Heitvz, Wolff: Brief dies R. Moses ben Maimon

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Brie! des R. Moses

an seinen Jünger Josef b. Jehuda ibn Aknin,

worin er sich über sein Verhältnis zu den Menschen und über Neid/ gegen andere ausspricht, aus dem seine hohen Vorzüge und vornehmen Eigen- schäften sich ergeben * 1 ).

Übersetzt von Heinz Wolff.

A. Wisse, daß ich weitgehend für mich Verzicht leisten kann, während Du, mein Sohn, !es nicht über Dich bringen magst. Ich muß weiter be״ merken, daß mich die Jahre und die Erfahrungen in Verbindung mit der philosophischen Betrachtungsweise ebenfalls dahin gebracht haben.

Wisse 7 daß ich dieses Kompendium (Mischne Tora) nicht verfaßt habe, um damit unter den Juden zu prunken oder mir unter den (ungelehrten)

1 Der nachfolgende Brief ist arabisch geschrieben und liegt in ver״ sohiedenen Manuskripten vor. Das arabische Original׳ ist nicht vollständig veröffentlicht. So ist der arabische Text des hier mit A bezeichneten Stücks noch nicht bekannt. Das Stück B ist nach dem Manuskript David Simon״ sens, jetzt in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen^ mit Bemerkungen

I. Goldzihers in Samuel Poznanskis ״Babylonische Geonim im nach״ gaonäischen Zeitalter" (Schriften der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums IV 1, 2, S. 5661) herausgegeben, das Stück C nach einem Pa״ riser Manuskript mit französischer Übersetzung von Salomon Munk in seiner ,,Notice sur Joseph Ben״Iehouda", S. 2234. Von dem Pariser Manuskript hat Ber Goldberg in seinem ״Birkath Abraham", Lyck 1859, in der Ein״ leitung eine hebräische Übersetzung gegeben, die nicht immer durchaus korrekt sein mag, aber das vollständige Manuskript zugrunde legt und sich um das Verständnis des schwierigen Textes sehr bemüht. Eine andere Übersetzung enthält Lichtenbergs Kobez II S. 30c31c. Diese Übersetzung ist weit flüssiger 7 beruht aber auf einem durchaus unvollständigen Text, der an mehreren Stellen größte Lücken hat, dessen Schluß überhaupt fehlt.

Als Beispiel' der Abweichungen in der Übersetzung sei hier im Gegen״ satz zu der im Text übernommenen Goldbergschen Übertragung der ab- weichende Text der Überschrift und Einleitung mitgeteilt: ״worin er Zeugnis ablegt über den! hohen Grad seiner Tugend^ worin er mahnt und gebietet über die Pflichten jedes philosophisch gebildeten Mannes, sich dies rechten Weges zu befleißigen und auf ihm zu wandeln.

Wisse, daß ich mir über keines der Dinge im unklaren bin, über deren Werden ich mir ein© Meinung gebildet habe, von denen sich nachher her״ ausgestellt hat, daß sie sich tatsächlich ohne Zweifel in derselben Weise zugetragen haben. Aber meine Art ist heute nicht so wie die Art des lieben Sohnes, Gott erhalte ihn. Und zwar haben mich heutzutage Dank sei Gott in seiner Größe schon die Jahre und die Erfahrung zur Demut gebracht. Hinzu tritt, wohin mich das philosophische Denken und die Be״ schäftigung mit der wahren Wissenschaft führen!."

Monatsschrift, 79. Jahrgang

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