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Max Freudenthal

zum Islam oder Christentum über. Solche Vorgänge wirkten offenbar sehr ernüchternd auf R. Michel ein.

Jakob Emden nennt drei Männer, welche aus früheren An- hängern. erbitterte Feinde dieses ganzen Schwärmerunwesens wurden 1 : den Rabbiner von Lemberg R. Herz d. i. R. Naftali Herzb. R. Israel Asch lcenasi, den Rabbiner von ProßnitzR. Meir d. i. der als Gelehrter nachher bekannt gewordene R. Meir b. Isaak Eisenstadt und R. Michel Chasid. Die Biographen der beiden erstgenannten haben leider deren Stellung zu den Sektenbewegungen ihrer Tage ganz über- sehen 2 ; die nähere Erforschung dieser Zusammenhänge dürfte manches Dunkel, das auch über ihrem Leben liegt, noch lichten, wenn freilich auch hier die Quellen spärlich fließen, wie schon Jakob Emden selber bemerkt, daß ihm die Einzelheiten über ihren Gesinnungswechsel nicht bekannt seien. Aber diese Männer hatten Gelegenheit genug, den ganzen Wahn jener Tage in ihren eigenen Gemeinden kennen zu lernen. R. Meir gar mußte alle Narrheiten eines seiner Gemeindemitglieder, des berüchtigten L o e b e 1 e Proßnitz über sich ergehen lassen 3 und mochte wohl aus diesem Grunde seine Stelle aufgegeben haben, um später nach Eisenstadt zu übersiedeln 4 , und zwar gerade um die Zeit, als auch noch Nehemja Chajon in Proßnitz auf tauchte, um sich mit dem dortigen Schwärmer zu verbünden 5 .

1 Das. Bl. 34 b.

2 lieber R. Herz s. Dembitzer, כלילת יופי , Krakau 1888, Bd. I, 88 ff und Buber S-, אנשי שם , Krakau 1895, S. 177 ff. Ueber R. Meir s. Wach stein, Grabinschriften des alten Judenfriedhofes in Eisen- stadt, Wien, 1922, S. 47 ff.

3 Ausführliches über ihn K ah an a a. a. 0. II, 168 ff.

4 Wachstein bemerkt a. a; O., S. 60, R. Meir habe um 1712 Proßnitz aus unbekannten Gründen verlassen und sei nach seiner früheren Gemeinde Szydlowice zurückgekehrt. Es ist wohl anzunehmen, daß dieser Weggang in Zusammenhang mit den Vorgängen in Proßnitz stand, denen R. Meir erst freundlich gegenüberstand. Ob solche Gründe auch für seine spätere zeitweilige Entfernung aus Eisenstadt Vorlagen, von der Wachstein S. 66 ff berichtet und deren Ursachen gleichfalls unbekannt sind, ist einstweilen nicht festzustellen. Das Auftreten des Sabbatianers Mordechai Eisenstadt fällt in frühere Zeit; über ihn K ahana a. a. O. I, 117 ff.

5 G r a e t z a. a. O., S. 489.