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Dieses Mana./dieses Scheu und Verehrung, Furcht tiTid Vertrauen ,Einflößende vertieft sich, von der primitiven Stufe, wo alles Maria heilig, göttlich werden kann, bis zur bebenden Scheu und Verehrung der prophetischen Gotteserkenntnis. . So groß, der Abstand zwischen der Religion der Primitiven und der Religion der Propheten ist, wahre religiöse Ergriffenheit spricht auch aus den Kulten .und Zere- naonien der Primitiven, so sonderbar ihre Gegenstände und Aus- drucksformen: sind; ״Wollte man diese Handlungen Magie nennen, so'müßte man zuvor aus ihnen die Gefühle der Andacht und.Ver- ehrung, die mit ihnen verbundenen Wertgefühle, die Stärkung der ,Seele und der Zuversicht entfernen. Aber diese Handlungen sind mit Scheu und. Ehrfurcht, mit Vertrauen und Stärkung des Gemüts verbunden. Das Bewußtsein vom. Mana und der Umgang mit dieser Macht wird nämlich nicht nur von Furcht, sondern auch von Ver- trauen begleitet. Und dieses beides Furcht und Vertrauen kennzeichnen die Religion, im Gegensatz zur Magie 1 . Denn dem *Zauberer gilt das Heilige > Machtbegabte nur als ein Mittel״ dessen 'er sich für selbstische Zwecke bedient.

Nicht die Göttervorsteliungen, sondern der Gegensatz heilig profan ist das alle Religionen, auch die Religionen der ,Primitiven Umschließende Band; Bereits Söderblom hebt in dem bedeutenden ,Werk ״Das Werden des Gottesglaubens mit aller Entschiedenheit den Begriff des Heiligen in den Mittelpunkt der Religion und erfaßt das Heilige, in seinem spezifisch religiösen Gehalt. Die Empfindung iür das Heilige kennzeichnet den Frommen, Dieses Empfinden ist nicht mit den Affekten der Hoffnung und Furcht identisch, sondern ״eine besondere psychische ;Reaktion. So ist es nichts mit der Ab- leitung der Religion aus dem Mythos als der Vorstufe der Religion. Nicht durch heterogenetische Entwicklung der Vorstellungen und Gefühle, sondern aus eigne r Wurzel bricht Religion in der mensch- liehen Seele hervor..

Glaubt aber Wundt an die heterogenetische Entstehung der Religion aus den, mythologischen Phantasievorstellungen und Zauber- kulten, dann ist nicht ersichtlich, warum die,religiösen Vorstellungen einen höheren Wert haben sollen als die Mythen. Die Idee des Ueber- sinnlichen, die. als ihr letztes Produkt eine Rechtfertigung jener religiösen, Vorstellungen und Symbole sein , soll, bleibt selbst eine aus dem Wunsch, dem Affekt oder bestenfalls dem ethischen Postulat/ geborene Vorstellung ohne Wahrheitsgehalt. Und dies auch, wenn .man sich mit Wundt für berechtigt hält, jene Idee des Uebersinn- liehen, weil Pro d u k t der ; heterogenetischen Entwicklung, so auch als Grund dieser Entwicklung zu bezeichnen. Uns erscheint dies aber unbegründet, genau so wie die Auffassung des kausalen psy- chischen Geschehens als Willenshandlung, wei] Willenshandlungen das Produkt der assoziativen Zusammenhänge seien. Hier wie dort wird der Text der kausalen Erfahrung lediglich hernach teleologisch gelesen, ohne, daß ein Telos, der Zweck die Entwicklung wirklich bestimmte. '

1 Söderbloiu: ebenda 8/195..