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man von Moses nicht mehr als nichts ־ wüßte. Die Untersuchung S.s ist in der Hauptsache der prophetischen und besonders wiederum der hoseanischeh Moseüberlieferung gewidmet. Er glaubt, feststellen zu können, daß diese sich zum gut Teil mit der älteren pentateuchischen, derjenigen von J und E, deckt, sie aber in einer höchst merkwürdigen Weise ergänzt: Mose, der Stifter eines weit über Priester- und Volksreligion sich erhebenden Gottes gl aubens, der nur eine erlesene Schar innerhalb der Volksgemeinde erfaßt habe, sei von seinem eigenen Volke als Märtyrer getötet worden. Die Argumentation hierfür sei ausführlich wiedergegeben: Hos 5 2 ,,Und tief haben sie die Fallgrube von Schittim gemacht“ bezöge sich auf den von J in Num 25 1 ff. erzählten hurerischen Verkehr der Israeliten mit den moabitischen Weibern. Um den ob solcher Greuel entbrennenden göttlichen Zorn zu beschwichtigen, habe zwar Mose (V. 4) die Pfählung der Volkeshäupter befohlen. Wo aber — fragt S. — stände ein Wort von der Ausführung dieses Befehls? Die originale Fortsetzung sei vielmehr im P-Bericht Vers 6—15 enthalten, wo wir erfahren, daß während der Fortdauer der Plage — Moses Vernichtungsbefehl ist also nicht ausgeführt!
ein israelitischer Mann in aller Oeffentlichkeit eine Midjaniterin zu un- züchtigem Tun in sein Zelt führt und von dem Aarononkel Pinehas samt seiner Dirne durchbohrt wird. Jetzt ist der Abfall gesühnt, die Plage gebannt, nach- dem 24 000 von Jhvh’s Zorn gefällt sind. Welches Mißverhältnis, wirft S. ein. Was der Tod von 24 000 nicht zu Wege gebracht, das Ende des Gotteszornes, das sollte die Tötung eines obskuren Stammeshauptes bewirken! Nein, hinter diesem Simoniten Simri birgt sich kein anderer als — Mose selbst! Hatte er nicht ein midjanitisches Weib? Hatte, er nicht — Ex B2 32 — Ihvh gebeten, ihn wegen der Sünde des Volkes hinzuraffen ? War sein Tod nicht das wirk- samste Mittel, Gott zu versöhnen, indem durch ihn das Volk erlöst würde? Die Sache liegt so, daß das Schweigen des Textes von der Ausführung des Strafbefehls des Moses auf eine tatsächliche Weigerung der ׳ Volksführer hin- deute, daß die Priester aber dem Mose die Schuld an dem ganzen Unheil zu- geschoben und er den Märtyrertod durch Priesterhand erlitten habe. Das alles, sei natürlich vonP. in der uns an ihm sattsam bekannten Art übermalt worden.
— Da S. selbst diese Konstruktion ״ zunächst nur eine Vermutung“ nennt, können wir uns dieser Beurteilung seines Verfahrens anschließen und unter- suchen Hos 9 7 — u als die Stelle, welche über den Märtyrertod des M. Sicherheit bringen soll. S. faßt das Ganze als ein e' Strophe, macht zwischen 9 und .10 keinen Einschnitt. Aber diese Einteilung-, welche es ermöglichen soll, den ganzen Passus als Schilderung geschichtlicher Ereignisse aus der Vergangen- heit zu deuten und insbesondere z. B. nicht auf Hosea selbst beziehen zu müssen, zugegeben, zugestanden vielleicht sogar die Emendation לצ?ד שת לו הנביא • statt für das letzte Wort von LXX dargebotenes בניו , wo steht hier etwas von dem Märtyrer t 0 d e eines Propheten, des Mose oder irgend eines anderen ? Das ,,zum Jagdwild machen“ besagt nichUmehr als das ,,Fallenstellen“, das S. selbst — S. 47 oben — als allein so fluchwürdig nicht betrachten kann. Aus 13b wird dann abgeleitet, daß wohl auch die ,,Sehne“ des Mose in den ־ tragischen Untergang des Vaters verstrickt worden seien. Uns scheinen diese, wie die anderen aus dem Hoseabuche geschöpften Argumente für das Mar- tyrium des Mose auf höchst schwankem Grunde zu ruhen; wir können auch nicht anerkennen, daß Ps 34 5 , wo von dem Sterben des Propheten auf Befehl Gottes die Rede ist, eigentlich einen gewaltsamen Tod des M. voraussetze. Mit der Erschütterung dieser Grundlage werden manche auch der von Sellin beigebrachte Belag in Mitleidenschaft gezogen, welcher für die Identität der deuterojesajanischen Gotteskraft mit M. sprechen sollen; freilich bleibt auch nach Abzug der abgelehnten Märtyrer-Hypothese gewichtiges genug übrig, um den ja auch schon früher unternommenen Versuch, die Ebed Jhvh-Stücke auf eine individuelle Persönlichkeit, und vielleicht auf den Stifter der israeli- tischen Religion, zu beziehen, gelten zu lassen. Ist es nicht aber das wahr- scheinlichste, daß im Bilde des — offenbar doch erst in der Zukunft auftretenden
— Gottesknechtes sich die Züge nicht bloß eines Großen aus der nationalen Vergangenheit spiegeln? —■ Weit bedeutsamer als jene gewagte Vermutung erscheint an S.s Schrift der energische Versuch, aus den unzweifelhaft histo- rischen Prophetenreden eine Vorstellung von Mose, dem Gesetzgeber,' zu gewinnen. Manche wenig überzeugende Emandationen z. B. S. 37 אדמה) דמה ) nachbilden = in Stein eingravieren, vom göttlichen Wort imTafel-