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Jüdisches Gemeindeblatt für den Verband der Kültusgemeinden in Bayern
Nr 22
des Leibensfaiadaiments des jüdischen Volkes. Vion ihrem ersten Aiuftreten bis zur Krönung ihres Sieges sind sie echte Söhne dhres Votas,. treue, schlichte Juden. Die Not ruft sie, -und sie-sind da, sie sind Diener ihres Volkes. Kniechte ihres Gottes; A- ,das ist ihre Kraft und ihre Größe. Sind sde NaflionaJhelden? Gewiß, aber .in e c h t j ü d i s c h e r G e s t a 11. Pur sie bilden Volk, Gott und Lehre — wie der Tataisd sich ausdrückt — edne ewige Einheit. Sie sinid sich bewußt, daß das jüdische Volk anders ist, anders sein muß, weil 1 in seiner Eigenart seine Kraft ruht. So kämpfen sie, ein kleines Häuflein, gegen ein großes gerüstetes Volk, und so siegen sie, umid der Sieg -ist idier Sieg der Idee Gottes, der Gedanke der ewigen Gerechtigkeit Es ist bezeichnend' für ihre Auififassung, daß ihre erste Tat naöh dem errungenen herrlichen Siege die Reinigung des Tempels, des HeMigflse&tsymbo&s Israels, die Wiederherstellung der Reinheit des Glaubens ist. Der Sieg ist efin Sieg Gattes und sein Zweck ist nur erfüllt in der AMileidier- vereiaigung ides Völfoes mit denn Geiste seiner Geschichte unid .seines Glaiulbens.
Und -daher nennen wir .unser Fest nicht Mafckabäerfest, sondern .Chanukk ah. Fest der Weihe und des Lichtes. Und unsere Dankgebete. preisen die Größe Gottes und erwähnen idlie Makkabäer nur nebenbei Wir sind von Dank und Bewunderung für die Großen unserer Geschichte beseelt, aber wir kennen keinen Personerikuitus; wir feiern <den Gedanken, nicht seine Träger. Wdr wissen, daß die Idee es ist, die die großen Männer erzeugt,, daß alle Kraft und alle Größe dem Geiste der Sittlichkeit entstammt, daß im wahren Heldlem sein Volk, seine Geschichte, sein Gott lebt.
Dieses Heldentum hat. in Israel nie aufgehört, es hat nur, dem Imperativ der Zeit und der Verhältnisse gehorchend, andere Formen angenommen, es ist zum stillen H-elderatum geworden. Und dieses Heldentum ist sittlich nicht von geringerem Wert, wenn es niicht prunkt und! ohne Ruhm nach außen sich zeigt. Die Männer und Frauen, die mit garazem Herzen und mit Opferung der Tat-ihrem Volke und seinem Geiste dlienten, sind nicht ausgestorben, und an Märtyrern der Wahrheit hat es dm Judentum nie gefehlt; aber es geschah meistens ohne Ruhmsucht, häufig sogar der großen Masse unbekannt. Die Männer, die sich und ihre persönlichen Bequemlichkeiten opferten, um .der erkannten Wahrheit oder der Not des Volkes und der jüdischen Zukunft zu dienen,' simid die wahren Träger unserer Geschichte. Und wenn .die Judenlheit trotz aller Not nicht verkümmert ist und als Kulturelement gesund vor uns ' steht dann danken, wir es nicht zuletzt diesen Helden. Wenn ;die intelligente Jugend auf so vieles verzichtet, ein schweres Los- auf sich nimmt, um das Land atnsrer Väter zum Lande unserer Zukunft zu machen, so ist das wahres Heldentum. Wenn Mütter und Frauen ihre tiefen Schmerzen unterdrücken! und ihre Männer und Kinder im schweren Kaimpfe für vfBLe jüdische Existenz ermutigen, so zeugt das von innerer Größe. Wenn ganze Menschen und ganze Juden in treuer Hingabe der Sache ihres Volkes 'dienen und keine Gefahr scheuen!, so ist. das jüdisches Heldentum. Und sie,- nicht «die stumpfe Masse ist es, die (dien jüdischen Geist verkörpern, die unsere Zukunft retten.
Wir leben heute in einer schweren Zeit, in einer Zeit der Weltkrise, der Umwertung aller Werte, und dfte Menschheit irrt umher und findet keinen Halt. Nach jüdischer Auffassuwg aber ist der Geist ewig, wandelbar sind nur seine Formen. Wir können den gefährlichen Polen dies Volkslebens, Stumpfsinn wt$ Verzweiflung, nur durch das leuchtende Vorbild und die Seeienstärke unserer Helden entrinnen. Unsere Helden haben nicht nur für ihre Zeit, sondern für alle Zeiten gewartet, weil sie uns gezeigt haben, was wahre jüdische Größe vermag. Ob sie mit dem Schwert oder mit dem Geiste gekämpft haben, — das sind nur andere Ausstrahlungen ihrer Größe.
In unserem Chanukkah feiern wir den Sieg der Volksidee Israels, den Sieg des starken Glaubens an Gott und unseren inneren Beruf. Wenn,unsere Väter auch in schwerer Zeit die
ses Fest freudig feierten, so geschah es, wed'l sde an die Ewigkeit des Judentums glaubten. .Sie stärkten ihren Mut an der großen jüdischen Vergangenheit .und sohöpfteri .diaraus.\ die..Hoffnung, daß. 4ie Judenheit noch eine..große Zukunft hat. So überwandten sie-aMe* Bitternis der Gegenwart und jedes Fest war ihnerr eine Station auf dem Wege 'dies Judentums zur Höhe. Jüdisch sein heißt, in irgend) einer Form messianiseh denken, d. h. den Gedanken der Erlösung, den Gedanken neuer Größe nicht aus dem Auge lassen. - ' '
So zünden wir am jüdischem Herd nach alter Sitte das Lichtlein an, das. nicht nach außen prunkt, sondern als Symbol unseres Lebens still nach innen leuchtet, und wir freuen uns mit unseren Vätern und unseren Kindern des Sieges der Wahrheit. Wir verkennen die WiiMichkeit und ihre. Hemmnisse nicht, aber als Juden denken wir geschichtlich und wir wissen, daß der Idealismus kein leerer Wahn ist. Was die Zeit auch bringen mag, sie soll uns einig und unserem Ideale treu, finden. Wir wollen uns keinen Illusionen, aber auch keiner Verzweiflung hingeben, wir bleiben gute Juden und nützliche Glieder der menschlichen Geseüschatft. Wir gehen den Weg unserer Geschichte. Er mag schwer sein, aber er führt zur Höhe. Nur so «dürfen wir uns rühmen, würdige Nachkommen der großen Makkabäer zu sein. . F ab du s S cha ch
Für das jüdische Buch
Über die Ehrung 'des Buches bei unseren Vorfahren und über das heutige Bücherlese-n
Die Reichsvertretung der Juden in Deutschland hat sich mit Sorge und Sachkunde der Werbung für idias jüdische Buch angenommen. Jeder weiß, daß Verleger, Buchhändler und Publikum im jüdischen Umkreis in eine von Vielen als ausweglös angesehene Lage geraten sind; Die jüdischen Verleger haben in idert letzten 4—5 Jahren Leistungen aufzuweisen, .die den Opferwilligen. Mutigen und- Enthusiasten unter ihnen Amierkennung und Bewunderung, aber leider, meistens geschäftliche Verluste eintrugen. Die vertreibenden Buchhändler, ;diie auf den Verkauf des jüdischen Buches angewiesen sind!, befinden sich' in keiner besseren Situation. Das jüdische Publikum vollends, das zu größerer Teilnahme und Kauflust aufgerufen werden soll, klagt über karge, ermüdende Kost und darf für sich mildernde .Umstände anlführen; es beteiligt sich gern unld in ber wundernswerter Opferwilligkeit an „HÜfsaktionen" jeglicher Schattierung. Aber dem jüdischen Buch, dem jüdischen Verleger und Buchhändler ist mit einer „Hilfsaktion" nicht gedient. Der Notstand liegt nicht in der Verständriislosigkeit oder in dem mangelnden guten Willen .der jüdischen Bücherkäufer. Das jüdische Buch kann 'bei allen denjenigen, die genießend, sich 'unterrichtend oder um der Belehrung unld Weiterbildung willen täglich lesen und von denen Kritik und die Fähigkeit, ein richtiges Buch zur rechten Zeit zu verschenken, erwartet wenden kann, nur einen verhältnismäßig sehr kleinen Ausschnitt ihrer wirklichen Lesebedürfnisse bilden. • Das moderne jüdische Buch, das heißt .das literarische Erzeugnis, das von Juden für Juden aus jüdischem Erleben und jüdischer Umgebung geschrieben ist, reicht für sich auch nicht annähernd aus, einen Leser aus unserem jüdischen Kreis in DeutsoMainKl mit durchsehnittlichien literarischen Ansprüchen zufrieden zu stellen. Das hängt damit zusammen, daß nach einer über 100 Jahre dauernden bewußten und von allen Seiten gewollten Angiei- chiuhg der europäischen Juden an »ihre Umwelt, nicht plötzlich in 3—A Jahren eine jüdische Eigenkultur bei uns aus dem Boden gestampft wenden kann.
Die Reiiöhsvertretung hat zur Werbung für das ijüdiische Buch der jüdischen Presse sieben ausgezeichneter durchdachte und ~ wohlgemeinte Abhandlungen namhafter Autoren übergeben. Einer von .ihnen, Erich Guttmann, spricht in einigen geldlrurtge-
J üdisdicr Turn-' und Sportverein München e.V., „Jtus"
r , K AHllL l L l Äk PpJ am Sonntag,den 28.Nov. 1937, abends 8 Uhr V^IlanUKKan^rClCr in unserer Turnhalle, Plinganserstrafie 76
Vielseitige Darbietungen ~ Kaltes Büffet
Infolge des beschränkten Platzes ersuchen wir Karten im Vorverkauf rechtzeitig in der Geschäftsstelle oder in der Ewerbuchhandlung lösen zu wollen. Mitglieder-Karten nur in der Geschäftsstelle. -