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3. Im Kapitel ־ über Moses im paläst. Schrifttum wird besonders die von Josephus Flavins bewahrte Ueberlieferung eingehend untersucht. Der Ab- schnitt über die christliche Moseslegende ist etwas dürftig ausgefallen. Hervor- zuheben ist der katholische Brief Judas mit seiner Anspielung auf Michaels Kampf mit dem Satan um Moses Leichnam, also auf eine Gestaltung, wie sie uns in den verschiedenen Fassungen der פטירת משה vorliegt. Willkürlich finde ich die Aufstellung, es habe eine jede jüdische Sekte in je einem biblischen Helden ihr Ideal verehrt: die Sadduzäer in Aron, die Pharisäer in David, die Essener in Moses (S. 99); man kann doch nicht den Sadduzäern, geschweige den Pharisäern Verehrung für Moses absprechen. Ungerecht und ungerechtfertigt finde ich das Urteil, das Judentum in Palästina sei zur Mumie verdorrt und erst durch die hellenistische Bildung neu belebt worden es. 91).
4. Das 4. Kapitel ist dem Midrasch, Talmud und Targum gewidmet. Dadurch, daß der Verf. die gleicherweise berechtigten Einteilungen nach Geographie und nach Chronologie beide gelten läßt, war ein gewisses' In- ein andergreifen unvermeidlich. Das Beste, das in diesem Abschnitt verwertet wird, gehört ja der bereits früher besprochenen palästinensischen Literatur an, so: Mechilta, Sifra, Sifre, Jer. Talmud, Gen. R., Lev. R., EchaR., alte Pessikta, alter Tanchuma, Pal. Targum, dessen Bedeutung der Verfasser mit Recht sehr hoch anschlägt.
5. Im Schlußkapitel findet der Verf. auf Schritt und Tritt Anlaß, seine tüchtige Vorarbeit über דברי הימים של משה רבנו , über נדולת. <עלית) משה , über פטירת משה reichlich zu verwerten. Hier kommt nicht nur ספר הישר und der spätjüdische Midrasch zu Wort, sondern auch die islamische Legende, auf Grund von M. Grünbaums Neuen Beiträgen, von G. Weills Biblischen Le- genden der Muselmänner, von J. P. Migne, Dictionnaire des Apocryphes, t. II, 627 ff. Eine Fülle von Belehrung hat sich der Verf. dadurch entgehen lassen, daß er Prof. Bachers bedeutsame Arbeit: Zw ׳ ei jüdisch-persische Dichter, Budapest I 1907, II 1908 nicht berücksichtigt. Hier wird Schähins Moses auf seinen Inhalt und auf seine islamischen Bestandteile eingehend untersucht (S. 11, 12, 40—43, 89—105) 1 .
Einzelnes.
Druckfehler: S. 122,11; 134, 9 statt Mekhildal. Mekhilta; S. 135,10 statt fut 1. fuit; S. 141, 9 statt foces 1. forces; S. 150, 3 statt Muselmarner 1. Muselmänner.
S. 15. ,Unter den Forschern, die Mosis Namen auf alten Denkmälern entdeckt zu haben glauben, müßte auch Hubert Grimme genannt werden. ־■— S. 61, Anm. müßte es genauer heißen: Isidore Levy, REJ 1907, LI1I 201—211. — S. 94, 95. Höchst anfechtbar die Unterscheidung, Midrasch sei die homi- letische Entwicklung der Schrift, Agg ad a hingegen die apokryphe, folkloristische Sage. — S. 122. Unter den Ausgaben der Sifre darf doch die mustergültige von Horovitz nicht umgangen werden. — S. 124. Stracks Einleitung bezieht sich nicht nur auf den Talmud, sondern, in der letzten Ausgabe, auch auf den Midrasch. — S. 124. Abot de R. Nathan läßt sich weder chronologisch noch inhaltlich mit Pirke R. Eliezer in eine Reihe stellen. — S. 125. In einer noch so flüchtigen Zusammenstellung der Literatur über Aggada dürfen Prof. Bachers Meisterwerke nicht unerwähnt bleiben. — S. 127, 128. Jean ben Zaccai mutet uns an wie deutsch: Hans b. Zakkai. — ־ S. 154, 155. Für die Legende, daß auf Bileams Rat dem Moseskind Kohlen und Krone zur Probe vorgelegt worden, wäre auch Exod. R. I, 26 anzuführen ; dazu die überaus reichhaltige Abhandlung von G. L. Hamilton in Groebers Zeitschrift für romanische Philo- logie, 1912, XXXVI, 129—159. — S. 172. Ueber die Legende, wie Moses in den brennenden Ofen geworfen und gerettet wird s. Bacher, Zwei jüdisch- persische Dichter, S. 91, 92. — Zu S. 176, 177. Die köstliche Koraelianekdote wäre aus Midr. Tehillim (ed. Buber 7b) anzuführen.
1 Mein Hörer Samuel Löwinger teilt mir aus der Fülle seiner, biblio- graphischen Kenntnisse mit, daß für einen Teil der Moseslegende nunmehr der arabische Text in einem orientalischen Neudruck . קצה מנזה רבינו ע״ד (s. !., s. a.) ׳ vorliegt, — ferner daß die gedruckten Texte der פטירת משה רבנו ע״ה mit Hilfe einer Handschrift der Bibliothek unserer Ungarischen Landesrabbiner- schule mehrfach berichtigt werden können. • . ־׳׳{,־ ■■•