ZeiSschrlid für Politik, Wirtschaft und Literatur In GsJ wsü ^/cs3
Erschein sr/dmol fm Mona* unScr Mitwirkung von
Ataxander Eiiasbcrg / Dr. Adolf Friedcmano Geh. JtscSarci Dff. Eugen Fuchs / Prof. Dr. Frcm Oppcnhcimcr
Mabcgrändct von
Hermann Cohen
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IV. Jahrgang • io. Oktober xgig Heft i
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Diese Zeitschrift ist ein offener Sprechsaal für Jedermann. Für den Inhalt der Artikel übernehmen die Autoren selbst die Verantwortung inumimuinttiiiunmiiiimumM^^
Alle redaktionellen Sendungen wolle man an Herrn Dr. Wlad. W. Kaplun-Kogan, Breslau i6, Auenstr. 13, richten
Die neutralen Juden und die Weltpolitik
Von Dr. Adolf Friede mann, Amsterdam,
Der Haupteincfruck, den man von dem neutralen Judentum jefr'\ da der Frieden geschlossen ist, empfängt, besteht darin, dass es sich in die neuen Verhältnisse nur schwer einzufügen vermag. Der Riss, der zwischen Ost und West stets klaffte, und der so häufig zu Miss- verstand lissen geführt hat, musste sich naturgemäss wahrend des Krieges noch erweitern. In fünf langen Jahren sind sich die Menschen fremder geworden, die Kenntnis der Verhältnisse, die früher der Verkehr vermittelte, hat nachgelassen, und die neu gesdiaffenen Umstände in len Staaten des Ostens, die der Krieg durchfurchte, sind noch wenigf «bekannt. Die deutsche Judenheit, die früher eher nach Westen ab nach Osten, gravitierte, ist für den westlichen Beschauer infolge anders gearteter poetischer Weltbetrachtung und infolge des jahrelang bestandenen Zusammenhangs mit den Judenmass-en der Okkupationsgebiete nach Osten hinü.^er- geglitten. Erst allmählich beginnt man wieder die alten Fäden nach Deutschland zu knüpfen, während die wenn auch losen Beziehungen zur Judenheit der Entente durch den ganzen Krieg hin fortbestanden haben. Natürlich hat dazu auch die innere politische Stellungnahme der neutrafen Juden beigetragen, denn sie war zum mindesten steelisch nicht den 1 Mittel mächten geneigt. Man d!arf sich nicht darüber täuschen, dass das Judentum der Schweiz, Hollands und der nordischen Länder mit seinen Sympathien auf Seiten der Entente stand und heute noch' steht. Man hat -Czn Militarismus und 1 den deutschen Beamtenton gehasst, den Imperialismus — und als seine Frucht die politische Zurücksetzung! der Juden in Deutschland — widerwillig empfunden. Und merkwürdigerweise trägt man dss gefühlsmäßig auch den deutschen Juden nach, d£e ja wirklich» für diesen