Die Staatsauffassung des Don Isaak Abrabanel

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mann richtet er sein Augenmerk auf die Tatsachen des staat- liehen Lebens. Rom war nur als Republik mächtig und groß, das Kaisertum führte zum Zerfall 13 . Als die idealen Beispiele einer guten Staatsführung gelten ihm die Staaten Italiens, besonders Florenz, Venedig und Genua, die zum großen Wohlstände und großer Kultur gelangt sind, ohne daß sie einen König hätten, oder besser, weil sie keinen besaßen 14 Abr. lehnt auf alle Fälle die Monarchie, auch die konstitutio- nelle, ab. Sein Urteil entspricht ungefähr dem des viel jünge- ren Italieners Beccalini 15 , ״wo Wissenschaften und große

auf sein Vorhaben, eine Geschichtschronik zu schreiben (Guttmann S. 22), hinzu weisen.

13 Anführungen; aus der altrömischen Geschichte sind auch sonst bei ihm zu finden. Im Zusammenhang mit unserer Frage sei noch hier auf seinen Kmt. zu Ri 9 hingewiesen. Die Parabel des Jotam, die er richtig als antimonarchistisch versteht, besagt, daß die Herrschaft keine Annehmlich ״ keiteri mit sich bringt, daher auch von den Guten und Vornehmen nicht erstrebt wird. So sagte Oktavian, als man ihm die Krone brachte: עטרת עטרת אלו ידע האדם העמל והכאב אשר החתיך אעפייי־ שימצאך בחוץ מושלכת ארצה לא יקחך בידו כמר שכתב זה המדיני וואליריו מקשימו In den ״ Factorum et dictorum libri novem 1 des Valerius Maximus findet sich diese Erzählung nicht; vgl. aber über ihn und über die mehrfachen Bearbeitungen seiner Schrift im Mittelalter Schanz ״ Hosius, Die römische Literatur IV 2, 588 ff.

14 Abr. hat seine Theorie nach der Ankunft in Italien wohl bestätigt gefunden. Die Katastrophen, die über Italien seit 1494 einbrachen, und die er selbst zu fühlen bekam, mögen noch seine republikanischen Anschauungen bekräftigt haben, daher vielleicht die wiederholte Aufnahme der Ausfüh ״ rungen im Kmt. zu Debarim; vgl. ob. S. 258 Anm. 5. Er berührt sich auf« fallend in' seiner Ablehnung der Gewaltherrschaft mit italienischen Schrift« Stellern der Renaissance, mit Villani (s. Burckhardt, Die Kultur der Re ״ naissance in Italien S. 11), Poggio (ib. S. 18) und Aeneas Sylvius, der die gleiche Ansicht vertrat, daß Knechte leicht Könige werden (ib ׳ . S. 24). Wenn Abr. aber vom zeitgenössischen Florenz als idealer Republik spricht, mag die Entfernung mitgewirkt haben. Lorenza Magnifico übte die Macht eines Herrschers aus, wenn er auch keinen Titel führte. Es mag auch sein, daß das Ideal mehr aus den Büchern der Florentiner Historiker als aus der Wirklichkeit stammt (vgl. Burckhardt S. 71 ff.).

15 Vgl. Meinecke, die Idee der Staatsräson S. 99. Das Urteil' Abr.s ist sicher mitbestimmt durch die persönl. Erfahrungen, die er mit Joao II aus Portugal machte. Besonders klar kommt das in seiner Erklärung des V. חמת מלך מלאכי מות (Prv 1614) zum Vorschein. Er spricht in diesem Zu ״ sammenhange von der Laune des Königs, die er selbst wohl zu fühlen be«