Rochade und Notation hei ihn Esra.
Von Isidor üroß, Karlovac, S. H. S,
Steinschneider in seinem ,,Schach bei den Juden“ bringt u. a. zwei Gedichte Ibn Esras, ein in der Jugend und ein im Alter verfaßtes, die die Regeln des Schachspieles behandeln. Beide sind dem heute nur noch sehr schwer erhältlichen Buche: Maadane Melech entnommen. Steinschneider zweifelt bei dem Jugendgedichte, mit den Anfangsworten אעדר בקולי , die Autorschaft Ibn Esras an, aus dem Grunde, weil es die, angeblich erst viel später bekannte, Rochade enthält.
Steinschneider steht mit dieser Ansicht wohl nicht vereinzelt da; auch Schmidt, L. Magister, Zunz und Grätz halten dieses Gedicht für ein späteres Produkt, weil die Verszeilen 69 bis 72 die von keinem der älteren Schach- Schriftsteller erwähnte Rochade enthalten.
So sehr auch dieser Umstand auf den ersten Blick gegen die Autorschaft Ibn Esras spricht, glauben wir doch, daß dies allein hierfür nicht ausreichend ist, umsomehr als ver- schiedene Momente für die Autorschaft Ibn Esras sprechen. Wir wären vielmehr geneigt, die umgekehrte Folgerung zu machen und von dem Gedichte selbst auf das Alter der Rochade zu schließen; denn stammt das Gedicht tatsächlich von Ibn Esra, dann wäre der Beweis erbracht , daß die Rochade, die allgemein erst in das XVI. Jahrhundert verlegt wird, schon im XII. Jahrhundert bekannt war.
Für die Autorschaft Ibn Esras spricht vor allem, daß die Anfangsbuchstaben der 1., 17., 25., 33. Verszeile des Gedichtes (jede achte Zeile) den Namen אברהם ergeben. (Zeile 37—38 käme zwischen Zeile 32—33.) Demgemäß glauben wir in der Ueberschrift des Gedichtes einen Schreib- fehler annehmen zu dürfen und in ל׳י״א statt des ״ Jod" ein ״ Resch" zu setzen, als Akrostichon für לרבני אברהם