Das französische Feldgebetbuch.
Von Rabb. Dr. S. Levi in Mainz.
In allen Staaten, die am Kriege 1914—18 beteiligt waren, ist, mit Ausnahme von Österreich-Ungarn 1 ), erst im Laufe des Krieges eine jüdische Feldseelsorge geschaffen und aus- gebaut worden. Die israelitischen Feldgebetbücher sind durch- weg erst im Kriege verfaßt *und spiegeln daher in urwüch- siger Art Gedankenströmungen und Empfindungskräfte der Kriegsreligiosität wieder^ die verdienen, in vergleichenderWeise aufgezeigt und festgehalten zu werden 2 ). Während die österr.- ungar. Armee mit ihren zahlreichen, zum Teil altfrommen jüdischen Heeresangehörigen das — so weit mir bekannt — kleinste aller israelitischen Feldgebetbücher besaß. 3 ) und für die russische Armee mit ihren großen Massen jüdischer Soldaten strenger Gläubigkeit weder Feldgeistliche noch Feld״ gebetbücher bekannt waren 4 ), hat das verhältnismäßig juden- arme Frankreich eine umfangreiche jüdische Feldseelsorge 5 )
ג ) Siehe u. A.: Dienstvorschrift für die Militärgeistlichkeit vom Jahre 1904 (Wien 1905, k. k. Hof- und Staatsdruckerei), § 38 und Beilage 12.
2 ) Vgl. hierzu die Abhandlung S. 97 ff. des laufenden Jahrgangs dieser Monatsschrift über das ״Feldgebetbuch für <jlie jüdischen Soldaten und Matrosen in der englischen Armee und Marine“ von N. M. Nathan.
3 ) Es war das ״Andachtsbüchlein für jüdische Krieger im Felde״ von Feldrabbiner Dr. Arnold Frankfurter, ins Ungarische übersetzt von Feldrabbiner Dr. Ernst Deutsch (Wien 1915), das auf 60 Seiten im Westentaschenformat Titelblätter, Bildnis Kaiser Franz Joseph I, Inhalts- angaben und Gebete in hebräischer, deutscher und ungarischer Sprache enthielt.
4 ) Die Gründe hierfür können hier nicht behandelt werden.
5 ) Fünfunddreißig Rabbiner und Rabbinatskandidaten waren als Feld- geistliche tätig (siehe französisches Feldgebetbuch, La Tefila du Soldat. 4 eme edition, Paris 1917, Seite III des französischen Teiles). Von diesen fünf- unddreißig jüdischen Feldgeistlichen des französischen Heeres sind vier
Monatsschrift, 65 . Jahrgang. 13