Besprechungen.
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selbst in der Einleitung a. a. O. zugibt; Philo bezeichnet keine als sein geistiges Eigentum. Bei seinen Deutungen griechischer Worte, von denen manche nicht besser sind als die obige, läßt sich die Quelle nicht seiten nachweisen. Er ist eben viel seltener ein Mehrer, als ein Vermittler der Wissenschaft; er übernimmt die etymologischen Spekulationen seiner Zeit ebenso unbedenklich wie die naturphilo« sophischen; und daß die in Griechenland längst bestehende Neigung zu etymologisieren sich in Alexandrien auch auf das Hebräische geworfen hatte, ist um so verständlicher, da ja die Bibel selbst oft genug etymologisiert; auch der Talmud tut es nicht selten. Zweifellos hat also Philo auch auf diesem Gebiete Vorgänger gehabt, mögen sie nun literarisch tätig gewesen sein oder nicht; und statt aus seinen Etymologien auf seine hebräischen Kenntnisse zu schließen, sollte man die Argumente, die *gegen seine Kenntnis des Hebräischen längst vorgebracht sind 1 ), prüfen und danach beurteilen, ob die Etymologien nebst all den Erklärungen, die auf ihnen aufgebaut sind, von Philo stammen können oder nicht — eine Frage, die für unser Urteil über Philos Selbständigkeit von größter Bedeutung ist.
Den einzelnen Schriften gehen Inhaltsübersichten voraus, an welche sich manchmal kurze Bemerkungen knüpfen. Wenn in der Einleitung zur Moses-Biographie vermutet wird, Philo sei zu ihrer Abfassung durch die gegen die Juden erhobene Beschuldigung des Menschenhasses veranlaßt worden, so ist dies wohl eine zu spezielle Formulierung eines an sich zutreffenden Gedankens: Philo versucht in dieser apologetischen Schrift dem Haß und der Verachtung ent* ־ gegenzuarbeiten, auf welche die Juden in den von ihm hochverehrten gebildeten griechischen Kreisen stießen; und die obige Beschuldigung ist zwar die verbreitetste, aber doch nicht die einzige gewesen, die man gegen die Juden erhob.
Die Auffassung der Gesamteinleitung, daß Philo seiner Bildung nach weit mehr Grieche als lade gewesen ist, bestätigen die knappen Anmerkungen zur Übersetzung, die der Erklärung schwieriger Stellen und dem Quellennachweis dienen. Philo ist ein so gebildeter Mann, daß der mit dem damaligen Stande der Wissenschaft nicht vertraute Leser seinen Ausführungen (man denke nur an die Zahlen- Spekulationen!) nicht ohne Anleitung folgen kann. Zum Widerspruch geben diese sehr lehrreichen Notizen selten Anlaß. Wenn Philo
! ) Vgl. Siegfried, Philo als Erklärer der heiligen Schrift S. 142. Vielleicht ist auch zu beachten, daß Philo die Ähnlichkeit des lat. septem mit griech. kennt (Weltsch. 127), nicht die des hehr
שבע , und daß sich die Namen Abram und Abraham nach de Abr. 81. nur durch die Hinzufügung eines a, unterscheiden.