und das Judenthum.
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der Gemeinde, ist, wie die Vorsteher, gewählt, und wenn es un- ter Letzteren, so sie einmal gewählt und bestätigt sind, auch nicht Wenige giebt, welche — besonders in kleinen Gemeinden — recht paschamäßig zu walten trachten, so steht dies auf beiden Seiten ganz gleich. Den orthodoxen allein den Vorwurf zu »rachen, wäre lügenhaft, eiir weiteres Necriminiren hierüber knabenhaft. Das Weserr der Sache des Unterschiedes zwischen Jüdischem und Christ- lichenr, liegt anderswo. (Es wird ja auch Nienrand behaupten wollen, daß in Hiirsicht auf die allgemeinen Fehler und Schwächen rnenschlicher Natrrr, also auch Herrschlust, ein Unterschied zwischerr den Corrfessionen und Parteien im Allgemeinen bestehe.) Die jüdische Orthodoxie will nicht ״ herrschen", sie will das recipirte Gesetz zur Herrschaft bringen! Man nenne diese Unter- scheidung nicht etwa sophistisch; sie ist sehr begründet; es gilt dem Orthodoxen nicht, seine subjective Ansicht geltend zu macherr, sondern den Schulchan aruch. Machen wir es an einem Beispiel klar. Ein Rabbiner verweigert die Trauung einer חלוצה לכהן , einer וקוקה ליבם , er sucht die Verbindung auch mit allen ehrlichen Mitteln zu Hintertreiben. Ist er da herrschsüchtig, fanatisch, will er seine Meinung aufzwingen?! Oder ist das nun das Nämliche, wie das päpstliche Kon possumus? Nun, dies Kon possumus an sich werden wir uns nicht als Vogel- scheuche hinstellen lassen. Im Gegentheil! achtet jeder selbst Achtnngswerthe schon Denjenigen, der da spricht: ich kann nicht gegen meine Ueberzeugung handeln, so liegt die Sache noch viel günstiger, wenn es sich nicht um eine Ueberzeugung handelt, die ja höchst snbjectiv und haltlos sein kann, so daß man rvvhl von Starrsinn reden konnte, sondern wenn der Mann spricht: ich kann nicht, es ist wider das Gesetz! Und so steht denn aller- dingS auch der einzelne katholische Priester auf dem Boden feines kanonischen Rechtes und seines darauf sich stützenden ״ ich kann nicht", sicher da, so daß Ehrenmänner ihre Angriffe nur gegen das Gesetz und das Princip, nicht gegen die Person richten können. Nur im Munde des Papstes hat das Kon possumus etwas Gehässiges und zwar aus zwei Gründen. Einmal, weil man sagt: Du bist es ja selbst, der das Gesetz, die Norm ge- nmcht hat, oder für unverrückbar erklärt, und willst Dich nun dahinter schützen. Dann, weil man wohl weiß, daß, so die Macht