Jüdische«

Ausgabe

eindeblatt

für den Verbami der Knltusgemeinden in Bayern

und die Kultus gemeinden München, Augsburg;, Bamberg, Würzburg

Aufgabe A : Allgemeine Ausgabe, Bezugspreis RM. -.60 im Vierteljahr, RM. 2.40 für das Jahr Ausgabe B: Mit dem Beiblatt für Würzburg und Umgebung. Bezugspreis RM. 1.50 im Vierteljahr, RM. 6. für das Jahr. Erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Verlag B.Heller, München, Plinganserstr.64,Tel.73664, PostscheckMünchen 3987 Geschäftsstelle in Würzburg, Sieboldstr. 3V21 Tel. 4645, / Anzeigen nach Tarif

Angemeldet beim Sonderbeauftragten des Reichsministers für Volksauf- Märung und Propaganda betr. Ober- wachung der geistig und kulturell tä­tigen Juden im deutschen Reichsgebiet.

XIII. Jahrgang

München, 1. September 1937

Nr. 17

Inhalt: An die Mitglieder der Gemeinde München Lebenserneuerung Der Zentralausschuß für Hilfe und Aufbau bei der Reichsvertretung der Juden in Deutschland Drei Künstlerkalender für das Jahr 5698 (1937/38) Lernt Sprachen! Ein weltgeschichtliches Dokument Eine ideale, heute noch ferne Lösung der Palästinafrage Kultusgemeinde München: Lehrhaus Aus der Gemeinde München Staatszionistische Organisation, Ortsgruppe

München Jüdischer Turn- u. Sportverein München e. V.Jtus" Aus bayerischen Gemeinden Bekanntmachungen der Israelit. Kultusgemeinde München betr. Glückwunschablösung 1937; betr. Vermietung von Synagogen­betstühlen in der Hauptsynagoge Personalia Kalendarium und Gebets­zeiten für München.

An die Mitglieder der Gemeinde München

In diesen Tagen kann unsere. Haupt-Synagoge auf einen 50jährigen Bestand zurückblicken. Kurz vor dem Rosch-Haschonoh-Fest des Jahres 5648, am 16. September 1887, hat die feierliche Einweihung unseres Gotteshauses stattgefunden.

Eine Würdigung dieses Ereignisses, verbunden mit einem geschichtlichen Rückblick, enthält eine an­spruchslose Festschrift, die mit dieser Zeitungsnummer unseren Gemeindemitgliedern zugestellt wird.

Darüber hinaus soll des Jubiläums unserer Synagoge in gottesdienstlichem Rahmen gedacht werden. Vor Beginn des Rosch-Haschonoh-Abendgottesdienstes wird eine Festpredigt des Rabbiners und eine Ansprache des Vorsitzenden der Gemeinde die Bedeutung dieses Tages feiern. Die Ansprachen werden umrahmt von denselben Psalmen, die bei der Einweihung der Synagoge gesungen worden sind, Versen des 84. Psalms in der Vertonung von Lewandowsky K in der sie schon vor 50 Jahren erklangen, und dem 150. Psalm in der Vertonung Emanuel Kirschners, der vor 50 Jahren am Vorbetertisch der neu geweihten Synagoge stand und heute wohl der Senior der jetzt noch lebenden Zeugen jenes festlichen Ereignisses ist.

Mit Rücksicht auf die genannte Feier beginnt der Gottesdienst in der Hauptsynagoge am Rosch-Haschonoh- Vorabend bereits um 5.30 Uhr.

München, 1. September 1937

Rabbinat und Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München

Dr. Baerwald Dr. Neumeyer

Lebenserneuerung

Eine Rosch-Haschanah-Betrachtung Von Fabius Schach

Wir wissen es nicht erst seit heute: Altes und Neues sind in der Natur und im Leben keine Gegensätze, sie fließen inein­ander. Gestern und Morgen begegnen einander im Heute, und die Lebenserhaltung, der stärkste Trieb aller Lebewesen, ist ohne Lebenserneuerung nicht möglich. Was wir Leben nennen, ist ja nur der ewige Prozeß der Ausschaltung verbrauchter und Aufnahme neuer Kräfte. Und es ist im geistig-sittlichen Leben genau wie in der Natur: ein ewiges Uberwin­den, ein Ringen zur Höhe. Das Judentum das ist seine Stärke war nie blind gegenüber der Natur draußen v

und der menschlichen Natur, es wollte sie nicht verneinen, sondern einen Sinn in sie hineintragen. Es hat sich nie feind­lich zum Leben gestellt, sondern es strebte danach, das Leben, seine Kräfte und Schönheiten in den Dienst einer höheren Idee zu stellen. Der Jude betet und ringt seelisch um Lebens­erneuerung, aber die jüdisch-religiöse Weltanschauung ver­steht darunter nicht nur eine Änderung der äußeren Lebens­formen, sondern eine Erneuerung der inneren Lebenskräfte, eine seelische Wandlung, eine Rückkehr zum höheren Lebensgedanken. Dieser Gedanke der Le-