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Mitteilungen des Jüdischen Lehrervereins für Bayern
handeln, auf daß sich keines zurückgefeht fühlen kann. Denn das ist oft die Quelle des Neides und Hasses. „Niemals soll ein Vater eines seiner Kinder auffallend bevorzugen!" Denn siehe die Bevorzugung Josefs, das äußere Zeichen der besonderen Liebe, der bunte Rock, war die Veranlassung, daß unsere Väter nach Ägypten wandern mußten. —
Ein weiteres wirksames Mittel zur Förderung des Erziehungswerkes ist die Strafe. Sie hat den Zweck abschreckend zu wirken und Besserung herbeizuführen. „Und das ganze Volk höre es und fürchte sich und frevle nie mehr," sagt die heilige Schrift. Die Strafe soll im Kinde das Gefühl der Scham und Reue Hervorrufen und muß vom Geist der Unparteilichkeit und der strengen Gerechtigkeit getragen sein.
Aber man strafe nicht, ohne vorher gemahnt, gewarnt zu haben.
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Rechtzeitige Mahnung wird oftmals eigentliche Strafmittel überflüssig machen. Ähnlich sagt der Talmud: „Besser ein Schlag im Innern, als 100 Schläge von außen." Es ist daher eine Forderung der Neuzeit, Stock und Rute möglichst aus Haus und Schule zu verbannen. Und doch wird man körperliche Züchtigung niemals ganz entbehren können. Darum empfiehlt die heilige Schrift auch oft die Rute und warnt vor falschem Mitleid.
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„Wer die Rute scheut, haßt seinen Sohn und wer ihn liebt, züchtigt ih n." An diesen Salomonischen Spruch anknüpfend, warnt die Schrift vor unrecht angebrachter Milde. Abraham ließ seinem Sohn Jsmael freien Lauf, er entartete. Jsak hat infolge seiner Vorliebe für Csau die körperliche Züchtigung unterlassen; er wandelte auf Abwegen. König David behandelte seine beiden Söhne Absalom und Adonis ah, von ihrer körperlichen Schönheit beeinflußt, mit allzu großer Nachsicht und Güte; sie empörten sich beide gegen ihren Vater. Die verkehrte Erziehung war die Ursache ihrer Entartung
Bezirks-Fortbildungskonferenz Würzburg Bericht über das Schuljahr 1929 30 Regelmäßig, mit Ausnahme der Ferien, jeden Montag von 4—6 Uhr. Leitung: Dr. Neubauer
Die Konferenz bot stofflich reiche Abwechslung und methodisch recht Anregendes und Interessantes.
A. Talmud.
Auf Wunsch der Teilnehmer wurden in diesem Jahr Themata aus Chullin und Mocd bevorzugt.
Statarisch: Chullin 14a ff., Sabbath 13b ff., unter Berücksichtigung ausgewählter Stellen aus Tosafoth und Mefor- schim. Hierbei bot sich auch Gelegenheit, eine Reihe von Stellen aus den verschiedensten Masscchtoth heranzuziehen und dieselben ausgiebig zu erörtern (so beispielsweise zu Sabbath besonders die Mischnioth von Taharoth). Bisweilen wurden auch Poskim herangezogen.
6. Einführung in die Megillath Taanith (aramäischer Urtext und sog. Baraita dimegillath taanith). Lektüre ausgewählter Stücke. Die Megillath Taanith als Geschichtsquelle.
6. Vorträge.
Fräulein Ottensoser referierte über Psycho-Analyse, ferner über ihre Paläsiinareise, Oberkantor Eschwege über die Neginoth, Mannheimer- Dettelbach entwarf das Lebensbild des Gründers der Präparandenschule Höchberg, Rabbiner Lazarus-Ottcnsoser. Hirnheimer, Höchberg, referierte über Mischna- und Talmudunterricht nach dem modernen Prinzip der Arbeitsschule und gab Veranlasiung zu einer sehr anregenden Diskussion.
O. Von Seiten des Kurslcitcrs wurden fernerhin wie üblich Litera- tnrvorträge gehalten. Auch bildeten aktuelle Fragen des jüdischen Lebens mehrfach Gegenstand der Besprechung.
Die Konferenz erfreut sich regelmäßig eines sehr guten Besuches.
Wir verloren durch den Tod ein liebes Kursmitglied: Herrn Hauptlehrer Eisemann, Würzburg. Sein Andenken sei gesegnet.
Pensionist Freudenberger, Flieden, verlegte sein Domizil nach Würzburg und trat sofort unserer Konferenz bei.
Möge die Konferenz weiter blühen und sich entfalten unter so bewährter Führung und Leitung! Das ist aller Wunsch!
A. Mannheimer, Dettelbach Anstellungsprüfung 1931
An der diesjährigen Anstellungsprüfung, welche für die israelitischen Anwärter in Bayern in Würzburg zentralisiert ist, beteiligten sich 2 Kandidaten. Die Prüfung aus dem Lehrverfahren im israelitischen Re
ligionsunterricht fand, wie alljährlich, in der Israel. Lehrerbildungsanstalt statt. In der dreistündigen schriftlichen Prüfung waren folgende Fragen gestellt:
„Welche Folgerungen sind aus der zentralen Stellung des Opfers in Bibel und Gebetbuch für den jüdischen Religionsunterricht zu ziehen?
An zahlreichen Beispielen soll aufgezeigt werden, wie durch entsprechende unterrichtliche Behandlung der Opfergedanke im Religionsunterricht für die religiöse Erziehung fruchtbar gemacht werden kann."
Dereinsmitteilungen
1. Wir beklagen den Heimgang zweier Vereinsmitglieder: Am 10. September verstarb das Ehren- und Gründungsmitglied unseres Vereins Heinrich Chrmann in Friedberg, und vor wenigen Tagen folgte ihm Kollege Max Bachenheimcr, früher in Zweibrücken, der 28 Jahre unserem Verein angehörte. Wir werden den beiden Treuen ein ehrendes Gedenken für alle Zeiten bewahren.
2. Neuaufnahmen: Unserem Verein ist beigetreten Kollege Alois Kurzweil in Ottingen.
3. Beschlüße der 5 O. Mitgliederversammlung:
Wir geben heute schon die Beschlüsse der letzten Mitgliederversammlung bekannt, werden aber von der Veröffentlichung eines Protokollauszuges diesmal absehen.
a) Mitgliedsbeiträge: Für das Jahr 1932 wurden die Mitgliedsbeiträge folgendermaßen festgesetzt:
1. aktive bayerische Mitglieder 25 RM.
2. pensionierte bayerische Mitglieder 15 RM.
3. aktive außerbayerische Mitglieder 18 RM.
4. pensionierte außerbayerische Mitglieder 10 RM.
b) Sterbefallbeihilfe: Die Sterbefallbeihilfe beträgt für das Jahr 1932 150 RM.
c) Die Vereinsleitung wird beauftragt, alljährlich ein Thema zur Behandlung in den Bezirkskonferenzen in Vorschlag zu bringen. Die Durcharbeitung des Themas soll als Vorarbeit für die Mitgliederversammlung dienen, deren Hauptreferat aus dem gleichen Stoffgebiet zu wählen ist.
Durch Redneraustausch sollen die Arbeiten der Bezirkskonferenzen gehoben werden.
d) Die Vereinslcitung wird beauftragt, beim Verbände zu beantragen, daß, zur Vermeidung von Mißbräuchen, die Zuschüsse zu den Besoldungen ehrenamtlicher Vorbeter in lehrerlosen Gemeinden nach den gleichen Grundsätzen wie die Gehaltszuschüsse an leistungsschwache Gemeinden gewährt werden.
e) Ferner wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Die jüdischen Lehrer Bayerns haben mit großem Befremden davon Kenntnis genommen, daß im abgelaufenen Jahre bei Vakanzen von Lchrer- stellen von verschiedenen Seiten die Kandidatur nicht seminaristisch gebildeter Bewerber in den Vordergrund gestellt wurde, obwohl seminaristisch gebildete Kandidaten vorhanden waren. Der jüdische Lehrerverein in Bayern protestiert gegen diese kurzsichtige Handlungsweise und bittet den Verband bayerischer israelitischer Gemeinden in seinem Interesse und im Interesse der Zukunft des bayerischen Judentums ausschließlich vollwertige seminaristisch gebildete Bewerber zu berücksichtigen.
München, den l. Oktober 1931.
M. Rosenfeld M. Adler
Einzahlungen im August 1931
Von: Schloß, Mellrichstadt 15.—, Hirsch, Nürnberg 15.—, Hönlein, Nürnberg 30.—, Rose, Altenstadt 16.—, Gönninger, Zirndorf 15.—, Ehrenreich, Nürnberg 30.—, Heippert, Kitzingcn 15.—, Stein, Regens- burg 15.—, Reiter, Gerolzhofen 15.—, Godlewsky, Ambcrg 45.—, Bierschild, Prichsenstadt 30.—, Kissinger, Würzburg 15.—, Brückheimer, Marktbreit 15.—, Hirnheimer, Würzburg 15.—, Kissinger I., München 17.—, Levite, Gunzenhausen 17.—, Schloß, Aschaffenburg 15.—, Strauß, Nördlingen 32.—, Uhlfelder, Nürnberg 16.—, Wechsler, Alzenau 32.—, Berlinger, München 18.—, Edelstein, Sugenheim 17.—, Ottensoser, Würzburg 17.—, Geßner, Rostock 10.—, Lion, Grünstadt 15.— RM. Einzahlungen im September 1931
Erlebacher, Mönchsroth, 17.—; Blumenthal, Unsleben, 15.—; Kahn, Wcstheim, 30.—; Wenistock, Theilheim, 15.—; Buttenwieser, Hamburg, 20.—; Wormser, Nürnberg, 15.—; Liffgens, Memmingen, 10.—; Ro- scnbaum, Ingolstadt, 17.—. M. Hellmann
Nachtrag zur Neujahrswunschenthebungsliste:
Erlebacher, Mönchsroth; Gutmann, Schnaittach; Sonn, Buttenwiesen; Wähler, Neustadt a. Saale; Wechsler, Aschbach.
Für den Inhalt der „Mitteilungen" verantwortlich: Max Adler, München