Eine neue Talmudübersetzung *.

Von V. Aptowitzer.

Es ist kein liebliches Amt, das des Rezensenten. ״Kritik stört mich nicht, ich kann vielLob vertragen. Objektive Kritik ist mir immer sympathisch, aber wehe dem, der mich nicht lobt. So oder ungefähr so spricht beinahe jeder Verfasser. So wird mir auch diese Rezension nicht Viel Freundschaft einbringen. Aber schweigen wäre Sündeweil die neue Taimudüber- Setzung eine Sünde ist. Eine Sünde wie jedes schlechte Buch, eine doppelte Sünde wegen der nutzlosen Verschwendung einer grossen Summe wissenschaftlicher Energie. Viel Fleiß, viel mühselige Arbeit steckt in dem Probeheft der neuen Talmudübersetzung. Mit diesem Aufwand an Zeit und Mühe hätte der Übersetzer auf einem ihm zugänglichen Gebiete vielleicht ersprießliches leisten können, auf dem ihm völlig fremden Gebiete des Talmud ist dieser Aufwand eine nutzlose Vergeudung wissenschaftlicher Kraft. Denn wenn auch die Übersetzung gut wäre, wäre sie angesichts der vorhandenen brauchbaren Übersetzungen ein Luxus. Aber es ist der ver- hängnisvolle Irrtum vieler christlicher Theologen, die da meinen, mit Hilfe eines viertel Dutzend Wörterbücher dem Talmud beikommen zu können.

Bei *dieser neuen Talmudübersetzung kommt zu den natürlichen Hindernissen der mangelhaften Kenntnis der Sprache und der gänzlichen Unvertrautheit mit dem Stoffe ein vom Übersetzer selbst geschaffener Stein des Anstoßes. Der Über- setzer hat den Text ganz neu eingeteilt, in Kapitel und Unter- abteilungen. Dies wurde für ihn eine reichliche Quelle der

* Der babylonische Talmud, übersetzt und kurz erläutert von Doktor Nivard Schlögl O. Cist. o. ö. Professor für orientalische Sprachen an der Wiener Universität. Burgverlag, Richter und Zöllner, Wien 1921. Erste Lieferung, 96 Seiten, gr. 8°, Preis Mk. 10, .

Monatsschrift, 65. Jahrgang.

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