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Besprechungen*

Welt nicht auf einmal geschaffen ist (M. Abot 5, 1; Philo ebd. 13); warum am Schluß des ersten Tagewerkes die Kardinalzahl (»ein Tag«) statt der Ordinalzahl steht (vgl. Horovitz a. a. O. 65, 5); warum es heißt: wir wollen einen Menschen machen (Ber. r. 8, 3 ff.; Philo ebd. 72); wieso die Brüder Joseph nicht erkannten (Ber. r. 91, 7; Über Joseph 165). Die Meinung, daß Siebenmonatskinder lebensfähig seien, Achtmonatskinder nicht (Weltschöpfung 124), ist auch rabbinisch (T. Nidda 27 a). Der mehrfach (z. B. Über Abr. 76) wiederkehrende Gedanke, daß man Gott ebensowenig sehen könne, wie man in die Sonne blicken kann, findet sich auch T. Sanh. 39 a. Die Mahnung (Über Abr. 259), einen Verlust als Rückgabe eines anvertrauten Gutes aufzufassen, erinnert an den Trost, den Beruria dem Rabbi Meir an der Bahre seiner Söhne spendet, aber auch an Epiktet, Handbüchlein Kap. 11: ist dein Kind, dein Weib gestorben, so sprich: ich habe es zurückgegeben. Einige weitere Parallelen weisen Horovitz a, a. O. und Tr eitel im vorigen Jahrgange dieser Monatsschrift nach. Sehr wünschenswert wäre es, wenn in späteren Bänden die Parallelen aus Philo, die stets für das Verständnis und gelegentlich auch für die Textkritik von Wert sind, möglichst vollständig verzeichnet würden.

Die Ausstattung unseres Bandes ist vorzüglich, der Druck fast völlig fehlerfrei (S. 18 der Einleitung muß es דברר, תורד, כלשון בני אדם heißen, nicht דברי ). Möge die ebenso gelehrte wie sorgfältige Arbeit dazu beitragen, das Bild des »ersten Theologen« all den theologisch Interessierten lebendig zu machen, denen der Weg zu ihm seither verschlossen war; möge sie der Philoforschung Arbeiter aus den Kreisen der Kenner des jüdischen Schrifttums zuführen und eine ähnliche befruchtende Wirkung auf das Studium der jüdisch-alexan- drinischen Literatur ausüben, wie sie die Cohn-Wendlandsche Text- ausgabe zu verzeichnen hat.

Frankfurt a. M.

Heinemann.