DIE ETHNOGRAPHIE DER JUDEN

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arischen Rassenele­ments in Kanaan an­gesehen. Diese An­nahme beruht aber auf falschen Voraus­setzungen. Man sah die Amoriter deshalb für Arier an, weil sie auf ägyptischen Dar­stellungen mit blon­den (das heißt gelben) Barten und grauen Augen erschienen. Nun erklärt sich der helle Bart aber dadurch,

JUDÄER

legten. Blätterte das Schwarz nun ab, so kam die gelbe Unter­lage zum Vorschein. In Wirklichkeit also wurden dieAmurru 44 (Amoriter) wie alle Semiten stets mit schwarzen Bärten von

den ägyptischen Künstlern dargestellt. Denn die Amoriter sind ihrer Sprache nach zweifellos Se­miten gewesen; den

daß die ägyptischen Aus Sigra< Feist: Stamineskunde der Kanaanäern und He-

Maler die schwarze Farbe mit Gelb unter -

Juden, J. C. Hinrichs Verlag

bräern standen sie in dieser Hinsicht ziem­

lich nahe. Von ihnen konnte den Hebräern also kein arisches Blut zufließen.

Heute ist die v. Luschansche Theorie längst von allen ernsten Wissenschaftlern (nach dem Vorgang dieses Meisters selbst) aufgege­ben. Man hat eingesehen, daß man ein so verwickeltes Problem, wie es die jüdische Rasse bietet, nicht durch eine einfache Formel lösen kann. Wenn schon die rassenhafte Zusammensetzung des deutschen Volkes, das doch seit anderthalb Jahrtausenden im großen ganzen auf seinem Boden beharrt, schwer zu umgrenzen ist, und jede neue Auflage der gegenwärtig populären GüntherschenRassenkunde des deutschen Vol­kes" immer andere und verfeinerte Gliederungen seiner Bestandteile bringt, so kann man an diesem Beispiel ermessen, wie schwierig es sein muß, ein Volk, wie das jüdische, das länger in beständiger Wan­derung ist, als das deutsche Volk zu seiner heutigen Formung Zeit brauchte, rassenhaft zu erfassen. Wie viel fremdes Blut ist dem jüdi­schen Volk doch seit dem ersten Exil, also seit zweieinhalb Jahrtausen­den, zugeflossen! Mag es auch immer wieder assimiliert und aufgezehrt worden sein, die Spuren können nie ganz verlorengehen und treten oft nach Generationen wieder ans Tageslicht. So ist die Völkergeschichte ganz Vorderasiens, Nordafrikas und Europas wie auch fernerer Län­der auf Israels Antlitz eingegraben.

Wenn wir ganz absehen von der Vermischung der Hebräer nach ihrer Besitzergreifung Kanaans mit den semitischen und stammver­wandten Vorbewohnern, von denen wir außer den Namen (wie Jebu- siter in Jerusalem, Perisi im Gebirge, Chiwi des Hermon im Lande Mizpa usw.) nichts wissen, so müssen wir rassenhaften Einfluß der nördlich wohnenden Hethiter, der westlich wohnenden Philister, die von Kreta herübergekommen waren, der Wüstenstämme (Ammon, Moab, Edom, Aramäer, Amalekiter) im Osten und Süden Kanaans als erwiesen annehmen, da die Bibel uns dafür vielfache Beweise an die