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werter, weil dann Aussicht ist, daß auch für ihre Erhaltung besser gesorgt wird als bisher, auch in neuester Zeit, da zwischen 1921 und 1925 in unmittel- barer Nähe der Stadt ein Grab mit verziertem Eingang und einer hebräischen Inschrift, die in S. Kleins Corpus Inscriptionum fehlt, durch Bau eines jüdischen Hauses verschwunden ist, ohne daß mir bekannt geworden wäre, daß auch nur für genaue Aufnahme dieses Grabes Sorge getragen wurde. Da Mitglieder des Deutschen Palästinainstituts mit mir und meinem Sohn in den־ Jahren 1907—14, 1925 und 1926 die gesamte Nekropole Jerusalem untersucht haben, mußte mir der in Frage stehende Stoff, dem früher besonders Tobler, Schick, Macalister und Vincent ihre Aufmerk- samkeit geschenkt hatten, als bekannt gelten, Aber das hindert nicht, daß andere dort ebenfalls ihre Beobachtungen machen, und macht nur wünschens- wert, daß systematische Untersuchungen und Aufnahmen aller Denkmäler ohne Auswahl auf Grund vorgefaßter Meinung über ihren Sinn auf ganz Palästina ausgedehnt werden. Es klingt sonderbar, ist aber eine Tatsache, daß selbst vom Grab der Königin Helena bisher nur schematische, nicht technisch genaue Pläne und Durchschnitte existieren, wie sie diese wegen der Sicherheit ihrer zeitlichen Ansetzung, die Br. ohne Grund in Verwirrung bringt, hochwichtige Anlage verdient. Wer weiterreichende, besonders sti- listische Studien an solche Untersuchungen knüpfen will, sollte nach der Zeit, in welche diese Gräber zum großen Teil gehören, in der klassischen und nachklassischen Archäologie gründliche Kenntnisse besitzen, die Brandenburg, nicht zum Vorteil seiner Arbeit, zu fehlen scheinen. Schreibungen wie Sanheddrin, Bucharra, Beth Sahau, Absalon, der Mastaba, Pfalz (für Falz) Hei'zir sollten außerdem in einem wissenschaftlichen Werke unmöglich sein. Daß der Verfasser Musils und meine Pläne sakraler Dinge in Petra als ,,teilweise nicht ganz genau“ bezeichnet, obwohl er nie dort gewesen ist, zeigt seine Methode. Leider muß ich vor den Plänen Br.s ernstlich warnen. Der Plan der Grabanlage auf S. 132 ist eine völlig phantastische Ent- Stellung der Wirklichkeit. Auch sein Plan vom Eingang des Helenagrabes, S. 61, steht mit der Wirklichkeit auf sehr gespanntem Fuß. Wer neue Theorien auf bauen will, sollte das archäologische Material tadellos vorführen, damit wenigstens dies seinen Wert behält, wenn die Theorien als unbewiesen erscheinen. Dato an.
AbrahamS) I•: The Glory of God. Three Lectures. Oxford (University Press) 1925.
Kurz vor seinem Tode hat der verdienstvolle, feinsinnige Gelehrte Vor- lesungen, die er 1924 im Jewish Institute of Religion in New York und im Hehrew Union College in Cincinnati über ,,die Ehre Gottes“ gehalten hat, veröffentlicht. Es ist ein überaus reizvolles und fesselndes theologisches Werk- ehen, durchweht von echter, tief innerlicher Frömmigkeit, aber nicht predigt- mäßig, sondern eine kühle, Wissenschaftliche Untersuchung der Bedeutung dieses Begriffs im Judentum. In .vorbildlicher Weise hat Abrahams eine der Arbeiten geleistet, die zum Aufbau einer wissenschaftlichen Theologie des Judentums erforderlich sind. Den religiösen Begriff ״die Ehre Gottes“ hat er im biblischen und nachbiblischen Judentum in seiner Bedeutung aufgezeigt, von der nachbiblischen Literatur außer dem Talmud besonders Philo, einige mittelalterliche Religionsphilosophen und einige Mystiker heranziehend. Er hat ferner die ganze Materie unter drei sachliche Gesichtspunkte gestellt, Natur, Messianisches, Pragmatisches, und er hat drittens nicht jüdisches Anschauungsgut in erheblichem Umfange berücksichtigt und zur Vervoll- ständigung wie zum Vergleich herangezogen. Allerdings bemerkt er in der Vorrede ausdrücklich, daß die Anführungen aus der christlichen Literatur mehr gelegentlich sind, nur zur Beleuchtung dienen und näherer Ausführung bedürfen. Aber er stellt mit großer Freude fest, daß Synagoge und Kirche viel gemeinsames Gut auf einem Gebiete haben, das die grundlegenden geistigen Begriffe und die edelsten Ideale des menschlichen Tuns betrifft. Das Ganze ist mit wundervoller Freiheit und Feinheit erfaßt und geschrieben,, nicht trockener Gelehrtenkram, dem man den Bücherstaub anmerkte, sondern das Werk eines Mannes, der das Thema in allen Einzelheiten vollkommen he- herrscht, aber über diesen Einzelheiten und allen sorgfältigen Einzelforschungen niemals die großen Zusammenhänge verliert, dem vielmehr aus aller Einzel-