(Mitteilungen des Milchen feljreroereins für Wern

Schriftleitung: Max Adler, München

1931 München, 15. Mai Nr. 6

I Moritz Wurzmann n"y

Wiederum ist einer unsererguten Alten" von uns weggegangen. Moritz Wurzmann, der 41 Jahre in Mainstockheim wirkte, segnete im Alter von 70 Jahren, als Oberlehrer im Ruhestand, in Schlüchtern das Zeitliche. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens bei seinen Kindern und dort ging ihm auch vor wenigen Monaten seine treue Gattin,"y im Tode voranDie sich geliebt und hold gewesen bei ihrem Leben, sie sollten auch im Tode nicht getrennt sein." Früh ver­waist, kam er von seinem Geburtsort Demmelsdorf in Oberfranken in die Waisenanstalt nach Fürth, absolvierte dann die Präparanden- schule Burgpreppach und das Lehrerseminar zu Würzburg, beides mit sehr gutem Erfolge. Nur kurze Zeit wirkte er in Wiesenfeld bei Würz­burg, dann übernahm er die jüdische Volksschule in Mainstockheim. Mit pädagogischem Blick und Geschick wirkte er mehr als 40 Jahre an derselben und griff dabei oft über das amtlich abgesteckte Lehrziel hinaus. Es war bekannt, daß Wurzmanns Schüler, wenn sie in die Mittelschule übertraten, dort stets zu den besten zählten. Dabei hatte seine Methode etwas durchaus Ruhiges an sich, den Ton einer gemüt­lichen Unterhaltung. Alle seine Funktionen versah er in alter schlichter Piroh und in vorbildlicher Gewissenhaftigkeit. Auf unseren Versamm­lungen war er ein gern gesehener Freund und Kollege, wenn die Be­schwerlichkeiten allzu anstrengende Reise es nur immer zuließen. So hat er sich in seinem Leben die schönste Krone gesichert, die Krone des guten Namens 212 _D^ 1 n 3, etn dankbares, ehrendes Gedenken bei seiner Gemeinde, seinen zahlreichen Schülern, seiner Kollegen im jüdi­schen Lehrerverein Bayerns. Bei seiner Bestattung einige Tage vor Pesach mußte mit Rücksicht auf den Nisanmonat jedes laute Wort der Klage verstummen. Man konnte aber die innere Ergriffenheit der stattlichen Trauerschar von den Gesichtern ablesen. Von weiter Ferne waren Freunde und Bekannte herbeigeeilt, dem Geliebten den letzten Ehrenzoll zu weihen. Seine ehemalige Gemeinde Mainstockheim hatte eine würdige Vertretung entsandt. Wir sichern'dem entschlafenen Amts­bruder in unseren Reihen und unserem Brudervereine Bayern das beste Gedenken. Cr ruhe im Frieden! n" 3 ü J n M. D.

Zum ehrenden Andenken an Hauptlehrer Abraham Strauß gewidmet von S. Frank (Uffenheim)

Wir können in der heil'gen Schrift In kurzen, schlichten Worten lesen,

Wie schon der Vater Abraham Ein G'tteskämpfer ist gewesen.

Für Nächstenliebe, G'ttesfurcht,

Für hohe Ziele nur begeistert,

Hat er, bescheiden auch zugleich,

Das Leben fromm und klug gemeistert.

Stehn wir an dieser Bahre hier,

So müssen überzeugt wir sagen:

Auch dies ein Vater Abraham,

Den heute wir zu Grabe tragen."

Zum geist'gen Führer ward er uns,

Zum unersetzlichen Berater,

Mir war er mehr noch als ein Freund,

Seiner Gemeinde mehr als Vater.

Ein halb Jahrhundert hat gewirkt Als Lehrer er, als treuer Hirte.

Selbstlos hat er und pslichtgetreu Sein Amt geführt in heil'ger Würde.

Beliebt, nicht nur in Freundeskreis,

In der Gemeinde ja noch weiter War er, in Geisteskraft gestählt,

Im Kampf ein Held und Wegbereiter.

Drum wird noch übers Grab hinaus Sein Ruhm in Feuerlettern glänzen.

Betrauern wird man seinen Tod Weit über unseres Landes Grenzen.

Doch was er mir persönlich war

Das kann ich nicht mit Worten sagen.

- Ich war ihm gut, wie er mir auch.

Ich konnte mit ihm scherzen klagen.

Was jeweils unser Herz bewegt,

Was wir an Leid und Freud empfanden,

Wir sprachens gegenseitig aus '

Und haben uns so gut verstanden.

Noch viel zu fragen hätt' ich ihn,

Den lieben, teueren Genossen.

Doch ach! Sein Mund bleibt still und stumm,

Da er auf ewig sich geschloffen.

Die Menschenmaffe, die nun sich Um deine Bahre hier vereinte,

An deren Spitze trauernd steht Die Israelitische Gemeinde.

Sie dankt aus innerstem Gefühl Für das, was Du ihr hast gegeben,

Für sie geleistet und' gewirkt In Deinem reichen Tatenlebcn.

All Deine Freunde danken Dir Und alle Menschen, die Dich kannten.

Wir sagen Dir den letzten Dank,

Die wir uns hier zusammenfanden.

Für alles das, was Du uns warst.

G'tt möge Deine Taten lohnen Und lasse Dich im Paradies Im Kreise frommer Seelen wohnen.

O, wir vergessen Deiner nie.

Wir werden immer Dein gedenken,

Solang ein Odem in uns ist

Und uns der Herr will Gnade schenken.

Bald naht die heil'ge Sabbatruh'.

Dir ist auf ewig sie beschieden.

Kehr' ein zu Deinen Vätern Du

Und ruhe sanft! Zieh' hin in Frieden! 51 men.

Aus den Bezirkskonferenzen

I. Arbeitsbericht der Bezirkskonfcrenz Kitzingen für das Jahr I9Z0.

Im abgelaufenen Jahre wurden zehn Konferenzen abgehalten. Die Zusammenkünfte fanden im Israelitischen Lehrerseminar zu Würzburg statt.

Ständiger Punkt der Tagesordnung war das Studium der *om und moa' ? oo unter der sehr bewährten

Leitung des Bezirksrabbiners Herrn Dr. I. Wohlgemuth Kitzingen.

In Referaten wurden folgende Themen behandelt:

1. Vorgeschichte des israelitischen Volkes und seiner Religion.

I. Teil:Die Methoden" von Dr. Jampel, drei Vorttäge von Be­zirksrabbiner Dr. Wohlgemuth.

2. Die Lehrbarkeit der Religion von Dr. Schorsch. Referent: Bezirks­rabbiner Dr. Wohlgemuth. Korreferent: Bamberger, Kitzingen.

3. ^> 22 -Vorschriften. Referent: Dr. Wohlgemuth.

4. Die Agada und der Midrasch im Einschluß an das niyHw Fest. Referent: Brückheimer, Marktbreit.

5. Die 10 Sinai-Aussprüche. Referent: Mannheimer, Dettelbach.

6. Die 39 Hauptarbeiten. Referent: Bravmann, Gaukönigshofen.

7. Aufklärung über Stellen im Talmud und Schulchan Aruch, die von unseren Gegnern gegen die jüdische Religion fälschlich ausgebeutet werden. Referent: Dr. Wohlgemuth, Kitzingen.

8. Neuzeitliche Fibelmethoden. Referent: Brückheimer, Marktbreit.