Nr. 8
Mitteilungen des Jüdischen Lehrervereins für Bayern
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| Leopold Gukmann |
Jäh und unerwartet traf uns am 8. Juli die Trauerbotschaft von dem Ableben Leopold Gutmanns von Öttingen. G. gehörte unserem Verein seit dem Jahre 1899 als treues, hilfsbereites und stets uneigennütziges Mitglied an. Immer war er zur Stelle, wenn es galt, für den Verein und für die Interessen der Lehrerschaft zu wirken. Durch das Vertrauen der Mitglieder wurde er 1914 in die Verwaltung berufen. In dankbarer Anerkennung feiner besonderen Verdienste um die Unterstützungskasse wurde er 1922 nach seinem Rücktritte als Verwaltungsmitglied zum Ehrenmitglied der Verwaltung ernannt. G. war als Volksschullehrer zuerst in Obermoschel (Rheinpfalz) und seit 1898 in Öttingen tätig. Seine ideale Berufsauffassung und seine hohe pädagogische Begabung, seine Liebe zur Wischen Gemeinschaft und zur Jugend, brachten ihm nicht nur Anerkennung und Verehrung von Seiten seiner Gemeinde, sondern schassten ihm auch darüber hinaus Ansehen und Freundschaft in weiten Kreisen.
Gutmann ist für uns nicht gestorben. Cr lebt in unseren Reihen weiter. . ■ i , ! .;
| Moses Nutzbaum gestorben |
Nach kurzem Krankenlager verstarb vor einigen Wochen unser lieber und treuer Kollege Moses Nußbaum, penf. Volksschullehrer, im Alter von 65 Jahren. Er war ein gemütvoller, äußerst strebsamer Kollege, der neun Jahre in Wiesenfeld als Religionslehrer, und fünfzehn Jahre in Maßbach bei Kissingen als Volksschullehrer seine segensreiche Tätigkeit entfallet hat. Leider haben seine Kräfte den Anforderungen, die er an sich selbst gestellt hat, nicht Stand gehalten, so daß er schon im Jahre 1910 in seinem 45. Lebensjahre kn Pension gehen mußte. Doch gründete er sich nach überstandener Krankheit in Kissingen mit großer Energie und erstaunlicher An- passungskraft eine neue Existenz als Kaufmann und verstand es sich neben der Verehrung aller Kreise der Stadt eine dominierende Stellung in seinem Berufe zu erobern.
An seinem Grabe. vereinigte sich eine. große Trauergemeinde. Neben den jüdischen Kollegen des Bezirks waren die hiesigen Volksschullehrer, sehr zahlreich erschienen, die. die Beerdigungsfeier mit einem ergreifenden Grabgesang eröffneten. Nach der tiefempfundenen Grabrede des Herrn Rabbiners Dr. S. Bamberger, widmete ihm Ludwig Steinberger warme Abschiedsworte als Freund und Kollege und sprach Dank und Verehrung im Namen des Jüdischen Lehrervereins für Bayern aus. Nach einigen Abschiedsworten des eigenen Bruders, des Herrn Hauptlehrers Nutzbaum (Neumarkt), fprack der Vorstand des Bezirkslehrervereins Kissingen im Namen des Bayerischen Lehrervereins herzliche Worte ehrenden. Gedenkens. Herr Gustav Neustädter brachte im Namen der Gemeinde Maßbach, die sehr zahlreich am Grabe erschienen war, Verehrung und Dankbarkeit derselben zum Ausdruck.
Mit Moses Nußbaum ist ein vorbildliches Lehrerleben verhaucht. Sein Andenken wird in unserem Verein hoch in Ehren bleiben.
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Mit dem. Tode Ahron Rosenblatts ist wieder eine schmerzliche Lücke in die Reihen unseres Vereins gerissen. Für diejenigen, die um ihn waren, kam sein Ende überraschend; war doch gerade dieses- mal innerhalb der zwei Jahre seines Leidens der Ernst der kurzen Erkrankung kaum zu erkennen. Noch vor einigen Wochen hat er mit innerer Befriedigung von der Besserung seines gesundheitlichen Zustandes gesprochen und vor nicht sehr langer Zeit seiner FMude an der ihm 17 K oer gönnten Teilnahme an unserer Jubelfeier Ausdruck gegeben. Diese Freude durfte er leider nicht mehr erleben. Die Vorsehung hat ihn früh — 61 Jahre alt — von uns genommen; doch waren ihm die Schmerzen eines langen Lagers erspart.
Er war vom Geiste 11 N X. Sein Leben verwirklichte die Lehre, mit der unser Gesetzeslehrer Hillel uns auffordert:
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„Liebe den Frieden und jage ihm nach! Liebe die Menschen und bringe sie der G'tteserkentnis nahe!"
In. 32jährigem, von beispielloser Gewissenhaftigkeit und hingebungsvollstem, aufopfernden Pflichtbewußtsein erfüllten Wirken, hat er durch seine harmonisch ausgeglichene Persönlichkeit mitgebaut an der Aufwärtsentwicklung der Kultusgemeinde Memmingen, Mit seinem gewinnenden Wesen, seinem wohlmeinenden/ auf reicher Er
fahrung gegründeten Rat, seinem von überzeugendem Ernst getragenen Worte hat er stets den Frieden und die Geschlossenheit der Gemeinde zu wahren verstanden Die Menschenliebe und Menschenfreundlichkeit, seine Bescheidenheit und Einfachheit fanden die Liebe und Wertschätzung all derer, die mit ihm in Beziehung traten. Wohl kein Haus in seiner Gemeinde, dem er nicht Freund und Berater gewesen!
Wie an der Stätte des Gebetes sein Gesang und sein Wort die Gemeinde zu G'tt erhob, so hat auch sein von tiefer Liebe zum Kind erfülltes Lehrerherz eine ganze Generation der G'tteser- kenntnis nahegebracht. Ein alter Erziehungsgrundfatz sagt: „Verba docent, exempla trahunt“: „Worte können nur belehren, aber Beispiele reißen hin." So war sein ganzes Leben beispielgebende Tat, die anspornend und gestaltend auf die Kinderseele wirkte.
Ahron Rosenblatt h "1 ist von uns gegangen; doch sein Andenken wird unter uns fortleben und uns aneifern, es ihm gleichzutun.
unm Liffgens.
Die Trauerrede an der Bahre Ahron Rosenblatts hielt Herr Lehrer Emil Liffgens, der Nachfolger Rosenblatts, auch im Namen des Jüdischen Lehreroereins für Bayern. Der erste Vorstand der Kultusgemeinde, Direktor Karl Gerftle, widmete dem Verstorbenen ehrende Worte des Dankes und der Treue. Hauptlehrer Ree nahm als Vorsitzender des Bezirkslehrervereins Memmingen am Grabe Abschied von dem Kollegen.
Die geschichtliche Entwicklung des Synagogengesanges feil Anfang des 19. Jahrhunderts
Nachtrag von Obeckankor Wilhelm Hermann in Augsburg In Ergänzung meiner Ausführungen über dieses Thema möchte ich einer Ehrenpflicht Nachkommen und noch im besonderen der Bedeutung eines Mannes für unser Gebiet, des Kantors Isaak Lachmann, f. A., gerecht werden, der in unserem Schwaben, in Hürden (Krumbach), viele Jahre segensreich seines Amtes gewaltet und hier sehr wertvolles Lebenswerk, „Awandas Jifroel" („Der ist. Vorbeterdienst") geschaffen hat. Dieses enthält in feinem 1. Teil eine Sammlung traditioneller Melodien, im 2. Teil eigene Kompositionen.
L. galt nach den mir erst vor kurzer Zeit gewordenen Informationen bei prominenten Meistern des Synagogengesanges, wie Le- wandowfky, Birnbaum f. A. als Autorität und war mit letzterem, bei dem einst ich meine kantorale Ausbildung vervollkommnen durfte, durch Freundschaft verbunden.
Über L. Werk, die Sammlung traditioneller Gesänge, hat sich, wie mir berichtet wurde, Prof. Jdelsohn, auf dessen Veranlassung die Bibliothek des Hebrew Union College in Cincinnati dieselben erworben hat, begeistert ausgesprochen und in einem Schreiben an Musikdirektor Oberkantor, emer. Friedmann (Berlin), feiner größten Anerkennung (L.) des Schaffens Lachmann auf dem Gebiete des traditionellen Gesanges Ausdruck verliehen.
Neujahrswunsch-Enthebungsliste 2 Blumenthal (Neustadt), Gutmann (Schnaittach), Lautmann (Frankfurt), Ottensooser (Würzburg), Wechsler (Aschbach). Sonn (Großlangheim), Stoll (Würzburg), Strauß (Windsheim), Frankel (Erlangen), Köstlich (Uehlfeld), Schloß (Aschaffenburg), Weil (Hof), Schchüro (Bamberg), Heß (Miltenberg), Lehmann (Eschau).
Diejenigen Kollegen, die mit Jubiläums- und Jahresbeiträgen noch im Rückstand sind, werden ersucht, dieselben baldigst auf unser S che ckkonto Nr. 6479 Nürnberg einzuzahlen. M. Hellmann.
Würzburg, 1. Sept. 1930.
Mitteilung
. Allen lieben Freunden und Kollegen, die zum guten Gelingen unserer Jubiläumsversammlung beigetragen haben, sei auch an dieser Stelle herzlichster Dank ausgesprochen.
Zur Ergänzung unserer Festschrift sei mitgeteilt, daß Wechsler (Berlin) im Jahre 1884 und Ehrenreich (Nürnberg)) im Jahre 1908 unserem Vereine beigetreten sind.
Es besieht Veranlassung darauf hinzuweisen, daß die Skerbehilfe unseres Vereines noch nicht gegründet ist, sondern daß die Beratung und Beschlußfassung hierüber der nächstjährigen Mitgliederversammlung überwiesen wurde.
Allen lieben Kollegen ein herzliches navo HO’nn *10.1
Die Vereinsleitung.
Anmerkung der Schriftleitung: Ein Nachruf auf Salomon Eifen- mann s. A. von Weil (Hof) mußte aus räumlichen Gründen für die nächste Nummerier „Mitteilungen" zurückgestellt werden.
Für den Jnhall der „Mitteilungen" verantwortlich: Max Adler, München'.