zeichnete die Sehandtat der Union gebührend. In Mieser geheimen Sitzung, deren Geheimnis in die Öffentlichkeit zu tragen er sogleich damals angekündigt habe, seien . nur zwei Gründe maßgebend gewesen, die Angst, daß die Sache irgend etwas koste "Und die Abneigung der Agudah gegen jede Organisa- * tion, die ihrer Ueberzeugung die Religion' schwäche. Es sei eine Ueberhebung, die kleinen Gemeinden so zu behandeln, jede Organisation müsse vielmehr für die Kleinen da sein, für die kleinen Gemeinden muß durch die Organisation Hilfe geschaffen' werden, wie es im Preußischen Landesverband der Fall ist. Der Tag, an dem die unionistische Mehrheit den Gemeindebund abgelehnt habe, werde für immer eine Schmach für die Wiener Gemeinde bedeuten. Er forciere die Gemeinden auf, den Verband ins Leben zu rufen, weil der Weg, den die kleinen Gemeinden damit beschreiten, der richtige Weg ist. Die Wiener Gemeinde werde zu ihrer Schande bei geänderten Partejenverhältnissen den Weg nachhurnpeln müssen, derr die kleinen Gemeinden vorangegangen sind.
Der- Vorsitzende konstatierte, daß außer Gussing, Steyr, Neunkirchen, sich sämtliche Gemeinde Oesterreichs, die sich außerhalb des Burgenlandes befinden, dem Verbände angeschlossen haben. Fast alle angeschlossenen Gemeinden hatten ihre Vertreter entsendet.
In der Debatte wurde von einem Redner noch die Unverständlichkeit' der Erklärungen des Herrn Dr. Ornstein hervorgehoben, der angesichts dieser Situation von „Förderung" des Bundes durch die (Wiener Gemeinde spreche und der Union die Mißbilligung ausgesprochen.
Hierauf begannen die internen Beratungen der Gemeindevertreter, an denen infolge des uniostischen 'Mehrheitsbeschlusses die Wiener Gemeinde nicht mehr vertreten war.
... Die Union , hat somit in der jüdischen Provinz eine schwere Niederlage erlitten. Die Idee der Solidarität aller jüdischen 1 Gemeinden dieser Republik, getragen'^ durch demokratische Kräfte der jüdischen Bevölkerung, wird auch in 'der Provinz die reaktionäre, lentwickluiTgsfeindliche Union im Gemeinde- - lobe»— zui-a ckdräirg^n-,--nachdem diese Partei, sich durch ihren Beschluß in der Provinz unmöglich
gemacht hat. Auch hier in Wien rnuß es gelingen, den Uebermut der Geldsackpartei zu brechen und das jüdische Gemeindeleben aus ihrer Herrschaft zu befreien.
„Unsere Tribüne" - „Der jüdische Arbeiter".
Laut Beschluß der neugewählten Leitung unserer Organisation wird unser Organ ab 1. Jänner 1927 unter dem Namen „Der jüdische Arbeiter" erscheinen. Seit längerer Zeit hat sich eine Unzufriedenheit mit dem 7x\ neutral klingenden Namen „Unsere Tribüne" bemerkbar gemacht. Nun will die Leitung diesen .Wünschen Rechnung tragen. Es ist selbstverständlich, daß „Der jüdische Arbeiter" dieselbe Politik wie „Unsere Tribüne" verfolgen wird.
Splitter
aus Borochows Werken.
Im Mittelalter wären dio Aussichten für eine Assimilation der Juden nicht so utopistiach wie in der kapitalistischen Ordnung, in welcher schatte national© Konkurrenz herrscht.
*
Das jüdische Proletariat ist ein gefesselter Prometheus, der in seiner unbeholfenen Wut die Federn des Raubvogels, der sein Herz frißt, ausrupft.
[cli gehöre jener Eichtung in der jüdischen Arbeiterbewegung an, die eine Lösung für alle Probleme des jüdischen Volkes anstrebt, dio die jüdischen Massen überall organisiert und sich bemüht, ihre Positionen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen .Lebens atiszubauen. ■ ' *
Im Golus strebt schon unser Volk mit aller Kraft dio Produktivierung und Nationalisierung seiner Arbeit an, aber die Umgebung ist zu eng, -für diese radikale Umschichtung ungünstig. Deshalb sind diese Bestrebungen blind, stichisch, voll innerer Gegensätze, Schwankungen und Leiden. Der Zionismus ist die einzige Bewegung, die berufen und imstande ist, diesem stichibenc-n Prozeß ökonomisch-historische Notwendigkeit zu verleihen.
Alle Arten von Versuchen der Zerstückelung des or-
y'ajlißcli-lübemlig'CÄ' Q owolx»—clor-jüdioolv&n - <2i>tx>liiohto . bo-
zeichne ich als nationalen Nihilismus. Nicht der
gegenseitige Haß der Parteien, sondern ihr 0 __._,_
Haß für alles im Volke, dia in ihr ^Parteipfog^Llnm ) hineinpaßt, ist schädlich. Der Nüuliöntus. beij&jifc im Parteikampf^ sondern im Hasse d<ic PfB^t^m alles produktive und lebens fähige im Volk©, das inlt engen Parteiinteressen nicht übereinstimmt.
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Die Theoretiker des .,Bund" glauben, daß, weil jüdischen Proletariat eine gesunde, nationale Kultur feMi, ist es der sozialistischen Weltanschauung schwieriger als die Arbeiter der benachbarten Völker zugänglich. Öic Anomalie sollte also eine qualitative sein.
In Wirklichkeit aber ist der klassenbewußte jüdisch!» Arbeiter geistig nicht modriger, vielleicht sogar höher als die Arbeiter der Nachbarvölker entwickelt, aber durah! dio ungünstige ökonomische Lage der Juden entstehet* quantitative Anomalien: Unbefriedigende Resultate de» Klassenkampfes,- übertriebene revolutionär« Phraseologie und ein*: .sehr starke Neigung der jüdischen Arbeiter 7,um Anar Idsnuis.
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Ist euoh „das Jüdische Problem, nicht Tatsache, istf euch „das Menschliche" Ideal, nicht. Lebensinhalt, seid ihr Nichtsnut/, als Juden und als Menschen.
Vereinigung für soziale jüdische Tätigkeit Ortsgruppe Xü—XV
Samstag, den; 8. Jänner, um 8 Uhr abends, im Caf6 Schwenderhof, XIV., Mariahilferstraße 180
Gründungs-Fest
der Ortsgruppe XII—XV, unter Mitwirkung bedeutender Künstler. Festredner: Vorstand Dr. Edwin Bader. Programme liegen einem Teile dieser Auflage bei
Fabriksniederlage in Herren- und Damen- . Modestoffen
S. Meister
Wien, I., Salzgries Nr. 7. Telephon Nr. 69-402
Palästina-Rundschau.
.Die Ai-beitslosigkeit. — Die Lage der laudwirt- ' . ■ sohaftlichen Arbeitersiedlungen. — Neuansiedluug im Emek. — Tel-Josef iu Ziffern. — Die Arbeiten .. des Solei-Boneh im Oktober. — „Kibuz arzi." — „Hias" für Palästina. — Auflassung des Einwau- derungaamtea. — Die Arbeiterschutzgesetze. — •Besuch des Ool. Wedgwood in Palästina. — Freundlicher J3ruß aus Rußland. — Vor der Kon- ' . ferenz der^-yTHstadruth''. —
Im „Dawar" vom 11). November schreibt H. N. : „Wenn man in der letzten Zeit auch nicht nicor so viel von der Arbeitslosigkeit im Lande gesprochen hat, so, beweist das; nicht, daß eine Erleichterung eingetreten
• ist. Die wenigen hundert Arbeiter, die vorübergehend Beschäftigung gefunden haben, bedeuten nichts gegen dio Tatsache, daß. es heute gegen tiOOO Arbeitslose im' Lände gibt, ze denen in kurzer Zeit mit. Beendigung der gegenwärtigen Bauarbeiten in Tel-Aviv und Haifa noch ^eitere 1000 Arbeitslose treten werden. Das bedeutet, daß heute 23 Prozent aller jüdischen Arbeiter im Lande arbeitslos sind, daß jeder 4. Arbeiter und dio vou ihm wirtschaftlich Abhängigen brotlos sind. Dieser grausamen ^ Wahrheit muß man offen ins Gesicht sehen, ohne den ^erauoh v.u machen, sich und andere darüber zu täuschen. "Vpir dürfen unsere Hoffnungen nicht auf eine Hilfe setzen, djo plötzlich kommen kann, sei es von der palästinensischen Eegierung, sei es vom Galuth in Form großer
unerwarteter Summen; sie kann nur von der Zionistischen Organisation und dem jüdischen Jischuw im Lande selbst Rommen.''
' . Die wirkungsvollste Abhilfe erblickt, der Verfasser in d$r Aufnahme weiterer Arbeiter in die Kolonien und in ider Durchführung einer Keihe Sffentlicher Arbeiter, aber . ei betont, daß damit keine endgültige Lösung gefunden 8gj, denn die Beschäftigung yon Arbeitslosen nur für die iP&uer mehrerer Monate bedeutet nicht Aufbau des Landes.
Der Verfasser spricht in diesem Zusammenhaag auch von der Bedeutung, die der Erhaltung des jetzt auf eine *j£ sohwere Probe gestellten ohaluzistisohen Elemente« att-
" i^mmt.
Was dieser oder jener Gegner unserer Sache, dia „Morning, Pos^? oder, der ?> Euaes^ sohreibt, ist aicht wichtig; 'entscheidend ist vielmehr, was der Chaltts in den ß|&dten und Städtchen des Clalufch empfindet,, ob ev ■einen. Plgt», u$4 W Sohjek*al mit die em tdsr
untrennbar verbunden fühlt. Man darf die Augen nicht davor verschließen. Es besteht dio große Gefahr, daß auch dieses für den Aufbau Palästinas besonders kostbare Instrument -/erbrechen kann.
Im Laufe der letzten drei Jahre hat sich die Zahl der Arbeiter in den landwirtschaftlichen Siedlungen beinahe verdoppelt. Sie betrug 1921 1628 Seelen, Endo 1925 2818 und nach der letzten Zählung über 3000. Die Zunahme iat nicht die Folge einer Vermehrung der Zahl der Siedlungen, sondern der Vergrößerung der Siedlungen selbst. Der bebaute Boden betrug 1921 17.500' Dnnam und Endo 1925 85.500 Dunam. Die Investierungen des Keren Hajessod und des Keren Kajemeth für die landwirtschaftlichen Arbeitersiedlungen betrugen Ende 6685 488.000 Tfund Sterling. Nicht mitgerechnet sind sie Investierungen der. Pica-Siodlungen, der Siedlungen Tirah und Karkur und die in Ain Charod und Toi Josef vor deren Trennung investierten BJ.000 Pfund Sterling. Von dem erwähnten Betrag entfallen auf 17 Kwuzoth 278.000 Pfund Sterling und auf 9 Mosohawe Owdim 210.000 Pfund Sterling. Was die Einnahmen betrifft, so betrugen sie im Jahre 5685 in 19 Kwuzoth 48.000 Pfund Sterling und im Jahre 5686 75.000 Pfund Sterling. Bezüglich der Milchwirtschaft ist zu vermerken, daß os 1923 1U55 Melchkühe und Ende 1925 2660 gab. Der dui'ohschnittliche Milchertrag einer Ilassekuh in den jüdischen Siedlungen betragt 2000 bis 2500 Liter im Jahr. In manchen Siedlungen konnte jedoch ein Durchschnittsertrag vom 33Q0 Litern. erzielt werden. Ein- Arbeitstag kam in. diesem Jahre in den Siedlungen auf 17 bis 28. Piaster zu stehen. Im Jahre 5686 schlössen von den 21 Siedlungen 15 mit Verlust, und nur 6 mit einem Reingewinn ab. Die Verluste betragen im Jahre 5685 11.600 Pfund Sterling und in der ganzen Zeit bis Ende 6686 27.000 Pfund Sterling.
Die Ursachen der Defizite sind bereits oft erörtert worden: Die Dauer der Ansiedlungsperiode darf nioht länger als 3 Jahre sein, während in Palästina manche Siedlungen auch nach 15 Jahren noch immer nioht das festgesetzte Budget erhalten haben. Außerdem erhalten sie. auch die reduzierten Budgets nicht im riohtigen Zeitpunkte* Drittens leiden die meisten Siedlungen, durch den Mangel an Boden. .Nach der Feststellung des landwirtschaftliches Amtes der AUgem. Jüd. Arbeiterorganisation hatten 76 Prozent der Arbeitersiedlungen unter dem Mangel an genügenden Uodenflächen zu leiden. Auoh der Mangel an Trink- ' wjtfiaer btt die, Entwicklung- dar Siedlungen, nicht nne*. bfci'lwh ■{ohommfc.
Leider wird auch das heurige Budget nicht ausreichen,; um den Arbeitersiedlungen die Durchführung aller not-, wendigen Investitionen zu ermöglichen.
Die Neuansiedlungen im Emek, die sich hauptsächlich um die Gegend von Nahalal konzeu brioren, haben bereit» begonnen. Am 15. Kislow kamen. die ersten 18 Mitglieder der Kwuzah Sarona auf den Boden von Djebatta und begannen-dort mit der Aufstellung, ihrer Zelte. Der K. K. L. stellt der Kwuzah 2600 Dunam zur Verfügung. Ihre Aus-.' bildung erhielten die Mitglieder der- Kwuzah in Hulda^ Sarena und in den letzten Jahren auch im Emek. Zm-' letzt befand sich die Kwuzah in Afuleh. Am selben Tage ' ließen sich, ebenfalls auf dem Boden von Djebatta, die; ersten 18 Mitglieder der „Kwuzah Hascharon" nieder. AüoÜ ' diese haben ihre Landwirtschaftliche .Ausbildung in dem verschiedenen Orten Untor-Judäas und im Emek- erhalte», der ihnen vom K. K. L. zugewiesene Boden beträgt eben* falls 25U0 Dunam. Demnächst sollen sich auf dem Boden: „Abu Süss" auch die Mitglieder des Kibez Beth des Ha- schomer Hazair niederlassen. Ein Teil der Mitglieder de« Kibuz befaßt sich bereits seit längerem an Ort und Stelle, mit den ersten Vorbereitungsarbeiten. Auch die Kwuzah, Pinsk soll in den nächsten Tagen sich auf ihrem Boden,, in der Nähe von Nahalal. niederlassen.
Am gleichen Tage des Beginne der neuen Siedluiags-. arbeiten in der Umgebung von Nahalal, begannen, auch diet ' großen Trockenlegungsarbeiten in der Umgebung von Tel, el . Schernau am Kischon. Die Arbeit wird vom Solei Boneh, auf Iteohnung des K. K. Ii. mit 80 Arbeitern ausgeführt* die -sich in der Umgebung' von Nahalal anzusiedeln gedenken und zum „Irgon Aleph", Kwuzah „Haäohaxon'V Kwuzah „Sarona", Kwuzah „Pinsk'* usw. gehören.
Die jüd. Arbeiterschaft hat die -Botschaft vqu - Nett-. ansiedlur% mit Freude begrüßt. Hat sie doch im letzte« Krisen jähre stets die Dupohführung dieser Aktion g*.. fordert. . . '
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Die landwirtschaftliche Siedlung des , f Gdud Haa^oda* — Tel Josef zahlt gegenwärtig 252. Mitglieder, darunte»., 68 Kinder. Die weiblichen Mitglieder stellen 41.3 Prozent;, aller Mitglieder dar. Unverheiratet sind 60.3 Prozent, ante* ihnen männliche doppelt so viel als weibliche. 60 Prozent- aller Mitglieder stehen im Alter von 26 bi$ 20 Jähren» n«* 6 Prozent sind über 30 Jahre alt. Der dritte Teil der Mit*/ glieder gehört der Siedlung seit fhrer C^randaag an. 33.- ; Pr«^ Kent der Mitglieder stammen au» Rußland und dar Ukraine ' 81 Prozent ftus Polau, 11 Prozent »■» Iit»M»n. 75 Mitglied«^