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gesetz verstanden- können unser Urteil nicht berühren, daß hier Sellins Forschungen in der rechten Richtung graben. Die Hauptsache ist: die Pro־ pheten kennen in einer von der pentateuchischen unabhängigen Tradition Mose als den Stifter der sittlichen Religion Israels. Diese Einsicht muß über kurz oder lang zu einer Revision der Anschauungen von dem Werte der penta- teuchischen Ueberlieferungen führen.

Stettin. Max Wiener.

V. Zapletal, Der Wein in der Bibel. Kulturgesch. u. exegetische Studie (Bib-

Lische Studien, XX. Bd., 1. Heft), Freiburg i. Br. 1920. Herder & Go.

Mk. 2.50 4 ־ Schlüsselzahl. 80 S. 8°.

Zapletal hat im Jahre 1905 ,,Das Buch Kohelet, kritisch und metr. untersucht, übersetzt und erklärt, erscheinen lassen, ein Buch, das ich in Lit. Zblt. 56, No. 40 besprochen habe. Mir ist also Zapletal ein alter und, wie ich gleich hinzufügen will, lieber Bekannter. Sein ,,Kohelet ist auch schon in 2. Auflage da, und es sind von ihm seitdem auch andere Bücher erschienen. In allem zeigt er Maß und Besonnenheit, in allem geht er, wenn auch grund- gelehrt, volkstümlich vor. So auch im vorliegenden Buche, das er, bewußt* auch für ״ Nichtörientalisten geschrieben hat. Demnach gibt er das, was sich im ,,Alten Testament über Wein findet, ausführlich und im schöner Ver- deutschung wieder. Die Wertung des Weines, Weingelage und Trunkenheit kommen mehr zur Erörterung als die ,,realen Seiten des Themas: Anlage der Weingärten und ihre Pflege; Weinlese, Weinbereitung und Lesefeste. Den jüdischen Leser wird das Kapitel ,,Der Wein beim Passahmahle besonders interessieren, während aer christliche Leser, hier auch besonders der Theologe, das letzte Kapitel: ,,Der Wein beim letzten Abendmahle mit Spannung lesen wird. Freilich konnte Z. die sich an das letzte Abendmahl knüpfenden Fragen ebensowenig lösen, wie all seine Vorgänger, was er ganz offen zugibt. Inter ־ essant ist, daß er die Qiddusch-Theorie, d. h., daß Jesus, im Kreise seiner Jünger den ״ Qiddusch gemacht hätte, ablehnt; jenes Mahl war ein Passah- mahl, trotz allem, was daran schwierig ist. Bei ,,Passahmahi und ,,Abend- mahl muß Z. natürlich die rabbinischen Quellen vernehmen, was er ganz un- befangen tut. Obzwar er in den rabbinischen Schriften versiert zu sein scheint, laufen ihm einige kleine Irrtümer unter. In M. Men ach. 8, 6 ist הטילי Dual, also nicht ha ־ Tullim zu schreiben (S. ל und 34). M. Pesach. 3, 1 hat ״ edo- mitischer Essig einen wörtlichen Sinn: Essig, der im Lande Edom bereitet wird, u. z. wie die Gernara angibt, aus dem Aufguß von dortiger Gerste; dies ,,edomitisch auf ״ römisch zu deuten (S. 52), ist ganz verfehlt. Schief ist es auch, zu sagen (S. 59), daß die Juden am Paschaabend zu Tische 1 i e g e n, weil sie sich zur Herrschaft berufen fühlten; die Sitte ist ein Symbol wie alles andere an diesem Abend, an welchem sich die Juden frei fühlten, und darum, wie Z. sehr gut weiß, von den Römern die Attitüde des Liegens bei Tische übernommen hatten, die dem Freien zustand, gegenüber dem Sklaven. Meine ״ Talm. Arch. hat Z. nicht benützt; dies Werk hätte ihn von diesen und ähnlichen Irrtümern bewahren können.

Wien'. 1 Samuel Krauss.

Ed. Busse, Der Wein im Kult des Alten Testamentes. Freiburg i. Br. Herder & Co., 1922. Mk. 1.50 + Schlüsselzahl. 70 S. 8°.

Busse hat es, wie schon im Titel ausgedrückt ist, hauptsächlich mit dem Weine im Ku[t zu tun; er tut das mit Heranziehung vielen, hauptsächlich römisch-ethnographischen Materials. Ich möchte bezweifeln, daß das ein richtiger Gesichtspunkt ist; nur die Kultgebräuche der semitischen Völker können hier aufschlußgebend sein. Hinter den biblischen Angaben sucht B. immer das Alte, das Vorangehende; gewiß, für die Methode der For- schung zu rühmen, aber es kommt davon doch nur Unsicheres heraus. So, wenn B. (S. 32) annimmt, der Becher und damit auch der Wein habe zur Aus- stattung des Schaubrottisches gehört; er folgert das aus dem Namen des Geräts מנקיות, מנקית das er, wegen מזרק IlChr 4 8 (vgl. Am 6 6 ) vom Weinkrug versteht. Während aber die hingestellten Brote von den Priestern genossen, wurden, muß B. feststellen, daß ״ von einem Genuß des Weines nichts erwähnt ist; ist das nicht Beweis genug, daß seine Deutung von מכקית falsch ist? Die rabbinische Tradition (s. Raschi zu Exod 2 5 29 ) deutet diesen Ausdruck auf