion München. Drei jüdische Vereine haben in der nicht viel älteren Gemeinde München bereits die Feier ihres hundertjährigen Bestehens be­gangen: die Chewra Kadischa 1906, der Studien- und Arbeits­förderungsverein für Israeliten in Bayern, früher Wohltätig­keitsverein genannt, 1926, und der Israelitische Verein zur Unterstützung mit Brennmaterialien in München, 1929. Ihnen folgt nun als Jubilar der Israelitische Frauenverein als erster Frauenverein, der aus diesem Anlaß berechtigter Weise einmal aus der Zurückgezogenheit, die ihm sein Arbeitsgebiet sowohl wie seine Arbeitsmethode auserlegt, hervortreten darf, um über sein Werden und Wirken zu berichten.

Im sogenanten "Denkbuch" des Vereins rührt die erste Eintragung, gezeichnet von dem Mitbegründer, dem prak­tischen Arzt Dr. Ottinger, vom 1. Januar 1843 her, als Grün­dungsjahr ist hier 1833 angegeben. Ein später aufgefundener Jahresbericht, der zum Teil im Abdruck hier wiedergegeben ist (siehe Abbildung), trägt jedoch das Datum des 21. April 1831 und gibt einen Überblick über das verflossene erste Vereinsjahr; unterzeichnet ist dieser Bericht von den beiden Vorsteherinnen

und Mitbegründerinnen des Vereins: Magdalena Marx und Bela Pappenheimer. Das Denkbuch enthält zur Ehrung des Andenkens an die erftere, die anscheinend die Ini­tiative zur Vereinsgründung gab, ein 1836 von Henriette Ottenheimer verfaßtes Gedicht, das mit den Worten schließt:

Doch Wohlthun, diess Entzücken guter Seelen,

Ist in sich selbst schon Aerndte schönster Saat,

Darum, was Magdalena war und Lhat,

Soll einfach nur diess kurze Wort erzählen."

Die Zahl der Mitglieder beträgt nach diesem ersten Bericht für 1830/31 64. Mit dem Wachsen der Kultusgemeinde Mün­chen mehrt sich auch die Zahl der Vereinsmitglieder. 1835 wer­den 66 Mitglieder gezählt, aber es wird dabei ausdrücklich be­tont, daß sichnur wenige Frauen der Gemeinde dem Verein nicht anschließen". Es werden weiter gezählt:

Im Jahre 1840

80 Mitglieder

1850

101

1860

179

1870

328

1880

unbekannt

1890

728

1900

859

1910

1049

1914

1037

1 Die Herren Jakob Hirschinger und Justizrat Leo Oppenheimer, die seit Jahrzehnten in enger Fühlung mit dem Israelitischen Frauenoerein stehen und ihm hingebungsvolle Dienste geleistet haben, haben mich bei der Abfassung dieses Artikels wesentlich mit ihrer Kenntnis von Namen und Daten unterstützt, wofür ich ihnen auch an dieser Stelle herzlich danke.

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