353 Der zweite Krieger : Wie soll ich nicht fragen , wie soll mein Herz ohne Unruhe sein in dieser Stunde ? Weiß ich denn , wo ich stehe und wielange ? Dies Dunkle hier unter der Mauer , wo der Stein hinbröckelt und fällt , vielleicht ist es morgen mein Grab , und der Wind , der mir um die Wange fährt , vielleicht findet er mich morgen nicht mehr . Wie soll ich nicht fragen , da ich lebendig bin , um mein Leben ? Die Flamme zuckt auf und windet sich , ehe der Docht lischt ins Dunkel , wie sollte das Leben sich nicht heben zur Frage , ehe es lischt in den Tod ? Vielleicht ist es schon der Tod in mir , der so fraget und nicht das Leben mehr . Der erste Krieger : Du grübelst zu viel . Nichts nützt es und quält nur . Der zweite Krieger : Gott hat uns das Herz aufgetan , dafe es sich quäle . Der erste Krieger : Was hilft es dann zu reden . Wir haben Wache , mehr will ich nicht wissen . Der zweite Krieger : Das Reden halt wach , und es hören s nur die Sterne . ( Ein Schweigen wieder zwischen beiden . ) Der zweite Krieger : Was kommt da ? Vom Dunkel schleicht es heran . Der erste Krieger : Wieder Müßiggänger ! Sie sollen schlafen des Nachts . Jag sie heim ! Der zweite Krieger : Nein ! La6 sie reden und tritt ins Dunkel . Laß uns hören , was sie reden . Es scheucht den Schlaf von den Lidern , die Stimme der Menschen zu hören . Trift zurück in den Schatten ! Der erste Krieger : Ein Sonderbarer bist du ! Ich schreite die Runde ! ( Die beiden Krieger treten zurück in den Schatten des Mauedurmcs . Ihre Gestalten verschwinden in dem tiefen Dunkel , das mit scharfer Schatienschneide gegen die vom Mondlicht überflutete Mauer grenzt . Nur ihre Lanzen funkeln manchmal leise hervor . ) Jeremias und Baruch ( steigen aus dem Dunkel der Tiefe die Mauer empor , Jeremias hastig voran , Baruch mühsam seiner Erregung folgend . Der Krieger steht , von ihnen ungesehen , im Schatten wie aus Erz gegossen ) . |