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Die Verheerung von Ungarisch Brod.

in der fünften Morgenstunde des 14, Juli*) über die Unglück- liehe Stadt hergefallen, die beim Erwachen nicht ahnen konnte, dass am Abend Ströme Blutes zwischen rauchenden Ruinen ihre Strassen bezeichnen würden. David Petnehäzy, Adam Räcz deGalgo * 2 * ) und PaulRevai 8 ), so hiessen die Hauptleute, unter deren Rührung die entfesselte Horde mordend und plündernd sich über die wehrlose Stadt ergoss, deren Thor sie ohne Widerstand hatten einrennen dürfen. Wie ausgehungerte Wolfe stürzten sie sich auf die gern Hab und Gut den Plünderern hingebenden Bewohner; blutrünstig und mordgierig, wie sie waren, gingen sie nur über Leichen, durch Blut watend, an ihr Plünderungswerk. Da gab es keinen Unterschied, jede Schranke war aufgehoben. Auf dem Schlosse des Grafen Kaunitz, wo sie die Beamten niedermetzelten, wie im Kloster der Dominikaner, wo sie die Mönche wegschleppten und selbst der Ruhe der Todten nicht schonten, durch alle Strassen der Stadt tobte die wilde Jagd. Keine Kirche, nichts Heiliges war vor diesen Schergen der Hölle sicher, die mit Messgewändern ihren frechen Mummenschanz trieben und die Pfeifen ans der Orgel brachen, um von ihren Pferden herab dem schauerlichen Todtentanz noch die Musik zu bereiten.

Was hätte da die Unholde, die nur Mord und Raub als einzige Losung kannten, vor der Judenschaft dieser Stadt sollen Halt machen heissen! Eben hatte die Gemeinde am Morgen des 20. Tammus sich zum Gebete versammelt, als das Yer- hängniss hereinbrach. Die Phylakterien um Haupt und Arm gebunden, so empfingen die Betenden den Todesstreich. Das ^Gotteshaus ward zum Leichenfelde, und als es Nichts mehr "darin zu morden gab, da kehrte sich die Wuth der Stürmenden gegen das todte Heiligthum, das im Augenblick in eine Trümmerstätte sich verwandelte. Die Thorarollen im Gesetzes- schrein wurden in Stücke gerissen, verhöhnt und zertreten, als hätten sie den Untergang der Gemeinde nicht überdauern sollen. Die Spitzen der Gemeinde, ihre Führer, ihre Lehrer, ihre Yorsteher schwammen erschlagen in ihrem Blute. Das hatte der vom Schicksal viel umhergetriebene R. Nathan Nata Hannover, der Sohn des selbst als Märtyrer gefallenen

ג ) Die Mitlheilung der Aufzeichnung aus dem Dominikanerkloster von Ungarisch - Brod in Beilage I verdanke ich meinem Schwager Dr. J. H. Oppenheim in Brünn.

2 ) S. TÖrök-magyarkoxi allam-okmänytär (Pest 1870) III, 412.

3) Ib. VI., 888,