194 Zur Geschichte der Juden m Arles.

astrologischen Kenntnisse, die sie zu Rathe zog. Er -soll ihr ihr tragisches Ende (1382) vorausgesagt haben. Nach dem Tode Johanna's trat ein Sproß der französischen Königsfamilie die Herrschaft an, Ludwig I. von Anjou, Sohn des Königs Johanns, derselbe, der nach dem Tode Carls V. in Frankreich die Regent- schaft geführt und während derselben die Privilegien der Juden für große Summen erneuert hat. Von ihm lernte sein Sohn Ludwig H (13841417), den Juden die Steuerschraube anzu- legen. Ein Jahr nach dem Antritte seiner Regierung, im Decem- ber 1385 legte er den Juden der Provence eine jährliche Steuer von 200 Goldgulden und 60 Pfund Pfeffer auf *), eine für jene Zeit beträchtliche Abgabe. Leistungen dieser Art Seitens der Juden a ) waren damals namentlich in der Provence nicht selten. So überreichten die Juden von Arles am 4. März 1426 dem neuen Erzbischof Louis d'Allemand für die Ueberlassung eines Bauplatzes im Judenviertsl u. A. 20 Pfund Pfeffer und eben so viel Wachs s ). Kostbare Gewürze gehörten eben zu den wichtigsten aus deni Orient bezogenen Artikeln ihres Handels, den sie im Süden noch immer beherrschten, obwohl sie von demselben seit den Kreuzzügen durch den Neid und die Mißgunst ihrer christlichen Concurrenten bedeutend zurückgedrängt wurden. Im Volke trat aber immer mehr und mehr eine feindselige Stimmung gegen sie zu Tage. Sie waren nicht mehr die stolzen Kaufleute von ehedem, sondern eine verachtete den Chikanen des Volkes ausgesetzte Volksclasfe. Ludwig HI. (141734) sah sich genöthigt, zu ihrem Schutze eigene Beamte (oonsarvatsurs) zu ernennen, ein Amt, das denr der gardiens der Juden in Frankreich nachgebildet und hervorragenden Edelleuten anvertraut

')SB. Noble Lalauziere p. 312. Vgl. Depping p. 820, wo die Geld- summe nicht genannt ist.

ף V. Stobbe a. a. O. p, 266. s ) Noble Lalauziere p. 276,