Neue Spuk- und Zauberliteratur.

Von Max Grün wa Id.

(Schluß)

Über ein anderes, aber zum Teil in denselben Rahmen fallendes Kapitel des Volksglaubens verbreitet gleichfalls neues Licht derselbe Verfasser in seiner Studie ״Salomo und die Karina, mit einem Beitrage von E. Littmann, Stuttgart 1931, W. Kohlhammer.

Karina ist die arabische Bezeichnung für eine speziell der schwangere# Mutter und kleinen Kindern gefährliche Dämonin. Die muh am me dänische Legende erzählt von der Überwindung dieser Unholdin durch Salomo. Sie findet sich in mancherlei Abwandlung mit Nennung verschiedener heiliger Helden an Stelle Salomos undErsatz der Karina durch andere Dämoninnen, unter ihnen Frau Holle 1 , auch bei den Berbern, Abessiniern, Avaren, Neugriechen, Juden, Türken, Südslaven, Rumänen, Armeniern, Russen, Masai und Deutschen. Von den Manichäern übernahmen, nach Gast er 2 , die Juden die Namen der drei Engel Snwj, Sns.nwj, Smnglp 3 , die, nach dem Alphabetum Siracidis, der hier der Karina entsprechenden Lilit entgegen treten. Nach Winkler kam die Legende aus dem griechischen Kulturkreis zu den Juden, die Jesus, als ÜberWinder der kindermordenden Dämonin, durch Salomo ersetzten (180). Das Urbild der Lilit will Winkler in der von Marduk 4 besiegten babylonischen Labartu gefunden haben (173), die er hinter ,,Anabardu und ähnlichen Namen in griechischen, koptischen und abessinischen Texten vermutet. Auch das ,,böse Auge spielt die Rolle der Lilit (185). Schon im Testament Salomos 5 erscheint unter den von dem berittenen Salomo unterworfenen Geistern eine Kindbettdämonin Obyzuth. Bei den Juden wurde nach W v , diese Legende vergessen. Die Christen übernahmen sie und knüpften sie an den Namen des Heiligen Sisinnios, der in der Unholdin seine Schwester

1 Vgl. W. Kar. S.-81: Der Höllbrunnen.

2 Vgl. W. Kar. 123.

3 Diese Namen erkläre ich AR a. a. O. als: Synegor (Anwalt), Sisinios (d. i. Saoschyant, der Messias der Perser), Svmmigny Gelov (== Be־:, kämpfer der Gelov, des griechischen Dämons, s. unten).

4 Als Antichrist: Bousset-Gressmann 517.

5 Salomo als Schutzheiliger: Seligmann 325357; vgl. Boussetr

Gressmann 495; Salomo bereitete das Elektron: v. Lippmann, Entstehung der Alchemie S. 91. Er besaß den Stein der Weisen: a. a.. O. 511, im Mam däismus der ״Dämonenfreund: Bischoff, Gnosis 37, in der deutschen Dichtung: Schles. 1919, S. 35. Salomo als Zauberer a. a. O. 670, auch auf. einem in Ostia gefundenen Amulett: Ebert, Reallexikon d. Vorgeschichte,518, Monatsschrift, 77. Jahrgang 16