Nr. 6

Mitteilungen des Jüdischen Lehrervereins für Bayern

13

Vereins- und Standesangelegenheitcn fanden ausreichende Wür­digung. Die Konferenz besitzt eine Bibliothek zur Fortbildung sehr ge­eigneter Werke. Einige dieser Werke wurden uns in dankenswerter Weise vorn Bayerischen Israelitischen Gemeindevcrband unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Bambergcr, Kitzingen.

2. Bezirkskonferenz Ansbach

Bericht über die im Jahre 1930 abgehaltenen Konferenzen

Im Jahre 1930 wurden fünf Konferenzen abgchalten, in welchen regelmäßig Talmud Chulin und Midrasch Tanchuma gelernt wurde, Aussprachen über Berufs- und Standesfragcn stattfanden, und vier Vor­träge gehalten wurden. Die Themen zu diesen Vorträgen lauteten: l. Verwendung von jüdischen Rätseln und Märchen im Religionsunter­richt. Referent: Levitc, Gunzenhausen. 2. Pädagogik in Bibel und Tal­mud. Referent: Schuster, Ellingcn. 3. Bedeutung des Minhazim. Referent: Marx, Rothenburg. 4. Charakteristik der östlichen Chcdarim und Jcschiwos. Referent: Deutsch, Leutershausen. Lcvite.

_ 3. Bezirkskonferenz Schwaben

^Unsere Bczirkskonferenz hielt im Jahre 1930 vier Versammlungen ab, die jedesmal gut besucht waren.

Jur Mittelpunkt der Zusammenkünfte stand:

1. Die eingehende Aussprache über die neueren Lehr- und Lern­mittel im Religionsunterricht.

2. Ein pädagogisch-wissenschaftlicher Vortrag über das Thema: Crziehungsgrundsäße und Jugenderziehung in Bibel und Talmud.

3. Gegenstand der Beratungen waren ferner Vereins- und Stan- dcsangelegenhciten: Jubiläumssiiftung, Stcrbckasse, Urlaubszeit, Ta- gungsbcschlüsfe des Verbandes veranlaßten stets eingehende Ausspra­chen, deren Ergebnis immer dem I. Vercinsvorstande mitgcteilt wurden.

4. Leider verloren wir im abgelaufenen Jahre drei liebe Kollegen und Freunde: Oberlehrer Leopold Guttmann, Öttingcn; Lehrer Ahron Rosenblatt, Memmingen und Hauptlchrer Isidor Kahn, Krumbach. Ihr Verlust bedeutet für unseren Verein eine schwere Lücke. Ihr Le­ben und Wirken fand ja bereits im Vcreinsblatt gebührende Wür­digung.

5. Auch eine Bczirksvereinsbibliothek wurde gegründet; den Grund­stock lieferte der Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden, wofür auch an dieser Stelle der Dank des Bezirksvcrcins ausgesprochen sei.

Der Vorsitzende: M. Sonn.

Bezirkskonferenz Schwaben

Unsere Konferenz findet am Pfingsidicnstag, dem 26. Mai, Vor­mittag l0 Uhr im HotelKaiserhof" zu Augsburg statt.

M. Sonn.

Eigenartige Lehrerbildung

Vor Jahren schon beschäftigten die eigenartigen Vcrhältniste des Kölner Lehrerseminars. die jüdische Öffentlichkeit. Wir haben uns in dieser Frage bisher zurückgehalten. Jetzt aber sehen wir uns veranlaßt vor aller Öffentlichkeit die merkwürdigen Methoden, wie in Köln Leute alsLehrer" abgesiempclt werden, zu kennzeichnen.

Wir hatten vor kurzer Zeit das zweifelhafte Vergnügen Einsicht in diese recht sonderbaren Zustände zu nehmen. Der Fall liegt so: Ein Herr, der eine Realschule bis zur 6. Klasse besucht hatte und dann bis zu seinem 27. Lebensjahre als Restaurateur tätig war, taucht plötz­lich alsLehrer" auf und legt zum Nachweis seinerBefähigung" ein Zeugnis des Kölner Seminars vor. Wir nahmen an, daß der Herr Kandidat wenigstens einige Zeit das Seminar besucht hätte, (wenn wir auch durchaus nicht der Meinung waren, daß diese Zeit ausgercicht hätte, ihn zum Lehrer auszubilden). Auf unsere Veranlassung fragte der Ver­band Bayerischer Israelitischer Gemeinden bei der Seminarlcitung in Köln an und erhielt folgende überraschende Antwort:

Jüdisches Lehrerseminar, Köln Der Studiendirektor

Köln, den 27. März 1931.

An den Verband Bayerischer Jsraelittischer Gemeinden

München, Hcrzog-Max-Straßc 7/1

Auf Ihre Anfrage vom 24. März erwidere ich ergebenst, daß der Israelitische Lchrervercin für Bayern Sie nicht genau unterrichtet hat. Herr Seligmann hat das hiesige Seminar überhaupt, nicht besucht, sondern als Externer im Jahre 1929 die Religionslchrerprüfung mit Erfolg abgelegt.

Mit vorzüglicher Hochachtung! Der Studiendirektor I. V.; .Unterschrift.

Das Seminar in Köln hält demnach Prüfungen fürExterne" ab und zwar keine Scminarschlußprüfungen, sondern Religionslehrer- prüfungen. Und ein auf Grund einer solchen Prüfung ausgestelltes Zeugnis soll dem Prüfling die Berechtigung geben in jeder jüdischen Gemeinde Deutschlands als Religionslehrcr verwendet zu werden? Wir finden es unerhört, daß eine Anstalt, die auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurückschaucn kann und die sich heute noch Lchrcrseininar nennt, sich zu einem solchen Verfahren, das wir gar nicht näher ,cha­rakterisieren wollen, hergibt. Dazu koinmt, daß unsere Geineinden, die diese Verhältnisse gar nicht kennen, bei Vorlage eines Zeugnisses dieser Anstalt, im Glauben sind, es handle sich um einen ordnungsgemäß vorgcbildetcn Lehrer.

Wir fragen die Scminarabteilung: Wer gibt Ihnen das Recht besondere R e l i g i o n s l c h r e r p r ü s u n g e n abzuhalten? Kön- iren Sie es verantworten, Leuten, die auch gar. nichts an pädagogischen: Wissen und methodischen Kenntnissen besitzen, das Zeugnis auszustellen, daß sie Lehrer seien und dazu noch R e l i g i o n s l e h r e r, also befähigt seien, jenes Fach zu unterrichten, in dem heute in allen Konfessionen die höchsten Anforderungen gestellt werden?

Ein solches Verfahren ist nach unserer Überzeugung sehr wohl im­stande, nicht nur die jüdische Religion, herabzuwürdigen, sondern auch unsere Forderung nach Gleichberechtigung ernstlich zu gefährden.

Wir halten es für dringend notwendig, daß die jüdischen Verbände nicht nur die Lehrervcrbände alles tun müssen um solche Miß­stände zu beseitigen, wie wir der Meinung sind, daß auch der Staat als Aufsichtsbehörde hier cingrcifen muß.

Jüdischer Lehrerverein für Bayern M. Rosenfeld M. Adler

I. Vorsitzender 1. Schriftführer

Einzahlungen im April 1931.

Von: Eisfeld, München 15.; Lachmann, München 10.; Adler, Frankfurt 20.; Hirnheimer, Höchberg 45.; Kohn, Fürth 15.; Samuel, Hornburg 20.; Schottland, Frankcnthal 30.; Cllinger, Fürth 15.; Lcvi, Burgprcppach 16.; Ottensoscr, Würzburg 15.; Brückheimer, Marktbreit 15.; Wolf Ww., Würzburg 3.; Bachen- heimer, Gießen 15.; Blatt, Würzburg 15..

Scheckkonto: Nürnberg 64 79.

W ü r z b u r g , 1. Mai 1931.

M. Hell nr a n ir.

Personalia

Kollege B l u ur e n t h a l in Unslcben wurde ab I. Mai zun: Ober­lehrer ernannt. R o b c r g (Höchberg) wurde nrit der Verwesung von Thüngen betraut.

Eingegangene Bücher

Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen im Volks- schulrccht von Dr. Max Stiefclzichcr. (Verlag B. Heller, München.) Besprechung folgt. Einstweilen die eine Bemerkung: Das Buch ge­hört in die Bibliothek jedes Lehrers.

Soeben erschien:

Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen im Volksschulredit

Von.Dr. Max Siiefetzieher preis jm. e.

In dieser Arbeit hat die Stellung der Religionsgesellschaflen und Weltanschauungs­vereinigungen in dem komplizierten deutschen Volksschulrecht sowohl nach Reichs- wie nach Landesrecht eine erschöpfende und instruktive Darstellung gefunden. Be­sonders eingehend wird das Recht der jüdischen Volksschule und des jüdischen Religionsunterrichts in der Volksschule behandelt. Für alle an Schul- und ilnter- richtsfragen interessierten jüdischen Personen und Stellen ist das Buch unentbehrlich.

V

Verlag B. Heller, plingansersir. 64

Für den Inhalt derMitteilungen" verantwortlich: Max Adler. München:.