halachisch-excgetischen Sammlungen während der Tannäün-Periode. 169
gange' der Halachah in der direkt auf die Synode folgenden Zeit ihre volle Bestätigung. Es können nunmehr auch die von uns ebenfalls »priori gezogenen Consequenzen hinsichtlich der Gefahr, die aus solchen Verhältnissen hervorging nicht einem Zweifel unterliegen. Steht dies einmal fest; war die Gefahr wirklich und in der beschriebenen Weise vorhanden: so kann ebenfalls kein Zweifel obwalten, daß die von uns oben angege- denen Mittel allein geeignet waren, der Gefahr zu steuern. Wo in Anhäufung, Erweiterung und Complicirung des Stoffes einer- seits und in Verschiedenheit der Behandlungsweisen andererseits die Ursache der Gefahr liegt, da kann, so sollte man wenigstens meinen, nichts so sehr die Beseitigung derselben befördern, als eine allen Anforderungen entsprechende Redaktion und Verständi- gung der auseinandergehenden Lehrsysteme.
Befänden sich in den Quellen, eben so gut wie die unwider- legbaren Beweise für die Thalsächlichkeit der versuchten und zu Stande gebrachten Redaktion, auch für die Annahme Anhalts- punkte, daß die gedachte Verständigung angestrebt und erzielt worden sei, wir könnten schon jetzt einen wichtigen Theil der Aufgabe dieser Untersuchung als gelöst betrachten. Denn die Veranlassung zur Redaktion der bewußten Sammlungen so wie der Zweck, den diese verfolgt, liegen nun in ihrer Allgemeinheit bloß. Wir könnten dann einen Schritt weiter thun und unseren Blick auf die einzelnen Momente richten, die, foll die Untersu- chung nicht auf halbem Wege stehen bleiben und so auf die Einsicht in die Entwickelung der Redaktion ganz verzichten, nothwendig erforscht und festgestellt werden müssen. Nun findet sich aber in dem bedeutenden Quellenmaterial keine Spur von Anstrengungen, die, um uns so auszudrücken, die officielle Gesammtvertretung der Halachah als solche gemacht hätten, um die erwähnte Verständi- gung zwischen den verschiedenen Schulen zu erzielen. Eben so wenig lassen sich Anzeichen einer solchen Verständigung als vollzogene Thatfache erkennen. Nicht ohne Grund legen wir auf den Ausdruck officielle Gesammtvertretung so viel Gewicht. Es ist nicht zu leugnen, daß von Seiten der verschiedenen Redak- teure von Halachahsammlungen, auch von einzelnen Schulhäuptern und sonstigen Autoritäten Anstrengungen gemacht wurden, um, wenn auch nicht eine Aussöhnung der Lehrsysteme herbeizuführen,