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richtungen nicht außer dem Bereich der Möglichkeiten liege.« Aber aus der Schrift Julians ersehen wir doch den wahren Grund, den nach Graetz auch Caro offenbar für nicht stichhaltig erachtet, der aber wahrschein- lieh neben der Verschwörung, die der Abt Sisebert gegen den König zu gunsten eines Verwandten aus hohem gothischen Adel angestiftet hatte, entscheidend ist. Die Juden betrieben in Spanien auf Grund messianischer Erwartungen eine rege Propaganda. Wie gewaltig eine solche Propaganda die Christen erregte, beweisen des Erz- bischofs Julian und vorher Isidors Auslassungen. Um zu zeigen, wie sehr messianische Erwartungen der Juden die Christen ver- letzten, führe ich aus früherer Zeit ein urkundliches Zeugnis Gre- gors d. Gr. an. Dieser Papst nannte den Erbauer eines Eliasaltares (worunter man nicht mit Graetz eine Synagoge zu verstehen hat, sondern einen Ausdruck des Messianismus) den verbrecherischsten der Juden, er forderte aufs bestimmteste die Bestrafung des Mannes, der durch tempelschänderische Verführungskunst die Christen verderbe. Fertur siquidem, quod Nasas, scleratissimus Judaeorum, sub nomine beati Heliae altare punienda temeritate construxerit multosque illic christianorum ad adorandum sacrilegia seductione deceperit usw. M. G. Epistolae I, S. 195.
Die katholische Kirche Galliens, so wird S. 98 behauptet, habe sich nicht andauernd feindselig gegen die Juden benommen. Erst in den letzten Jahrzehnten des 6. Jahrhunderts wandte sich die Kirche entschiedeneren Maßnahmen zu. Dieses Urteil konnte nur zu- stände kommen, weil der Verfasser die kirchliche Politik dieser Zeit, anders zu reden als zu handeln, verkennt. C. hat doch selbst das Verhalten des Hilarius gekennzeichnet und den Konflikt der Juden mit Cäsarius von Arles. Dieser letztere war auch verantwortlich, wie ich hierbei bemerken will, für die Beschlüsse von Agde und mußte sich des Streites mit den Juden wegen vor Theoderich von der An- klage des Hochverrats reinigen. Und da sollen die Juden um seinen Tod ernstlich getrauert haben ? Auch Childeberts und Chiiperichs Maßnahmen sind auf geistlichen Einfluß zurückzuführen. Erst Brunhilde, die mit Columban nicht gut stand, verschaffte ihnen Erleichterungen, gegen welche Gregor der Gr. einschreiten zu müssen glaubte.
Das Concil von Meaux übernahm die Forderung des vierten toledanischen Conzils, daß die Kinder der Juden von den Eltern ge- trennt und im christlichen Glauben aufgezogen werden sollten. C. meint S. 155, daß sich eine solche Tatsache den Fälschungen staats- kirchenrechtlichen Inhaltes nähert. Ich halte es aber nicht für un- wahrscheinlich, daß die Fälschung sogar eine effektive ist, denn der Beschluß, daß die Söhne und Töchter der Juden von den Eltern