V. b. b.

^ tischen sozialdemokratischen Arbeiterorganisation Poale Zion, Wien

Erscheint zweimal monatlich

Redaktion und Administration:

Wien, II., Blumauergasse 1/U

Postscheckkonto Nr. 38.042

Bezugspreis:

vierteljährig. S 1.20 halbjährig . . , 2.40

Einzelne Nummer 20 Groschen

Nr. 4.

Wien, 17. März 1926.

3. Jahrgang.

j Mit der heutigen Nummer übergeben wir eineia Teil unseres Blattes der Verciniguag für soziale jüdische Tätig-

! keit. Für diesen Teil trägt dieVeretniigung" die volle Ver­antwortung.

Redaktion Unsere Tribüne.

Solidarität.

An einer anderen Stelle dieses Blattes findton unsere Leser einen kurzen Appell' des Vereines der Freunde des arbeitenden Palästina um Solidaritätshilfe fü,r die jüdische Arbeiterschaft in Palästina.

Die Arbeitslosigkeit in Palästina ist zwar im Ab­nehmen begriffen und es wird allgemein erwartet, daß die Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse fort­schreiten wird. Aber immerhin werden noch Monate verstreichen, bis der größte Teil der Arbeitslosen eine Arbeitsstätte finden wird. Das heißt, monatelang wer­den jene jüdischen Arbeiter in Palästina, die in Arbeit stehen, einen Teil ihres kärglichen Lohnes ihren arbeits­losen Genossen geben müssen. Und wenn wir be­weisen wollen, daß unsere Begeisterung über dm Leistungen unserer tapferen Genossen echt' ist, muß es durch Taten geschehen. : Was von uns verlangt wird, ist ja minimal im Vergleiche mit der opferreichen Arbeit unserer Genossen im Lande, im' Verhältnis zu; der Solidaritätsunterstützung, die den Arbeitslosen vom ihren in Arbeit stehenden Genossen geleistet wird, Aber um so mehr müssen wir dieser Aufforderung voll 1 und ganz nachkommen. Es' darf sich kein Genosse und Freund der Besteuerung für den Solidaritätsfond ent­sagen. Es ist Pflicht aller uns Nahestehenden, energisch und unermüdlich für den Solidaritätsfonds zu sammeln.

Wozu der vielen -Worte? Es gilt für unsere Arbeiterpiöniere in Palästina, da heißt es: zur Arbeit! *

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Sammelmittel für den Solidaritätsfond der jüdi­schen Arbeiter in -Palästina sind im Sekretariat jdes- Vereines der Freunde des arbeitendien Palästina, IL, Ob. Donaustraße 111 /66, und im Sekretariat der Poale- Zion, IL, Blumauergasse 1, zu haben.

Dr. Arthur Ruppin.

Dr. Arthur Ruppin hat das 50. Lebensjahr er-, reicht. Die verschiedenen Richtungen des Zionismus haben aus diesem Anlaß die Tätigkeit Ruppins ge­würdigt und ihm uneingeschränktes Lob' gespendet. Und mit Recht. Denn es gibt kaum einen zweiten führenden 'Mann in der zionistischen Bewegung, der auf eine so absolut sachliche Art seine Tätigkeit ent­falten soll. Die Landerwerbs'gesellschaft und der Na­tionalfonds, der .Keren Hajessod und die privaten Gesellschaften zur Kolonisierung Palästinas, Tel-Aviv und der Emek, allen widmete Ruppin seine wertvolle Arbeitskraft, insofern er überzeugt war, daß sie dem Aufbau Palästinas und der Ansiediung jüdischer Ein­wanderer dienen.

Die jüdische Arbeiterschaft Palästinas stellt mit großer Befriedigung fest, daß dieser ausgezeichnete Mann im Laufe der 20 Jahre, die er in Palästina an leitender Stelle gewirkt hat, stets ein aufrichtiger und zugetaner Freund des Arbeitersiedlungswerkes war.

Dem Freunde unserer großen Sache übermitteln auch wir die herzlichsten Grüße anläßlich seines Ju­biläums. .

Tel-Chaj.

Sechs Jahre sind nun verstrichen, seit unsere bravem Arbeiterpiöniere mit Pumpeld'ar an der Spitze, bei der Verteidigung der jüdischen Arbeitsstätten gegen wilde, ver­hetzte Beduinen ihr Leben geopfert haben. Die Arbeite(r- siedlung Tel-Ohay, im äußersten Norden des Landes, war der Kampfplatz. Sarah Csyschyk, Dworan. Drachler, Bin- jamin Münber, Saraf, Ahrem Seher, Schneur Schpusfchnik. Poker und Jbssef Pumpe.ld'or, sind die Namen der Helden, die die Verteidigung ihres, unseren: aller, durch Arbeit und Blut geheiligten Bodens mit dem Leben, bezahlt haben. Dieser Tapferen dürfen, wir nicht vergessen.

Als auf Initiative des Palästina-Arbeiter-Fionds Tel- Chaj gegründet wurde,. haben all©praktischen" Mehscheln gelächelt. Ist es ja vom geschäftlichen Standpunkt höchst unrentabel, im entlegenen Norden Siedlungen zu, gründen. Bei der Absteckung der nördlichen Grenz© haben sich gerade diese Siedlungen praktisch bewährt, ihnen verdanken wir, daßMetulah" bei Palästina geblieben,, xind daß die Grenze nicht ungünstiger verläuft, als ©s schon jetzt der Fall ist.

Die Helden von Tel-Chaj waren auchunpraktisch^, sie haben ihr Leben für die Verteidigung* dieses verlorene^. Postens göopfert. Und sie, nicht diepraktischen" Mee­schen haben recht behalten.

Ihr Tod hat uns und die ganze Welt gelehrt, daß die jüdischen Arbeiterhelden in Palästina, der Gerechtigkeit ihres Strebens bewußt, vor einer Uebermacht nicht zurück­weichen. Den Boden, den unsere Brüder durch friedlüchel, produktive Arbeit erobert haben, lassen wir uns nicht ent­reißen, auch wenn ma!n gezwungen wird, zum Schwerte zu greifen.

Diese Lehren werden stärker und länger in unserem Reihen und auf die Außenwelt nachwirke»!, als jeneprak­tischen" Erwägungen, die nur die Linie des geringsten Widerstandes suchen.

Der Tod dieser Helden verpflichtet. Wir müssen ihren Tod rechtfertigen. Die Tat allein, die Tat für das Aufer­stehen des jüdischen Arbeitervalkeis! auf dem öden, ver­lassenen Boden Palästinas, kann es vollbringen.

Das , fordert gebieterisch der Tod der Helden von Tel-Chaj.

Die Erziehung zum Internationalismus.

Das Verhalten der österreichischen So

Die größte Enttäuschung, die uns der vergangene große Krieg gebracht hat, wkr das! Versagen, der so­zialistischen Arbeitermassen. Diö Tatsache, daß sich fast nirgends eine ansehnliche Zahl' sozialistisch ge­schulter Arbeiter gefunden hat, die sich weigern soll, das Schwert gegen seine Klassengenossen eines 1 an­deren Landes zu erheben, war und ist ein Beweis, daß auch die sozialistischen Arbeitermassen vom 1 Inter­nationalismus nicht durchdrungen waren. Die sozia­listische Erziehungstätigkeit der Massen sollte deshalb auf diesen Punkt das Schwergewicht legen.

Wie erzieht man nun die Arbeitermassen? Wie bringt man es ihnen bei, das Leben und die Selb­ständigkeit der anderen Völker als unantastbares Gut zu betrachten? .Wie gewinnt man sie für die Er­kenntnis, daß alle arbeitenden Menschen, welchem Volke, sie auch angehören mögen, ihre Brüder sind ?

Internationale Kundgebungen und Tagungen sind sicher ein brauchbares Mittel für diese Erziehungs­arbeit, aber nur unter einer Bedingung, wenn sie nicht vereinzelt dastehen, sondern ein Ausfluß der täglichen Erziehungstätigkeit in dieser Richtung sind, penn Sonst verfliegt rasch die Begeisterung eines Kongresses oder einer Demonstration und altes bleibt beim alten. Die Erziehung zum Internationalismus, wenn sie von Erfolg gekrönt sein soll, muß täglich 5n die Arbeiterköpfe eingehämmert werden, muß an den Wochentagen des Le'bens an praktischen Bei­spielen stets geübt werden.

Die Friedenspropaganda der sozialistischen Par­teien ist zweifellos geeignet, den Arbeitermassen das Gefühl der Völkerverbrüderung) einzuimpfen, aber das größte Gewicht sollte man auf die Einstellung der Arbeiterschaft zu den kleinen Völkern, zu den nationalen Minderheiten in ährer Mitte, legen.

Man muß nicht erst internationaler Sozialist sein, um zu begreifen, daß es heutzutage ein Unsinn und ein Verbrechen ist, wenn man etwa in Oesterreich den Haß gegen dje Nachbarvölker Schürt. Wenn man nur nicht mit dem Blödsinn und der Verant­wortungslosigkeit "der .Hakenkreuzler belastet ist, muß man es begreifen und einsehen. Aber weil es eben

zialdemokratie zu Tschechen und Juden, so selbstverständlich ist, ist es nicht geeignet, die Arbeiterschaft zum Respekt vor jedem' anderen Volke, zur Anerkennung seiner Eigenart und der Berechti­gung Seiner nationalen Besonderheiten zu erziehen. Respekt und Anerkennung für jedes' auch für das kleinste und schwächste Volk kann man den Arbeitermassen erst dann mit Erfolg beibringen, wenn man bei der täglichen Aufklärungstätigkeit, während der praktischen Arbeit darauf bedacht ist.

Um beim Beispiel Oesterreich zu bleiben, behaup­ten wir, daß bei der Erziehung der Arbeiterrnass'en zum Internationalismus ein "besonderes Augenmerk der Behandlung der tschechischen und der jüdischen Minderheiten geschenkt werden müßte.

Wir betrachten es vom sozialistischen Standpunkt als einen unhaltbaren Zustand, daß die tschechischen Schulen in Wien noch immer nicht von der Gemeinde erhalten werden. Es kann kaum* daran ernst gezweifelt werden, daß die Stadtverwaltung, wenn sie ihrer Sozialistischen Gesinnung nicht zuwider handeln will, verpflichtet ist, diese Schulen zu erhalten. Sozialsten können und dürfen einer nationalen Minderheit das Recht auf eigene Schulen nicht strittig machen. Die Gemeinde Wien Sollte an die Unterlassungssünde denken.

Wir sind uns nicht im Unklaren, daß ein solcher Schritt vom Sogenannten taktischen Gesichtspunkt als schädlich bezeichnet werden kann, wir wissen, daß dieser Weg sehr unbequem ist, daß es ein Fressen

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