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Das Bucli Sirach oder Ecclesiastlcus, tibersetzt und erklärt von Andreas Ebe r- harter. Bonn, Peter Iianstem* 1925, 167 S.

Der Fachmann, der zu diesem Kommentar gegriffen hat, wird zunächst geneigt sein, ihn enttäuscht aus der Hand zu legen. Von einer kritischen Rechtfertigung des Textes ist nicht die Rede; der Verfasser hält sich im all- gemeinen an die LXX und deutet bald durch Kursivdruck, bald durch Siglen am Rande an, daß er einer anderen Ueberlieferung folgt, begründet aber seine Stellung nie. Er rechtfertigt dies Verfahren durch die Rücksicht auf die Eigenart des Kommentars; aber seine eigene Behandlung der Einleitungs- fragen oder etwa des Problems der Auffassung der Weisheit zeigt, daß er aii der selbständigen Lösung der wissenschaftlichen Aufgaben, die das Buch stellt, wenig Interesse hat; sein Begriff von der Zeitkultur ist nicht ,aus den Quellen oder aus neueren Fachwerken geschöpft; über Burkhardt, den er sehr häufig anführt, ist er bezüglich der hellenistischen Kultur anscheinend nicht herausgekommen.

Innerhalb der Grenzen aber, die danach der Arbeit gezogen sind, hat Verf. durchaus Erfreuliches geboten. An zahlreichen Stellen kann ich seiner Uebersetzung weit eher zustimmen als etwa der «von Smend. Der Laie, für den das Buch wesentlich geschrieben ist, wird sich gerade wegen des Wegfalls alles gelehrten Beiwerkes durch ihn gern in das nicht immer genügend ge- schätzte Weisheitsbuch einführen lassen. Und es tut dem einführenden Werte der Arbeit nicht viel Eintrag, daß gelegentlich (z. B. 23 ? ) auch da Zusammen- hänge gesucht werden, wo der Weisheitslehrer schwerlich an solche gedacht hat. wie ja wohl die Kommentare überhaupt zu sehr unsere moderne Kom- positionsweise in ihn hineinsehen und sich etwa wundern, daß er die gleichen Dinge an verschiedenen Stellen behandelt: das tut z. B. auch die Spruch- Sammlung des Theognis aus dem gleichen Grunde, weil beide nicht für zu L sammenhängende Lektüre bestimmt sind, sondern nur abschnittsweise gelesen werden wollen (auch von Senecas Briefen gilt Verwandtes.)

Bedenklich ist die Uebersetzung 6 24 bringe in ihr Halseisen deinen Hals. vl oto; kann wohl das Kummet des Pferdes, aber auch einen goldenen Hals- schmuck bezeichnen; daß nicht, wie Ryssel meint, auf die ״ beengende und lästige Zucht angespielt wird, zeigt doch wohl 21 19 , nach welchem nur der Tor die Zucht der Weisheit als lästig empfindet. Dem Verf. schwebt der Ausdruck קבלת עול מלבות שמים vor, den er 51 26 kennt; und dieser hat nichts mit beengender Empfindung zu tun, da Wendungen wie ״ das Joch eines Gottes auf sich nehmen den Mysterienreligionen des Altertums geläufig sind (Reitzenstein, Mysterienreligionen 3 196 f.).

Gleichfalls von grundsätzlicher Bedeutung ist die Ungenauigkeit E. übersetzt: ״ Wer den Herrn sucht, erhält Belehrung. . . Wer das Gesetz erf ors cht ׳ , wird von ihm voll, wer aber heuchelt, verstrickt sich in ihm. Im Hebr. steht aber דורש אל und . דורש תורד vollkommen parallel; beides bedeutet also: liebevoll denken an; nur zu solcher ehrlicher Hingabe steht die ״ Heuchelei 15 b in rechtem Gegensatz. Unter der Voraussetzung, daß דרש schon in spätbiblischen Büchern die spätere technische Bedeutüng der Schriftauslegung habe (daß das nirgends notwendig ist, soll an anderer Stelle gezeigt werden), stellen sich die Erklärer das בית המדרש , womöglich die ישיבה unseres Weisheitslehrers (51 23 , 29 ) doch leicht etwas anachronistisch vor. ~ Heinemahn.

Fragments froni the Cairo Genizah in the Frcer Collection. Edited by R. G o 11 ־ heil and W. H. Worrell. Neuyorlc 1927 (University of Michigan Studies, Humanistic Series Vol. XIII) XXXI, 273 S.

Neben einer Anzahl literarischer Texte, vor allem solcher liturgischen Inhalts, umfaßt die jetzt in der Smithsonian Institution in Washington auf- bewahrte Freer Collection eine Reihe von Rechts urkunden und verwandten Dokumenten, insbesondere Briefen, welche aus der Zeit von 1000 bis 1500 stammen und wertvolle Einblicke in die Lebens Verhältnisse der ägyptischen und orientalischen Juden gewähren. Die große Mehrzahl der Urkunden' und Briefe sind in arabischer Sprache geschrieben, die übrigen hebräisch, nur eine, ein Scheidebrief, aramäisch. Bis auf drei literarische Fragmente, welche anderweits bekannte Texte enthalten, haben die Herausgeber alle fünfzig Nummern der Sammlung in Urtext und Uebersetzung veröffentlicht, analysiert