FRANZ WERFEL : DER TOD DES KLEIN¬ BÜRGERS . Paul Zsolnay Verlag , Wien - Leipzig . Viel verborgenen Heroismus kennt der Alltag des Lebens . Hinter knappen Zeitungs¬ notizen , in einer Parle birgt sieh oft der Ab¬ schluß , das Geheimnis eines Kampfes , würdig der Tragödie des Gigantenslreites . Solch ein Ringen mit der größten Macht , die dem Men¬ sehen auf seinem Erdenwege entgegentritt , dem Tode , gestallet das Erzählergenie Wer¬ feis zum Hymnus auf das Pflichtbewußtsein des Kleinbürgers gegen Frau und Kind . Vom Tode gezeichnet , von den Ärzten aufgegeben , erzwingt die Konzentration einer Kraft , von der man nicht weiß , ob man sie noch menschlich nennen kann , oder ob sie aus höheren Sphären stammt , das Erwachen aus der Agonie : ein lebender Leichnam will nicht zur Ruhe kommen , bevor nicht längst ab¬ gestorbene Hände das leLzte Blatt vom Ka¬ lender gerissen , erloschene Augen mit end¬ licher Glückseligkeit das Datum des kriti¬ schen Tages erblickt haben , jenes Tages , des¬ sen Erleben Inkrafttreten der mit den ge¬ samten Ersparnissen erkauften Lebensver¬ sicherung und damit Versorgung der Hinter¬ bliebenen bedeutet . Des Menschen Kampf mit dem Schicksal , das ihm und den Seinen zum Verhängnis zu werden droht , Sieg und befreiende Lösung hat Werfet in der knap¬ pen Form der Novelle meisterhaft gestaltet . ALFRED NEUMANN : DER TEUFEL , — RE¬ BELLEN . — Romane . Deutsche Verlags - anstalt , Stuttgart . In Neu m a n n ist der deutschen Lite¬ ratur ein Erzähler erstanden , dessen große , geradlinige Gestaltung einer Zeitepoche so¬ bald nicht iibertroffen werden wird . Im Roman „ Der Teufel " erzählt er das Schicksal des Meisters Oliver aus Gent , der als Freund , Berater , Minister und — Dämon König Lud¬ wigs XI . von Frankreich in das politische Geschehen so eingesponnen ist , daß jede Re¬ gung des Herzens , jede Gemütsaufwallung , der Kampf zwischen diesen beiden Menschen um die schöne Anne die politische Gestal¬ tung eines großen Reiches entscheidend be¬ einflussen kann . Diese Wechselbeziehung zwi¬ schen Wohl und Wehe der Einzclpersönlich - keit und dem Schicksal einer Dynastie , dem Kampfe gegen die Übermacht des Adels und der Sorge um Millionen Untertanen , die im endlichen Sieg der Staatsraison über das Menschenherz und der daraus sich ergeben¬ den Unterordnung alles menschlichen Fuh¬ lens unter die politische Notwendigkeit sich dokumentiert , verleiht Meister Oliver jene dämonische Aura , die seinen Beinamen , vom Volke geprägt und selbst als Adelslitel ge¬ wählt , Sieur le Mauvais , erklärt . Die Kraft der dichterischen Gestaltung zwingt uns , all dies Geschehen so mitzuempfinden , so mit¬ zuerleben , als wären es nicht Personen und Geschehnisse aus längst verschollener Zeit . Charaktere , Schicksale , politische Intrigen sind mit den Augen unserer Zeit gesehen und dies macht den historischen Roman zu einem lebenden Zeugnis seiner Zeit , zu einer Aktualität unserer Tage . Denn gerade jetzt ist die Frage so aktuell , ob in einem gewis¬ sen historischen Zeilabschnitt , eine Persön¬ lichkeit , ihr Charakter und Wille von aus¬ schlaggebender Bedeutung für die historische Entwicklung sein kann . Dies erklärt den großen Erfolg dieses Romans , dessen Auf¬ lage bald das 100 . Tausend erreicht haben wird . , ,R e b e 11 e n " , der neue Roman Alfred N e u m a n n s , führt in die Zeit des Kamp¬ fes der Carbonari um das einige Italien und die Abschüttlung der Fremdherrschaft . Wie¬ der ist es das Individuum , der halblahme Musiker Gioia , dessen Sünde ihn in die Fänge der mächtigen geheimen Organisation geführt hat , so daß sein Einzelschicksal ein Teil des großen Geschehens wird . Dämo¬ nische Gewalt des Schicksals wirbelt Men¬ schen gegeneinander , die Liebe und Haß für einander empfinden , wo politische Erwägun¬ gen von ihnen Meisterung des Gefühlslebens fordern . Der Wille der kollektiven Persön¬ lichkeit , der Wille , der Staaten bilden und vergehen läßt , steht im Kampfe mit der Ein - fett fem » IühI SRifP |