Ein Blick auf die Juden in Galizien.

Von Dr. I. Iiorowitz.

״Tliaten sprechen lautet die Ueberschrift der letzten Jahresumschau dieser Zeitschrift. Ein Versuch, aus dem Leben eine Illustration zu diesem Ausspruche zu geben, möchte wohl nicht unerspriesslich sein. Die Thafcen und Handlungen des verwichenen Jahres haben mit so lauter und eindringlicher Sprache geredet, dass Niemand, und stände er sonst der öffentlichen Thätigkeit noch so fern, sein Ohr vor dieser Sprache verschliessen kann. Wir sind allesammfc in Mitleidenschaft gezogen. Die glatte Stirn, der ruhige Blick sie heucheln sicherlich; die Falten haben sich nur nach Innen gezogen, der prüfende Geist ist desto unruhiger. Denn Jeder, wess Glaubens und wess Standes er auch sein mag, iuiiiVvüoit berechtigt, die jüngsten Ereignisse in den Kreis seiner Betrachtungen zu ziehen, nachzurechnen, was sie ihm genommen und was er durch sie gewonnen. Die Zeiten sind eben vorüber, in denen ein Krieg, vor den Augen der Völker, wie vor müssigeu Zuschauern sich abspielte und für die Folge kleinlicher Händel, persönlicher Misshelligkeiten zwischen den Souveränen oder den Regierungen angesehen wurde. Der Krieg entscheidet nicht mehr blos über Länder von so und so viel Einwohnern, sondern über bewusste V 01־ ker, nicht blos über so und so viel Objecte, sondern über eine Gesammtheit von Individualitäten, über be- wusste Subjecte möchten wir sagen, mit denen man zu

Frankel, Monatsschrift. XVI. % 4