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sozialer Theorien gründlich in Verwirrung brachte. In zwei Schriften 1 setzte sich Jerusalem im Anschluß an dieses persönlichste Welt- erlebnis mit der Gegensätzlichkeit des Staats- und Menschheits- Ideals auseinander. An der Macht der Tatsachen erkannte er, daß die sozialen Gebilde für den Menschen nicht nur eine äußere, sondern auch eine innere Wirklichkeit besitzen, und indem er die Vollendung des Individualismus im menschheitlichen Universalismus erblickte, statuierte er als ein notwendiges Entwicklungsideal neben der Kantischen ,,Menschenwürde" die ,,Staaten"- und ,,Völker- würde", welche über einen gereinigten Staatsbegrifl den Weg zum prophetischen Ideal des Menschheitsfriedens bedeute. So blieb Jerusalem über alle Biologie und Soziologie hinweg im Grunde dem Ideale des biblischen Judentums treu. Selbst in, erkenntnistheo- retischer Beziehung glaubte er in seiner eigentümlichen, erkenntnis- psychologischen Auffassung des Urteils auf der Grundlage der von ihm eingeführten ,,fundamentalen Apperception" einen, wie er sich selbst ausdrückt, ,,grammatischen Gottesbeweis", wenn auch nicht logisch zwingender Art, gefunden zu haben. Wie nämlich die Gliede- rung des Satzes in. Subjekt und Prädikat auf der Anwendung des Verhältnisses von Ursache und Wirkung und zuletzt auf dem Er- lebnis des eigenen Ich als Willenszentrum seiner Willensäußerung beruhe, also Erkenntmsgliederung wesentlich eine ,,Vermensch- lichung" der Welt, bedeute, so erhalte die haltlose Gesamt- erscheinung des naturwissenschaftlichen Weltgeschehens erst durch die Idee eines Allsubjektes einen abschließenden Sinn.
Gott und Pharao.
Von B. Jacob in Dortmund.
Da der Raum dieser Zeitschrift nicht den vollständigen Abdruck der Untersuchung erlaubt, so sei der Inhalt der mittleren Kapitel im Auszuge wiedergegeben.
III. Die Quellenkritik behauptet, daß in der Er- zählung von den zehn .Plagen mindestens drei Berichte von mehreren Redaktoren zusammengearbeitet seien. Sie unter- scheiden sich durch ihren religiösen und sittlichen Geist sowie durch ihre Darstellung^weise. Das ist falsch. Verkehrt ist schon, daß die Verwandlung des Stabes, die keine Plage, sondern das Beglaubigungszeichen für Mose und Ahron ist, mit den zehn Plagen vermengt wird. Sie sind (wie schomaus der Peßachhaggada zu lernen war) eine wohlgeordnete Komposition. von 3 Gruppen zu je 3 mit der zehnten als Bekrönung. Der 1. und 2. geht jedes- mal eine Warnung •voraus, die 3. ist das Siegel auf die beiden. Jede erste beginnt: ״Gehe zu Ph. am Morgen und tritt vor ihn", die zweite: ״tritt bei Ph. ein"; die dritte, ganz kurz gehalten, entbehrt solcher Eingänge. Die Paare fangen immer mit: ״siehe ich . . ." und folgendem Partizip an, die Verba bilden, je ein Be- griffspaar, das die Plagen auch, innerlich verknüpft. Daneben
1 ״Der Krieg im Lichte der Gesellschaftslehre“ 1915 und: ,,Moralische Richtlinien nach dem Kriege“ 1918.