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Emanuel Osmund und Jean Paul.

Emanuel Samuel mit dem späteren Zunamen Osmund 1 ) wurde einige Monate später als Jean Paul (18. oder 26. Juni 1763) in einem Dorfe eine Stunde von Schwarzach in der !Nähe Bayreuths geboren 2 ). Durch seine Jugendfreundin Renate Wirth 5 des Postmeisters Tochter in Hof, machte er im Jahre 1793 3 4 ) die Bekanntschaft des damals nicht in den glänzendsten Verhältnissen le- benden Hauslehrers Jean Paul. Schon am 3. September

1793 schreibt dieser an Renate: ״Gestern ging ich unter Finsterniss, Regen und Musik der Vogelsetzer־Armee zum guten, guten Mandel so nannten ihn die Freunde diese schöne Seele sollte nichts feil haben als Wahr- heiten . . . Wir discutirten fast bloss ich konnte gar nicht weg ein alter Jude mit einem Barte, so lang wie ein Kometenschwanz, kam dazu und sprach dazu und recht gut"4). Jean Paul fühlte sich zu Emanuel mächtig angezogen, dieser nahm die Freundschaft des ihm geistig so weit überlegenen Schriftstellers mit der dem Juden damaliger Zeit eigentümlichen Schüchternheit an; sie kamen, wie Emanuel selbst scherzhaft sagt, vom ״hoch- geehrtesten Herrn" zum ״hochgeehrten Freund", von da zum ״wertesten", zum ״teuren", zum ״schätzbaren", zum ״guten", zum ״besten Freund" 0 ). Am 30. October

1794 richtete Jean Paul von Hof aus den ersten Brief an seinen ״geliebten Emanuel", der sich in Bayreuth als Kaufmann häuslich niedergelassen hatte, und den dieser

r ) Den Namen Osmund (altdeutsch: Beschützer) nahm er 1813 auf J. Pauls Rath an. Lieb wäre es mir, schreibt dieser, wenn die Be- liörden Sie anfielen und befragten, warum Sie denn keinen ordent- liehen deutschen Namen gewählt, sondern einen verflucht fremden.

2 ) Jean Paul'8 Briefwechsel mit Otto, II, 79; Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Jean P. Fr. Richter (München 1863) I, 61, 255, 261.

3 ) Förster, der Herausgeber der ״Denkwürdigkeiten J. Pauls", seines Schwiegervaters, setzt irrthümlich den Anfang der Bekanntschaft ums Jahr 1797.

4 ) JeanPauls Briefe an eine Jugendfreundin (Brandenburg 1858) 57.

A ) Denkwürdigkeiten I, 27.