'iuficrSrcuBcken Teil 'dcutscte Einrichtungen niemals besondere Vorliebe gczmgk. haben. Der ©berflädh1£cfe Diirchsdmittsmensch generalisiert eben mmcr — Pferde, Neger, 'selbst die Bewohner von Nachbarländern haben für ihn zunächst stets »die; gfeiich'e. Physiognomie, einen gleichen seelischen Typ. Unwillkürlich Identifiziert man &o. das deutsche Judentum in gewissem Sirius mit dem 'Deutschtum und besinnt sidh erst alimählich auf Afaicunft, Verwandtschaft und alles das, was man dem deutschen Juden-? tum sdhuldete und vor dem Kriege an ihm zu sdl^tzen) gewohnt war.
Das hoflIndische Judentum, kräftig und bodenständig wie es Ist, .scheint in hohem Masse m]it dem Boden verwachsen. In diesem WSeseaihnda am Meer mit seinen weidenden Herden, Glodkentürmchen, zierlichen Eanzelhäusdhen, backsteingepflästerte n Gassen , und stillen Grachten, in dem selbst die Grosstädte ganz nach alter Tradition fortgebaut werden, in diesem Landfc individueller Zurüdkgezogenheit und beschaulichen Familienlebens haben die Abkömmlinge aus dem fernen Süden sich dem Charakter der Bewiohner in hohem Grade assimiliert. Zum mindesten die Gebirdeten erscheinen temperamentloser als anderwärts, amnahbar, in sich abgeschlossener. Dieses iLand 1 , das ihre Vorfahren in den Zeiten schwerer Verfolgung aufnahm und ihnen jedes Recht freier Börger gab, -in dessen grünen Boden sie ihre Väter zur ewigen Ruhe ketteten, ist ihnen ans Herz gewadislen als eine wiirkliche HeimaF. Wohl leben auch unter ihnen tausende von Zuwiamdferern, aber sie prägen der holländischen ■ Judenheit nicht den Stempel auf. Amsterdam zählt 60 000 Juden, aber man bemerkt (sie Weniger, als in anderen Grossstädten mit weit geringerer jüdischer Einwohnerschaft. Und sie sind konservativ, wie ihre Umgebung, Hier gibt es* noch immer die uralten Gemeinde- k Verfassungen, die aKe Scheidung lin sephardische und 1 hochdeutsche „Gemeinden", die uralten Friedhöfe im Grase der Marschen und die Wohlfahrtsanstalten mit »Regenten", ganz .wie in der Zeit von Franz Hals' sind Rembrandt van Rijn. Wenn heute in Amsterdam noch ein Ghetto besteht und in ^hm das Strassenleben wie in den Städtchen des Ostens sich abspielt, so darf ,<man doch nicht glauben, dass die Bewohner sich etwa wie im Osten als landesfremd empfinden. Die übergrosse Mehrzahl der Bewohner spricht holländisch, kennt vom Judentum in der Hauptsache nur das Ritualgesetz und ist mit dem geistigen Leben des Ostens durchaus nicht vertraut. So kommt es, dass dem holländischen Judenten die internationale Vermittlerrolle, die dem Judentum, wie ich glaube, letzt nach dem Kriege vor allem 1 obliegt, zunächst gar nicht" zum Bewusst- seän ücam. . • *• • •
Aber es wird! durch die Macht der Tatsachen aus dieser Lethargie hart aufgerüttelt, muss sich mit der allgemeinen Weltlage beschäftigen, um seiner Selbsterhaitung wiütcai; wneff gerade wlejtf es stolz ist auf seinen alten, - kulturellen und politischen Einflusis im Lande selbst. So hat sich daa- holländische Judentum zunächst auf seine historische Tradition besonnen, die den freiheitlichen Bürgern eines freien Staates schon vor nunmehr fast 200 Jahren gebot, für die bedrängten Volksgenossen im Osten einzutreten. Und wie das .holländische Judentum des 18. Jahrhunderts die Generalstaaten zu lebhafter Intervention bei Maria The-