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Besprechungen
Der Verfasser zitiert ohne Widerspruch (S. 31) die Ansicht, daß die Goldene Regel Matth 2 2 39 ,,is a Christian improvement upon Lev 19 18 , inasmuch as it is there said ’thy friend’, while the New Testament passage uses. the word ’neighbor’“. Jedoch ist es augenscheinlich und unverkennbar, daß das hebräische Wort sowohl ,,Freund“ als ,,Nachbar“ bedeutet, und daß das Buch Le viticus dieses Wort in seinem allgemeineren Sinne ge- braucht (s. Brown-Driver-Briggs, Lexikon, S. 946a). Ja, die Septuaginta zu Le viticus und der griechische Text des Matthäus gebrauchen dasselbe Wort rcXrjafov. ; Bei der Behandlung von Hillels Maxime: ,,Was dir unlieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht“, verleitet den Vf. sein brennender Eifer um die Ethik des Judentums zu einer Apologie für die negative Form dieses Grundsatzes. In einer Literaturgeschichte ist diese ganze Er- örterung unangebracht und, was noch viel schlimmer ist, sie ist viel weniger überzeugend als die (von W. nicht erwähnte) Verteidigung Achad Haams in seinem *,Al Schete Haseippim“. In der Behandlung des Josephus übergeht er die Forschungen Thackerays und erwähnt nirgends, daß die alten Historiker vorwiegend Kompilatoren waren, eine Tatsache, welche von großer Bedeutung auch für die historische Kritik der biblischen Dar- steiler ist. Raws erhabene liturgische Kompositionen für die hohen Feier- tage werden mit kaum einem Worte berücksichtigt (S. 126). Die Be- handlung der Ordnung des Talmuds ist vortrefflich (S. 136), übergeht jedoch .die grundlegende Tatsache, daß die Anordnung des Stoffes im Talmud, wie zum Beispiel auch der Hadithe, vielmehr auf psychologische Assoziation ,als auf logischen Zusammenhang gegründet ist. Josef ibn Abithur ist als biblischer Kommentator behandelt, obschon nur Bruchstücke seiner Korn- ..mentare noch vorhanden sind; seine kräftigen und rührenden religiösen Gedichte aber werden in einem einzigen Satz erwähnt (S. 219).
Aus einer gewissen Uebereilung und dem Mangel einer sorgfältigen Durchsicht sind vielleicht eine große Zahl leichterer Irrtümer zu erklären. Er nennt David al Mukammes einen ,,jüngeren“ Zeitgenossen Saadjas, will aber ohne Zweifel ,,älteren“ schreiben (S.325 ־ ), weil er erklärt, daß dieser vor Saadja gestorben ist und daß er den Gaon beeinflußte, eine Ansicht, welche von Luzzatto, Fürst und Malter verteidigt wird. Die poetische Form, die im Arabischen als Tajnis bekannt ist, gibt er als Taganis falsch an (S. 211). Von Nathan ben Jechiel sagt er, daß er Ende des zehnten Jahrhunderts gelebt habe, obwohl er Seite 279 seine Lebensdauer 1020 bis 1106 richtig angibt. Di Troni ist Irrtum für di (oder da) Trani (S. 281). Neben S. 275 stellt der Verfasser eine photographische Reproduktion von Baba Bathra 106a mit der Unterschrift: ,,A Page of the Babylonian Talmud with Räshi’s Cömmentary tö the rigth and Tosafoth to the left“; bekanntlich reicht aber Raschis Kommentar zu Baba Bathra nur bis Seite 29a; der Rest desKommentars ist Werk seines Enkels, Samuel ben Meir. Auch die , ״ Bibliographie ist von Irrtümern und Lücken •nicht frei.
־ In ־ der Transkription des Hebräischen befolgt Vf• sowohl die sefar- dis che als die aschkenasische Aussprache, manchmal '"auch in demselben