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über seine belehrende Aufgabe hinaus eine sehr wesentliche volkserzieherische lösen und dadurch auch der Apologetik einen mittelbaren, aber nicht un- wichtigen Dienst erweisen 1 . ,_I. Heinemann.

Moses Gaster, The exempla of the Rabbis. London-Leipzig 1924, The Asia

Publishing Co., XLV 11 . 522 S.

Ftir Sagen, Legenden, Märchen und Anekdoten ist das Interesse so rege geworden, daß trotz der Schwierigkeiten, mit denen der Büchermarkt, , besonders in Deutschland, gegenwärtig zu kämpfen hat, dieser Zweig litera- rischer Produktion gerade in letzter Zeit zahlreiche wertvolle Erscheinungen aufweist. Indianer, Neger, Eskimos, kurzum alle exotischen Volksstämme, haben bereits ihren Beitrag geliefert. An sich bieten diese Sammlungen dem Laien eine unterhaltende Lektüre; der Folklorist vergleicht die Schöpfungen der Volksphantasie in den entlegensten Erdenwinkeln mit einander und ent- deckt aufschlußreiche Zusammenhänge.

Gaster, der dieses Gebiet seit Jahrzehnten erfolgreich bearbeitet, veröffent- licht in dem vorliegenden, geschmackvoll ausgestatteten Bande eine solche Materialiensammlung, 308 Nummern aus einem MS. in seinem Besitz in hebräischem Original, 450 z. TI. stark gekürzt aus anderen MSS. und selteneren Druckwerken in englischer Uebersetzung. Wenn auch dem Fach- manne wenig Neues an Stoff geboten wird und selbst weiteren Kreisen durch Berdyczewski (,,Der Born Judas), Eisenstein ( ״ Ozar Hamidraschim) u. a. bekannt geworden ist, so liegt der Hauptwert des Buches in dem Wissenschaft- liehen Apparat, den Nachweisen von Quellen und literarischen Parallelen. Hier offenbart sich eine außerordentliche Belesenheit. Nur hätte die Fach- literatur, wie Köhler-( ״׳־ Heaven and Hell u. a.), ,,Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde (besonders Heft 2) und andere folkloristische Zeitschriften, vor allem Bergmann (,.Die Legenden der Juden) zum Vorteile des Buches ausgiebiger herangezogen werden können. Gerade das letztgenannte Werk hätte vielleicht zu einer übersichtlicheren Anordnung des Stoffes, nämlich nach den Gegenständen, angeregt.

י Der Inhalt dieser ״ Exempla, apologues and tales, wie der Titel sie ankündigt, umfaßt ein und ein halbes Jahrtausend und zeigt, wie zu erwarten, eine große Reichhaltigkeit. Wir lesen von Dämonenaustreibungen'(S. 19), von einer christlichen Sitte, am Osterfeste ein jüdisches Kind zu opfern (! 347), von den schlichten, aber rechten Paradiesgefährten, die frommen und ge- lehrten Männern bestimmt sind (195 u. s., u. a. von Weill französisch be- arbeitet), von einem Juden, der vorübergehend die Taufe nimmt, um seine Glaubensgenossen aus großer Gefahr zu retten (339), von einem Rangstreite zwischen Mose und dem Begründer des Christentums (340), von einer Kuh, die den Sabbat hält (312), von Raben als Propheten (335), Ibn Ezra- und Maimonides-Sagen (346 u. s.), von Elijahu als Baumeister (415, auch in dem bekannten ״ Isch chassid hajah in die Liturgie übernommen, worauf wie auf andere Popularisierungen durch das Gebetbuch hinzuweisen gewesen wäre) u. dgl. Wir begrüßen das Buch als eine Fundgrube für die vergleichende Sagenkunde, als eine Bereicherung der jüdischen Folkloristik und erhoffen weitere ähnliche Veröffentlichungen aus der berufenen Feder des Verfassers. Einen Vorschlag in dieser Richtung finde ich soeben im Jewish Guardian vom' 16. Oktober 1924. Grün wähl.

Hans Leisegang: Der Apostel Paulus als Denker. Leipzig, Hinrichs, 1923,.

45 ־ S.

Während Leisegang in seinen früheren Schriften den Gedanken- g eh al t der neutestamentlichen Schriftsteller zu beleuchten gesucht hatte^ schlägt er hier ein ganz anderes Verfahren ein. Nicht die Gedanken des Paulus, sondern den Denker,, genauer gesprochen: das Denken des Paulus will', er unter völlig neuen Gesichtspunkten erläutern. Das Ringen des Kreise s um Stefan George nach der inneren Form eines Schriftstellers, Spe11gler s

1 Das Werk ist durch den Buchhandel oder zu dem erwähnten ermäßigten Preis (zuzüglich Versendungskosten) zu beziehen durch: Vereinigung für Schriften über jüdische Religion, begründet vom Verband der deutschen J'uden,. Berlin W 9.. pQ^dämerstraßö 131, bej Mäfcower,