Neueste exegetische Methoden.
Von s. Jampel.
Die orientalischen Ausgrabungen der letzten Jahr- zehnte haben nicht bloß das unvergleichlich hohe Alter der babylonischen Kultur ergeben, sondern auch zur Evidenz gezeigt, daß die babylonische Kultur die ganze alte Welt beherrscht hat, und daß alle Völker des Altertums ihre ersten Kultureintlüsse Babylon zu verdanken haben. Die Überraschenden Funde in Tell-el-Amarna, Boghöseki und Palästina haben gezeigt, daß babylonische Schritt und Sprache durch alle Perioden des Altertums in Kleinasien bei den Hethitern, in Vorderasien, Ägypten und Kanaan das allgemeine Verständigungsmittel der Wissenschaftler und Diplomaten gewesen ist, und daß die Kunst und Wissenschaft, die Religion und Mythologie aller dieser Völker von baby- Ionischen Anschauungen durchtränkt waren.
I. Die astralmythologische Methode.
. Babylon, die im Altertum sprichwörtlich bekannte Geburtsstätte der Astronomie, war selbstvertändlich auch die Urheimat der Astrologie, aus welcher eben die erstere Wissenschaft sich entwickelt hat. Auch später noch wurde, wie bekannt, die Astronomie nur zu Zwecken der Astrologie gepflegt. Da nun die astrologische Weltauf- fassung in allen Geschehnissen dieser Erde nur ein Ab- bild von den Vorgängen am Himmel erblickt, so ergibt sich daraus, daß, wenn die alten Babylonier nicht selbst- geschaute Ereignisse aus der fernen Vergangenheit sich er- zählt haben, sie diese doch nur vom Himmel abgelesen haben können. Denn wenn schon die künftigen Vor-
Monatsschrift. 64 . Jahrgang. 25