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Nr 8.
wenn ein einzelner erbitterter Mensen Gericht über diesen Massenmörder gehalten hat. Das Schwert, daB gegen Tausende unschuldiger, .wehrloser Menschen erhöben wurde, mußte sich früher oder später gegen die Urheber dieser Massakre wenden. Petljura trug die Hauptschuld an der Hinschlachtung Unschuldiger, an dem Unglücke unzähliger Frauen und Waisen. Die Kugeln Schwarzharts haben einen Schuldigen getroffen.
Nicht der Mörder, 'der Ermordete ist schuld.
Das wahre Antlitz der Zionisten- Revisionisten.
Herr Wladimir Shabotinsky, der Verteidiger der nationalen Würde. Die Freunde des Herrn Wladimir Shabotinsiky entfalten in der letzten Zeit eine sehr rege Tätigkeit in Wien'. Es sind dies Herren aus! verschiedenen Gruppierungen, die ihre Sehnsucht nach führenden Stellungen, liier ohne l>e- tefolndere Schwierigkeiten befriedigen können. Es ist bedauerlich, daß sich diese Herren die Verwirrung innerhalb der jüdischen Jugendl zunutze machen konnten, um eine nicht unbeträchtliche Zahl junger Menschen zu ködern. Die blauen Hemden und die militärischen Uebungen haben es diesen Jungen angetan.
Nun ist es an der Zeit, den Herren Zionisten-Revisio- nisten mit ihrem Generalissimus/ Shabotdnlsfcy die Maske vom Gesichte zu reißen, um sie im richtigen Lichte sehen zu können. Die Herren um Shabotinsky sind in ihren Kampfmitteln nicht wählerisch. Demagogie, Verleumdung und Entstellung sind ihre geistigen Waffen. »Wenn sie auch ^icht viel Positives leisten könmjetn, sind sie Uber gewiß imstande — in Oesterreich eher als in einjem andere Lande — einen Teil der Jugend zu verleiten und die Atmosphäre innerhalb der zionistischen Bewegung zu vergiften. Totschweigen ist deshalb nicht am Platze. Hier gilt es, diesen Herren entgegenzutneben und vor ühjrefm 1 verbrecherischeta Vorhaben zu warnen.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir feststellen, daß die ,-,Wiiener Morgenzeitung", die nach Aussage 1 eines ihrer leitenden, Mitglieder der zionistischen Exekutive; ujadi dem österreichischen Landeskomibee unterstellt ist, die Helten Zio- n^ten-Revis.ionisten sehr wohlwollend behandelt. Ist es Leichtfertigkeit oder Methode?
Nun wollen wir versuchen,- das! wahire, Gesicht der Zionisteh-Revisionisten zu enthüllen. ,
Die Herren Zicmisten-Revisionisten brüsten sich gerne als die einzigen Verteidiger der nationalen. Würde. iWeiz- manh "und alle Richtungen im Zionismus seien ihnen nicht frnutig, nicht selbstbewußt genug, um unsere „nationale Ehre" verteidigen zu können. Die Hetrre{n Zionisten-Revi- siioinisten aber geben an, die richtigen Mittel und Wege zu kennen, um unsere „nationale Würde" zu wahren und um die englischen Imperialisten zu zwingen, daß sie unsi andt gebührendem Respekt behandeln. Mit Stolz weisen sie in solchen Fällen auf Wladimir Shabotinsiky, dein „Helden von; Akko", der ihnen nicht nur Führer, sondern die Verkörperung ihres Prögrammes' ist, hin. •
Wir wollen hier eine Tat des Herrn Shabotinsky in Erinnerung bringen, die ihn als „Verteidiger" unserer nationalen Ehre (ein'wandfiffei au charakterisieren geeignet ist.
Es x war im Jahre 1921. Die judenveiclien Gegenden der Ukraine standen noch,' unter dem Eindruck d«r furchtbaren Pogrome. Zahlreiche Städte sind zerstört worden, unzählige Juden sind um ihr Leben, anidere um ihr Hab und Gut gekommen. Die Verzweiflung, das Elend unter den Juden der Ukraine war namenlos. Das Haupt dieser Pogrombanden war Petljura. Es bleibt das unbestrittene Verdienst Sowjetrußlands, diese I\>gromhelden endgültig niedergeworfen, ihren Führer Petljura mit seinen Henkersknechten davongejagt zu haben.
Wag tat nun Herr Shabotinsky?
Er biederte sich Herrn Petljura an und erwog mit Beinern Vertreter die Schaffung einer jüdischen Legion, die gemeinsam mit den Pogrom-Banden den Kampf gegen Sowjetrußland aufnehmen soll. Abgesehltn Vom Wahnsinne dieses „Planes", der eigentlich schon genügen sollte, den Gründer und Führer des Zionismus-Revisionismus als einen imverantwortlichen, verbrecherischen Abenteurer zu kennzeichnen, ist es ja unerhört, daß ein Manfn, der eine führende "Rolle in der zionistischen Bewegung zu spielen bean'spni 'ht., sich in Verhandlungen mit einem der größten Judenhenkei- aller Zeiten und Länfter einläßt.
Und derselbe Herr Shabotinsky, den* die unwürdigste Pajndlung vollzog, indem er Waffein}bi*ü|dcirschaft mit dem Henker unserer Brüder schloß, wagt ,cs noch, anderem Würdelosigkeit vorzuwerfen. ;
Bei einem Volke, das auf seine Ehre noch was gibt, «dürfte ein Mensch, der ähnliches beging, sich nicht in die Oeffentlichkeit trauen. Bei uns aber, wird er zum Führer und genießt Sympathie und Achtung im zionistischen Bürgertum aller Richtungen. Es ist um unsere na- |fcionale Ehre wirklich sohlecht bestellt, wenn wir Herrn Shabotinsky bei uns dulden.
Wer 3ind die Drahtzieher des Zionismus-Revisionismus? Welchen Ursprungs sind die Sympathien des jüdischen Bürgertums allerorten Tür die Losungen des Zionismus- Revisionjsmus ?
Darauf werden wir das nächste Mal zurückkommen. ; i L. K.
Julius Kahn.
Die Freunde „des arbeij^nden Palästina in Wien haben efinen ihrer Sache egebejnöa uio£l !treuen Mitkämpfer verloren. Auf tragische Weise hat uns 'der junge Julius* Kahn verlassen. Noch nicht zweiundzwanzig Jahre alt hat er sejinem Leben ein Ende gemacht.
Schon in jungein Jahren widmete sich Kahn' abstrakten Wissenschaften und schloß sich dem radikalen Sozialismus an, wo er eine rege Tätigkeit entfaltete. Und als er aus Rußland in seine Heimat — idjen neu entstandenen lettischein Staat — zurückkehrte, gab er seine Tätigkeit, trotz behördlicher Verfolgungen, nicht auf, weshalb er auch oft von Land und Heim flüchten mußte.
In der letzten Zeit näherte er sich den Idealein und Bestrebungen das arbeitenden Palästina und war bist zum
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Telephon 67-5-40 Serie
letzten Tage der Vertreter der linken Poale Ziion im „Kb- mitele für das arb. Pal." und im Pal.-Amte,
Noch wenige Tage vtor seinem tragischen Ende, hat & in einer Versammlung des jüd!. ak. Juristenvereinesi voll Begeisterung und Glauben über die pal. Arbeiterschaft und von de(n heiligen Pflichten der; jüd. Studentenschaft ihr gegenüber gesprochen.
Sein Tod kam selbst seinen intimsten Freunden, unerwartet. Auch sein einziger m^terlaßfeeiner Brief gibt uns keinen Aufschluß. Mi.t keinem Worte, keinen* Andeutung ha* er aich seinen Kollegen gegenüber über sein© Abisicht geläußert. Allem Anischein nach wollte er in aller Stille und unbemerkt die Welt verlassen.
Für seine Gesinnungsgenosfeen und •Kollegen ist der Tod Kahns ©in unöchätzibarer Verlust, für seine Angehörigen — eine kaum heilbare Wunde.
* S. Orchlow.
Verein Freie Jüdische Volksbühne.
Der Verein „Freie Jüdische Vollcsbühne" veranstaltet Mittwoch, den 30, d. M., um 8,30 Uhr abends, im Theater'- Saal, II., Praterstraße 60, eine Theatervorstellung. Zur Aufführung gelangt „Die Mischpuche", Lebensbild in 4 Akten von H. D. Vomberg. Regiebeifcrag S 1,—.
Die Vereinsleitung.
Abonnenten für „Unsere Tribüne 11 werben, beißt Mlthämpfer für unsere Bewegung gewinnen.
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„Habimah",
Während diese Zeilen im Druck erscheinen, wird daß 1 Gastspiel der „Habimah" .zu Ende sein, der Rummel, das Geschmuse und Geschreibsel verklungen und wahti-scheinlich auch vergessen. Und eis, ist gut so. Rückblickend wollen wir nun dieses in vieler Beziehung eigenartige Theater zu würdigen versuchen. :
Zunächst eine Feststellung:
Die bürgerlichen Zionisteu mit Ob.-Raihb. Dr. Ohajes an der Spitze und ihre Presse — die „Wiener Morgenzeitung" mit Herrn Dr. Otto Abeles und seinen Jüngern — liaban das Beispiel ihrer Gesinnungsgenossen in anderen Ländern naeligeahmt. Sie haben sich' darauf verlegt, aus dem Gastspiel Kapital für ihre Hebräisienrngspolit&k zui schlagen und um die jiddische Sprache und Literatur zu beschimpfein (Dr. Ohajes). Dadurch haben sie abermals den Beweis geliefert; daß sie nicht imstande sind, jüdische Künste Schöpfungen nach ihrem eigentlichen, Westen zu werten. Ein: Theaterkritiker wie Herr Dr. Otto Abeles, der über jiddisches und hebräisches! Theater für jüdische Leser schreibt, ohne auch nur eine diesefr Sprachen zu behend seilen, ist unberechenbar und eigentlich nicht ernst zu nehmen. Abel' dennoch glauben wir, daß es sich hier nicht nur um Unvei^tändnisl, sondern vielmehr, um ein Nicht- vetrstehenwollen liandelt. ' ;
*
Die Kunst der „Habimah" ist aus verschjedeneln Elementen zusammengesetzt. Das Repertoire besteht aus Stücken,, deren Soujet die jüdische Legende ist: „Der Dy- buk M , „Der Golem" und, „Der ewige Jude". („ Jaakobs Traum" und ^Sinntfluth" bilden keinen integralen Teil ihres Repertoires.) Die Aufführung dieser Legenden wiiid' Von Bildern,' und Gesängen aus 1 dem jü<lischjen; VoBcsleiben beherrscht. Die Sprache ist wohl hebräische, aber das Bild, die Gebärde, die Sprechweise paßt itfoht recht gut z|ur Sprache. Weil
alles so volkstümlich — wenn auch stilisiert — ist, klingt es so wenig hebräisch und sio sehr jiddisch.
Die Volkskunst, die uns die „Habimah" gebracht hat, ist nach moderner russischer Art stilisiert. Die Spielleiter waren ja durchwegs Russen und obwohl wir es! für müßig erachten, nachzuspüren, inwiefern dieise großen nichtjüdischen Künstler den jüdischen Geist erfaßt haben (Ist das absolut Jüdische in der 1 modernen Theatelrkunst überhaupt festzustellen'?), kann nicht bestritten Wörden, daß in diesen Stücken viel Russisches! heriunspuokt.
Und außerdem sind ihre stärksten Stücke — „Dybuk" und „Golem" — von sozialen Motiven durchsetzt.
Das die Hauptelemente der Schauspielkunst der „Habimah".
*
Die „Habimah" könnte aber noch immer nicht eine so große Wirkung auf uns ausüben, wenn sie nicht etwas absolut Neues und Revolutionäres gebracht hätte. Das' ist das fast völlige Verschwinden des! einzelnen Schauspielers unjd das Herausarbeiteri des GesambspiaLes 1 . Da» Star-Wesen ist ein Merkmal dea* kapitalistischen Gesellschaftsordnung, das Enisemblespiel die Ankündigung der 1 Weltordnung des Sozialismus. i
Man muß sich natüilichi auch hier vor Mißverständnissen und Uebertreibungen hüten. Es wird sicherlich immer stärkere und schwächere schauspielerische Begabungen, geben. Es ist auch 'sehr wahrscheinlich, daß es immer Rollen geben wird, die größere und geringere Poaxlerungen an; ihre Darsteller stellen wenden. Aber das Wesentliche besteht darin, ob die Stücke derart eingestellt, sind, daß einzelne Schauspieler sich besonders toetrvtortiun, das Stück an sioh reißen köttne% oder bb alle — Haupt- wie Nebenrollen — stets Teile der Gesamtheit und nichts ÄTr als dieses bledbetai,
Der kapitalistisch denkende unjd handelnde Mensch schreibt jeden materiellen Erfolg der, Tüchtigkeit des! Ein
zelnen zu. Er sieht nicht, oder will nicht sehen, daß diese „Tüchtigkeit" lebzte'n Endes nachts anderes 1 als ein Benachteiligen, e(m Vettidrängen vieler anderer darstellt. Nicht anders denkt der Bürger aller Länder und Zungen in, Prägen der Kunst.
Der sozialistisch denkende und handelnde Mensch aber sieht die Welt und alles, was in ihr entsteht, als ein Produkt des Zusammenwirkens aller. Die Tatsache, daß Einzelne große Güter an sich reißen», betrachtet er als Unirecht und "Verhängnis. Mit seiner ganzen Kraft stemmt er sieli gegen diesen Zustand und scheut keine Opfer, um ihn zu überwinden.
Im Leben wie in der Kunst. Die. Kunst hat schon oft in der Geschichte der Völker ihre Sehergabe bekundet. Auch bei uns wird die Kunst zur Balinbrecherin.
Oder reagiert sie nur auf die neuesten herrlichen Erscheinungen unseres Lebens? Ist die „Habimah" bloß Widerhall der großen kollektivistischen Schöpfungen in Ejn-Chaiiod, Tel-Jtossef u. a. m.?
Auf jeden Eall ist das kollektivistische Moment das Neueste, das Höchste, das Schönste, der tiefste Sinn der Kunst der „Habimah". 1 *
Vergeblieh sind eure Versuche, sich mit der hebräischen Sprache der „Habimah" betäuben zu wollen, lächerlich das Hervorheben Einzelner, um das wahre Bild zu verzerren (es ist nur bedauerlich, daß auf den Plakaten zu lesen war: Gründer und Direktor: N. Zemach). Die Kunst der „Habimah" ist in'ihrem tiefsten Wesen kollektivistisch, revolutionär. Mit ehernen Worten kündigt sie auch den jüdischen Kapitalisten an:
„Euere Zeit ist vorbei! Jetzt gilt nietyt' mehr der Einzelne. Es naht die Stunde, in welche^ alles! allen gehören wirdl"
Hört ihr diesen Ruf?
Menaohem.